Bericht zu unserem Besuch in Stendal

Die Stendaler Volksstimme hat am 11. März über uns berichtet.
Bezug ist unser Besuch in Stendal am 5. März
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Bericht zu unserem Besuch im Bergischen Land

Das Wochenblatt Ludwigshafen hat am 9. März erneut über uns berichtet.
Bezug ist unser Besuch in Wallefeld am 25. Februar
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Bericht zu unserem Besuch in Obersuhl

Die Eisenacher Allgemeine hat am 9. März über uns berichtet.
Bezug ist unser Besuch in Obersuhl am 30. Januar
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Bericht zu unserem Besuch in Weißenhorn

Die Neu-Ulmer Zeitung hat am 5. März über uns berichtet.
Bezug ist unser Besuch in Weißenhorn am 11. Februar
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Bericht zu unserem Besuch in Prenzlau

Die Prenzlauer Zeitung hat am 4. März über uns berichtet.
Bezug ist unser Besuch in Prenzlau am 3. März
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10. März: Wittenberg und zurück

Wittenberg: Luther-Haus und Hundertwasser-Schule

Heute runden wir den Wittenberg-Besuch ab. Wir sehen uns das andere Ende der Altstadt an: zuerst die heute anders genutzten Gebäude der von 1502 bis 1817 bestehenden Universität Leucorea, an der die Reformatoren lehrten und die Bedeutung der Uni, die zeitweise die größte Deutschlands war, begründeten. Daneben steht das Haus von Melanchton, das ihm der Kurfürst gebaut hatte. Heute ist es Museum, jedoch aktuell wegen Erweiterung um das Nebenhaus geschlossen. Der Dachstuhl wird gerade abgebrochen, die alten, teilweise durchgesägten Balken liegen vor uns. Interessant sind die unterschiedlichen Zustände. Daneben steht im Hinterhof das Lutherhaus, das bis zur Reformation Augustiner-Kloster war und in das Luther 1508 als Mönch einzog. Ab 1525 hat seine Frau, Katharina von Bora, hier einen größeren Betrieb aufgezogen: große Familie, Studentenwohnheim, viele wissenschaftliche Gäste. Damit die Versorgung gesichert werden konnte, zog sie eine Landwirtschaft auf. Am Ende war die Luther-Familie der größte Gund- und Viehbesitzer Wittenbergs. Nach Luthers Tod wurde der Komplex erweitert und in die Uni einbezogen. Das große dreistöckige Haus ist heute Luther- und Reformations-Museum und zusammen mit den beiden Kirchen Unesco-Weltkulturerbe. Das Museum zeigt in etwa 15 Thementafeln die theologischen Ausgangsfragen und den Ablauf der Reformation sowie die Auswirkungen auf die allgemeine Bildung. Das alles wird durch etliche Objekte der Zeit und besonders durch viele beeindruckende Schriften Luthers in Original und Kopie verdeutlicht. Die Inhalte und Zusammenhänge der Reformation sind uns jetzt erst richtig klargeworden. Und wir sehen, dass sie neben der Überzeugungskraft und unermüdlichen Arbeit Luthers bis zu seinem Tod nur funktionieren konnte, weil herausragende andere Wissenschaftler daran mitgearbeitet haben, und Cranach als Unternehmer die Öffentlichkeitsarbeit mit Illustrationswerkstatt, Druckerei und als Verleger organisiert hat. Anschaulich sind der Hörsaal mit Disputationspodium und die nahezu originale Lutherstube, in der wissenschaftliche Diskussionen stattfanden.
Um noch etwas anderes als Altstadt und Reformation zu sehen, gehen wir zur Hundertwasserschule durch die weitläufigen Gründerzeitviertel und die weiter draußen liegenden Plattenbausiedlungen. Dort liegt auch die Schule, ein Plattenbau, zu dem Hundertwasser auf Anfrage der Schule unter Mitarbeit der Schüler kostenfrei ein Umbaukonzept für außen und innen geliefert hat. 1999 ist der Umbau fertig gestellt worden. Das Gebäude sieht wirklich gelungen aus. Der Zustand aller Siedlungen, die wir durchwandern, ist gut, nur einzelne Gebäude zwischendurch sind noch unsaniert. Alles sieht aufgeräumt, wenn auch etwas langweilig aus.
Nach genau zwei Tagen steigen wir am Bahnhof in den gleichen Zug, mit dem wir aus Berlin gekommen sind, und fahren die Fortsetzung bis Leipzig. Alles weitere bis Ludwigshafen klappt wie geplant, nur machen die Züge einen etwas volleren Eindruck, vielleicht eine Folge des Lokführerstreiks am Vormittag.
Auf dieser neuntägigen Reiseetappe hatten wir hervorragendes Wetter: fast immer strahlend blauer Himmel mit einigen Plusgraden, nachts herrlicher Sternenhimmel und Frost. Nur an den letzten beiden Tagen zeigten sich mehr Wolken, es war etwas wärmer, dafür windiger.

