10. März: Wittenberg und zurück

Wittenberg: Luther-Haus und Hundertwasser-Schule

Heute runden wir den Wittenberg-Besuch ab. Wir sehen uns das andere Ende der Altstadt an: zuerst die heute anders genutzten Gebäude der von 1502 bis 1817 bestehenden Universität Leucorea, an der die Reformatoren lehrten und die Bedeutung der Uni, die zeitweise die größte Deutschlands war, begründeten. Daneben steht das Haus von Melanchton, das ihm der Kurfürst gebaut hatte. Heute ist es Museum, jedoch aktuell wegen Erweiterung um das Nebenhaus geschlossen. Der Dachstuhl wird gerade abgebrochen, die alten, teilweise durchgesägten Balken liegen vor uns. Interessant sind die unterschiedlichen Zustände. Daneben steht im Hinterhof das Lutherhaus, das bis zur Reformation Augustiner-Kloster war und in das Luther 1508 als Mönch einzog. Ab 1525 hat seine Frau, Katharina von Bora, hier einen größeren Betrieb aufgezogen: große Familie, Studentenwohnheim, viele wissenschaftliche Gäste. Damit die Versorgung gesichert werden konnte, zog sie eine Landwirtschaft auf. Am Ende war die Luther-Familie der größte Gund- und Viehbesitzer Wittenbergs. Nach Luthers Tod wurde der Komplex erweitert und in die Uni einbezogen. Das große dreistöckige Haus ist heute Luther- und Reformations-Museum und zusammen mit den beiden Kirchen Unesco-Weltkulturerbe. Das Museum zeigt in etwa 15 Thementafeln die theologischen Ausgangsfragen und den Ablauf der Reformation sowie die Auswirkungen auf die allgemeine Bildung. Das alles wird durch etliche Objekte der Zeit und besonders durch viele beeindruckende Schriften Luthers in Original und Kopie verdeutlicht. Die Inhalte und Zusammenhänge der Reformation sind uns jetzt erst richtig klargeworden. Und wir sehen, dass sie neben der Überzeugungskraft und unermüdlichen Arbeit Luthers bis zu seinem Tod nur funktionieren konnte, weil herausragende andere Wissenschaftler daran mitgearbeitet haben, und Cranach als Unternehmer die Öffentlichkeitsarbeit mit Illustrationswerkstatt, Druckerei und als Verleger organisiert hat. Anschaulich sind der Hörsaal mit Disputationspodium und die nahezu originale Lutherstube, in der wissenschaftliche Diskussionen stattfanden.
Um noch etwas anderes als Altstadt und Reformation zu sehen, gehen wir zur Hundertwasserschule durch die weitläufigen Gründerzeitviertel und die weiter draußen liegenden Plattenbausiedlungen. Dort liegt auch die Schule, ein Plattenbau, zu dem Hundertwasser auf Anfrage der Schule unter Mitarbeit der Schüler kostenfrei ein Umbaukonzept für außen und innen geliefert hat. 1999 ist der Umbau fertig gestellt worden. Das Gebäude sieht wirklich gelungen aus. Der Zustand aller Siedlungen, die wir durchwandern, ist gut, nur einzelne Gebäude zwischendurch sind noch unsaniert. Alles sieht aufgeräumt, wenn auch etwas langweilig aus.
Nach genau zwei Tagen steigen wir am Bahnhof in den gleichen Zug, mit dem wir aus Berlin gekommen sind, und fahren die Fortsetzung bis Leipzig. Alles weitere bis Ludwigshafen klappt wie geplant, nur machen die Züge einen etwas volleren Eindruck, vielleicht eine Folge des Lokführerstreiks am Vormittag.
Auf dieser neuntägigen Reiseetappe hatten wir hervorragendes Wetter: fast immer strahlend blauer Himmel mit einigen Plusgraden, nachts herrlicher Sternenhimmel und Frost. Nur an den letzten beiden Tagen zeigten sich mehr Wolken, es war etwas wärmer, dafür windiger.

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