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9. März: Lutherstadt Wittenberg

Lutherstadt Wittenberg: Stadtkirche, Reformation (Ziel: Ulrich)

Unser Ideengeber Ulrich hat uns die Stadtkirche Wittenberg genannt, in der Luther gepredigt hat. Passend dazu stellt sich heraus, dass unser Standort, das Luther-Hotel, von der Berliner Stadtmission betrieben wird. Um zwölf Uhr haben wir eine eigene Führung in der Stadtkirche vereinbart. Uns führt Kirchmeister Bernhard Naumann. Wir sind eineinhalb Stunden mit ihm unterwegs, er erklärt uns engagiert viele Details in der Kirche. Wir haben uns schon vorher etwas über Martin Luther nachgelesen: Nach allgemeinem Magisterstudium am Beginn des Jura-Aufbaustudiums wurde er aufgrund eines persönlichen Erlebnisses Augustiner-Mönch. Als Priester und Doktor der Theologie erhielt er eine Professur an der Wittenberger Universität. Er setzte sich zunehmend mit den Hintergründen des damaligen Ablasshandels in der katholischen Kirche auseinander, was zu seinen 95 Thesen an der Schlosskirche führte. In den darauffolgenden Disputen gewann er unter anderen als Anhänger und Mitstreiter den Griechisch-Professor Philipp Melanchton und den späteren Stadtpfarrer Johannes Bugenhagen. Als weitere wichtige Unterstützer fallen uns besonders als Übersetzer Justus Jonas sowie als Maler und Drucker Lucas Cranach der Ältere auf. Bernhard Naumann erläutert uns ausführlich die Altarbilder von Cranach von 1547, die Rolle der Reformatoren auf den Darstellungen von Taufe, Abendmahl, Predigt und Beichte, und wie in der Symbolik dieser Darstellungen das reformatorische Gedankengut zu erkennen ist. So betrachten wir uns auch einige der Epitaphen, die sich an den Wänden des Chores befinden, und das Taufbecken von Vischer, das schon Bugenhagen genutzt hat. Die neugotische Gestaltung des Kirchenraums mit Orgel, Kanzel und Empore in für protestantische Kirchen typischem Grau-Gold stammt erst von 1811. Wir diskutieren die Bedeutung von Cranach bei Bebilderung und Gestaltung, Druck und Verbreitung der Schriften und Bibelübersetzungen. Uns wird klar, wie die hohe Auflage und der freie Verkauf bei breiten Schichten das Lesen-Lernen und den Zugang zu Bildung ermöglicht hat. Hier hat die Reformation sicher über die Veränderungen in den christlichen Kirchen noch viel mehr bewirkt. Die Kirche beeindruckt nicht unbedingt durch ihr eher schlichtes und außen grobes, wuchtiges Aussehen als durch die Zeugnisse und tiefen Spuren der Reformation und bringt uns Zusammenhänge der Reformationszeit nahe, von denen wir in der Schulzeit zwar einiges gehört, aber in dieser Tiefe nicht verstanden haben. Der nahegelegene Marktplatz beeindruckt durch seine Weite, auf der das repräsentative Renaissance-Rathaus und die Standbilder von Luther und Melanchton, beide ohne die in Restaurierung befindlichen Baldachine, gut zur Geltung kommen. Am Nachmittag schauen wir in das Pfarrhaus von Bugenhagen, in eine kleine Ausstellung in den Cranach-Höfen und eine alte Druckwerkstatt. Cranach war eine der wichtigsten Unternehmerpersönlichkeiten in Wittenberg und zeitweilig auch Bürgermeister. Wir besuchen die Schlosskirche, die sich mehr als Luther- und Reformations-Gedenkstätte präsentiert. Luther und Melanchton sind hier beigesetzt. Optik und Ausstattung sind im Wesentlichen aus der Zeit um 1880 und durch die Pläne von Schinkel und die wilhelminische Zeit geprägt. Wir erkennen einen durchgängigen Stil, der uns – auch durch den stark ausgeprägten Gedenkcharakter – nicht besonders gefällt. An der Außenfassade fällt die Bronzetür mit den eingegossenen Thesen auf Lateinisch auf, die die 1760 bei einer der vielen Beschädigungen verbrannte Original-Tür ersetzt hat, und der ausgefallene Rundturm auf. Wir beenden den Tag mit einem Spaziergang zur Elbe, die von der Altstadt durch die Bahnlinie und eine vierspurige Umgehungsstraße stark abgetrennt ist. Umgeben ist sie durch breite, etwas feuchte Wiesen, die wir nur auf Wegen durchqueren können. Wahrscheinlich sind sie als Überflutungsgebiet bei Elbehochwassern vorgesehen. Auf diesem Weg wird mir klar, was mich in allen Altstädten der ehemaligen DDR unbewusst befremdet: Nach der Verfallsphase in der DDR wurden nach der Wende große Teile gründlich saniert. Sie sehen jetzt gut – zu gut – aus, und alle in einem ähnlichen neuen Erhaltungszustand. Dazwischen fallen dann die Gebäude und Hinterhöfe, an denen meist aufgrund unklarer Besitz- oder Erbverhältnisse noch nichts gemacht wurde, und die noch weitere 20 Jahre verfallen sind, besonders krass auf, ebenso die Baulücken sowie die Neubauten, die einen vollkommen anderen Stil, aber einen ähnlich neuen Zustand haben. Diese Mischung kommt uns, die wir im Westen aufgewachsen sind, wo die geschichtliche Konstellation eine andere war und solche Kontraste nicht entstehen konnten, unnatürlich vor. Dabei ist sie nur ungewohnt und der völlig neuen Konstellation nach der Wende geschuldet.

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8. März: Joachimsthal, nach Wittenberg

Rundfahrt durch Joachimsthal (mein “Namens”ort), erster Eindruck von Wittenberg

Nach dem Frühstück besichtigen wir Joachimsthal, auf Vorschlag unserer Wirtin, Frau Wenzel, doch wieder per Fahrrad. Die Inneneinrichtung der Schinkel-Kirche ist unspektakulär; Teile der früheren Einrichtung wurden verkauft. Auf dem Schulhügel sehen wir das vor einigen Jahren neu gegründete “Freie Joachimsthaler Gymnasium”, das in einer langen Tradition steht. Dahinter befindet der neue Aussichtsturm des Biorama-Projekts, der mit dem alten Wasserturm verbunden ist. Der Höhepunkt ist der Kaiserbahnhof, den Kaiser Wilhelm extra bauen ließ, um von dort auf kürzestem Wege in sein Jagdschloss am Werbellinsee zu kommen, dessen Nordende etwa einen Kilometer entfernt ist. Der Bahnhof besteht aus einem Stations- und einem Empfangsgebäude aus Fachwerk. Beides ist jetzt fast fertig restauriert und wird kulturell genutzt. Das frühere Hotelgebäude existiert nicht mehr, das jetzige ist ein langweiliger Zweckbau. Den Werbellinsee lassen wir uns für später und fahren noch im Ortsteil Grimnitz an den großen flachen Grimnitzsee. Zuletzt besuchen wir den alten Friedhof mit dem Grab des Heimatdichters Brunold(“Geht leise über meines Grabes Flur ich schlafe nur”) und einem jüdischen Teil, darunter auch der Grabstein eines Kaufmanns namens Joachimsthal. Ein kleines Gebäude daneben könnte in seiner quadratischen Form eine Synagoge gewesen sein; von dort führt ein Weg zu einem ehemaligen “Judenhaus” direkt neben der Stadtverwaltung. Das sind allerdings reine Spekulationen; in einer Forschung der TU Braunschweig wird eine Nutzung des Wohnhauses Kirchplatz 2 als Synagoge angegeben. Hier lassen wir die Auflösung offen. Es ist einfach faszinierend, was für eine Vielfalt und Geschichte in so einem kleinen Ort steckt und wieviel sich davon erfahren lässt, und das erleben wir nicht zum ersten Mal in unserem Reisejahr. Die Anregungen unserer Ideengeber helfen dabei ungemein. Mich persönlich haben hier natürlich die vielen “Joachim”-Schriftzüge beeindruckt. Mittags begeben wir uns zum Bahnhof. Dort gibt es tatsächlich noch eine Bahnhofsvorsteherin, die Signale und Weichen stellt. Wir hören die Seile knirschen, und sie zeigt uns ihr kleines mechanisches Stellwerk. Wir fahren über Bernau und Berlin zur Lutherstadt Wittenberg, dabei treffen wir tatsächlich den Zugbegleiter der ODEG von vorgestern wieder. Der Bahnhofsbereich lässt höchstens anhand der Schilder ahnen, dass es hier eine solche Altstadt gibt. In der Dunkelheit beim Gang zum Essen bekommen wir einen flüchtigen Eindruck der beiden Kirchen und der wichtigsten Altstadtstraßen. Sehr angetan sind wir von der “Alten Canzley”, die ich im Internet als erstes bio-zertifiziertes Restaurant Sachsen-Anhalts gefunden habe. Die ganze Speisekarte gefällt uns und ist auch noch preiswert, die Bedienung angenehm, das Essen kommt schnell, und wir sitzen unter einem Kreuzgewölbe. Die Speisen wie Brokkoli-Minestrone mit roten Linsen, Spinatpfannkuchen und überbackenes Gemüse schmecken sehr fein, sind auf den Punkt gegart und richtig heiß serviert. Es ist eine sehr willkommene Abwechslung gegenüber der meist unvermeidlichen deftigen Kost in den kleinen Orten. Im Dunkeln zeigt sich die Altstadt meist gut restauriert, es gibt noch einen deutlich sichtbaren Anteil von verfallender Substanz. Mit dem Bedarf an Läden hat man sich offenbar überschätzt; es gibt in den erneuerten Gebäuden einigen Leerstand. Auch die vorherrschende einfache Gastronomie hat es wohl nicht leicht, die Preise sind dort auffallend ähnlich und niedrig.

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7. März: Poratz

Erforschung des Dorfes Poratz per Fahrrad (Ziel: Annette Bethge)

Wir haben ein Panoramazimmer im Wenzelhof, nach Süden und Westen. Die Sonne scheint vom wolkenlosen Himmel schon zum Aufwachen seitlich ins Zimmer und wärmt. Heute geht es nach Poratz, etwa 13 km entfernt, zweimal pro Woche ein Bus, 24 Häuser. Das Ziel stammt von Annette Bethge, sie hat bis 1990 mit ihrem damaligen Partner und ihren Kindern viel Zeit hier verbracht. Zum Wandern ist es zu weit, da bleibt nur das Fahrrad. Da die Verleiher erst im April beginnen, leiht uns das Hotel zwei Räder. Wir holen Texte und Fotos der letzten Tage für den Blog nach, das zieht sich etwas. Wir kaufen ein und besuchen das Infozentrum des Unesco-Biosphärenreservats Schorfheide-Chorin. So kommen wir erst um halb eins los. Der erste Teil bis vor Parlow ist asphaltiert, das Licht scheint schön durch den unbelaubten Wald, der unten mit Heide bewachsen ist. Ich baue einen kleinen Schlenker über einen Waldweg zu einem Beobachtungsturm im Moor ein. Das beschert uns im Wald zunächst wunderbare Sichten auf große und kleine Eisflächen, dann geht die Landschaft ins offene Moor über. Jetzt ist der Weg sandig und tief durchackert. Wir müssen längere Strecken schieben. Wenn es jetzt nicht gefroren wäre, wäre der Weg so matschig, dass wir ihn nicht benutzen könnten. Ab Parlow ist die Straße Kopfstein (die runden Endmoränensteine von hier, nicht unsere Würfel), Fahrradfahren geht nur am Rand, und danach Sand. Gegen halb drei sind wir in Poratz und forschen zwei Stunden. Zunächst ist alles menschenleer. Alle Häuschen sind einstöckig, die meisten sind Fachwerk mit Natursteinbasis und stehen unter Denkmalschutz. Etliche davon sind restauriert, es gibt einige Scheunen und Schuppen. Ein etwas unpassendes Holzhaus ist am Ortsende dazugekommen, ein anderes ist von Grund auf als Fachwerkhaus mit Betonkeller neu gebaut. Die Dorfstraße ist Kopfsteinpflaster, daneben ein teilweise bepflanzter Grasstreifen vor den Häusern. Früher waren die Bewohner Waldarbeiter, die Landwirtschaft nebenher betrieben haben. Heute ist Poratz einerseits Alterssitz noch lebender Ureinwohner, andererseits sind es vorzugsweise Jäger und Architekten aus dem Umland und auch aus dem Westen, die die Häuser zeitweilig, am Wochenende oder in den Ferien nutzen. Einige haben Ferienwohnungen eingerichtet. Wir begegnen einem jungen Paar, das im Haus der Eltern Ferien macht. Sie können uns nichts zur Vergangenheit sagen, aber doch alte Leute im Ort benennen. Wir sprechen einen älteren Herrn, erkennbar ein Dorfbewohner, an. Er nennt uns Inge und Paul Lange im Haus 14, beide um die 80 Jahre alt. Frau Lange schaut gerade zur Tür heraus. Marlis spricht mit ihr, sie erkennt sich sichtlich überrascht auf einem der Fotos, die Annette uns mitgegeben hat, wieder. Sie berichten, dass ihre Nachbarn, das Ehepaar Hintze, beide längst gestorben sind. Inzwischen wird am Haus 13, Herzberg, geklingelt, und Wolfgang Herzberg, der Bruder von Annettes damaligem Partner, öffnet. Ich spreche mit ihm. Er erzählt, dass Frau Fubel, mit der Annette bis zu ihrem Tod oft gesprochen hat, in der rechten Haushälfte gewohnt hat. Bezüglich älterer Zusammenhänge im Dorf verweist er auf ein Heft, das er verfasst hat, aber jetzt vergriffen ist: Erlebnisse und Doftgeschichten aus Poratz; keiner unserer Gesprächspartner hat noch ein Exemplar. Wir sollen die Tourist-Info in Temmen-Ringenwalde ansprechen. Den Walnussbaum, den Annette damals gepflanzt hat, gibt es nicht mehr, er hat wohl nicht lange überlebt. Die alte Kastanie auf ihrem Foto steht noch vor dem Haus, aktuell ohne Laub. Auf dem kleinen Friedhof finden wir die Grabsteine des Ehepaars Hintze und von Frau Fubel. Wir schauen uns den Rest des Dorfes an. Das ganze ist schon sehr interessant, so eine Dorfstruktur haben wir beide in unserem Leben noch nicht bewußt wahrgenommen. Auf dem Rückweg umrunden wir auf Sandwegen durch die sehr wellige Landschaft den Briesensee, den Ausflugssee von Poratz, und können an einer Stelle ans Ufer vordringen und Fotos im Sonnenuntergang machen. Noch rechtzeitig vor der Dunkelheit erreichen wir die Asphaltstraße bei Glambeck und schauen noch kurz in den ehemaligen Taubenturm hinein, der jetzt eine kleine Ausstellung über Friedrich Wilhelm von Redern (1802-1883) beherbergt. Als wir in Joachimsthal ankommen, ist es dunkel. Marlis ist von dem vielen Sand, den Hügeln und dem Kopfsteinpflaster ziemlich platt und stellt in Frage, ob das Fahrrad ein geeignetes Fortbewegungsmittel in unserem Reisejahr ist. Vielleicht geht unser Tandem eher, da ist aber der Aufwand des Mitnehmens und des Gepäcktransports abzuwägen. Wandern hat sich jedenfalls schon bewährt.

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6. März: Stendal, nach Joachimsthal

letzter Rundgang mit Onkel Klaus in Stendal, mein Namensort Joachimsthal
(Ziel: Joachim)

Die Sonne weckt uns langsam, und: wann kann man schon im Sonnenschein in der Badewanne sitzen, und draußen ist Frost? Nach dem Frühstück und der Verabschiedung von Angelika ziehen wir alleine mit Onkel Klaus durch andere Straßen. Dabei trauen wir uns auch über eine Baustelle für einen neuen Supermarkt, und bekommen damit erstmals von hinten Einblick in das Grundstück, wo Klaus aufgewachsen ist. Er kann uns zu vielen Backstein- und Fachwerkhäusern die Geschichte erzählen, natürlich auch zum Stendaler Roland. Und der Frauentag begegnet uns im Osten öfter. Bei der Weiterfahrt am Nachmittag wundern wir uns über den regen Autoverkehr vor dem Bahnhof. Das klärt sich auf, als wir noch einen Kaffee trinken wollen: lange Schlangen an der Bäckereitheke, alle holen sich hier ihren Sonntagskuchen! Die Züge sind pünktlich, das Licht ist großartig, es gibt viel zu sehen. Von Berlin nach Eberswalde sitzen wir im EC von Wien über Prag nach Stralsund mit modernen tschechischen Wagen und leisten uns ein tschechisches Kozel-Bier aus dem Speisewagen. Mit einem kleinen grün-gelben ODEG-Dieseltriebwagen fahren wir zum Endbahnhof nach Joachimsthal. Hier gibts sogar Steckdosen für Notebooks im Nahverkehr! Der Zugbegleiter versorgt uns mit Prospektmaterial. Der Ort – mein Namensort – ist weitläufig mit einigen originellen Backstein- und Fachwerk-Häusern. Äußerlich auffällig ist die von Schinkel umgebaute, ursprünglich barocke Kreuzkirche. Hinter den drei Gebäuden der Stadtverwaltung – 3000 Einwohner, seit 1604 Stadtrecht – gibt es einen Skulpturengarten. In der Hauptstraße finden wir ein großes Infozentrum für das Unesco-Biospärenreservates Schorfheide-Chorin, das werden wir morgen besuchen. Viele der Nebenstraßen haben grobes Kopfsteinpflaster. Es wird dunkel, hier sehen wir alle Sterne. Im ältesten Lokal der Stadt “Zur Krim” esse ich gut und preiswert Wildschwein-Rippchen. Der Wirt weiß, wer das Schwein in der Schorfheide geschossen hat. Joachimsthal ist mein nachgeholter Geburtstag, nachdem ich am eigentlichen Geburtstag Kopfschmerzen hatte.

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