2. Juli: Amrum Nordspitze

Amrum: Strandwanderung bei 6 Bft zur Nordspitze der Insel

Marlis Allergiebeschwerden sind immer noch unverändert da, jetzt ist mal ein Tag im Meereswind fällig. Es ist bedeckt, mit 14° recht kühl und es tröpfelt manchmal. Der Nordwestwind bläst mit sechs Bft, senkrecht auf den Strand. Wir nehmen den Bohlenweg zum FKK-Strand. Kaum jemand ist unterwegs, nur die Traktoren der Strandkorbverleiher fahren herum und sammeln die Körbe an der Wasserlinie ein, da bei dem starken Seewind das Hochwasser heute nachmittag sicher etwas höher als normal ausfällt. Wir wandern erstmal nach Norden, vorbei an der Surfstation. Für die Windsurf-Cracks scheint jetzt erst das richtige Wetter zu sein: in der starken Brandung flitzen sie nur so rum und machen Wenden, kleine Sprünge sind auch dabei. Wie sie dabei auf dem Brett bleiben können, ist mir schleierhaft, ich habe das auch mal probiert, aber nur auf dem Gardasee, das ist etwas kläglich und nass ausgegangen. Besonders beeindruckend sind die Kite-Surfer, die mit einem Minibrett ähnlich einem Snowboard und einem Paraglide-Segel durch die Wellen flitzen oder auch springen. Sie haben echt Kondition, mindestens eine Stunde stehen sie auf ihrem Brett. Eine Pause im windgeschützten Strandkorb eignet sich zum Beobachten einer Möve, die vor uns posiert. Die Strandkörbe enden, wir kommen in den Bereich der Dünen des Vogelschutzgebiets an der Spitze, der Sand wird weicher, die Brille immer versalzener. Die Strandoberfläche ist sehr verweht, oft ziehen Sandschwaden drüber. Muschelsplitter bleiben hängen, dann geht eine Sandspur nach hinten weg, so hat der Strand ein Linienmuster. In den Dünen sind einige Meter hohe Sandkliffs mit bizarren Kanten. Jetzt sind wir soweit vorangekommen, da nehmen wir uns ungeplant die Insel-Nordspitze vor. Hier sind nur noch einzelne Wanderer unterwegs. Die letzten Meter der Spitze sind als Naturschutzgebiet abgesperrt, aber eine kleine Plattform erlaubt einen Blick auf die Vögel, die die Spitze voll besetzen, Föhr mit dem “Hotel zur Reha” und den Leuchtturm Hörnum und die Südspitze von Sylt. Wir wenden und laufen zügig zurück, schließlich soll es noch was mit dem Kaffeetrinken im Café Schult (auch keine Website, aber beste Erfahrungsberichte im Internet) werden. Wir schließen zufrieden mit 10 km Strandwanderung ab, in den Ort schiebt uns der Wind. Am Strand hatten wir noch mit dem Wind zu kämpfen, heute war die Daunenweste aus dem Winter unter der Jacke sehr sinnvoll. Die Einkehr haben wir uns wirklich verdient, die Friesentorte ist hier unvergleichlich gut, zwei Schichten Sahne und Pflaumenmus, drei Lagen spezieller Blätterteig. Auch der “Amsterdam”, Schokolade mit Eierlikör und Sahne, schmeckt unvergleichlich. Zur Happy Hour gehen wir gleich noch in Hüttmanns Bar, und nach einer Ausruhpause gehen wir zum Essen ins bekannteste Haus des Ortes im Osten. Auf dem Weg schauen wir uns andere Pensionen an, sie liegen schön mit Blick auf Watt, Nordspitze und Föhr. Etwas später nach einem Gang zum Watt ist der reservierte Tisch im alten Friesenhaus frei. Wir essen gut mit zuvorkommendem Service, insgesamt finden wir die gesamte Atmosphäre jedoch etwas zu aufgesetzt. Nach dem gelungenen Tag ist noch der Bericht dran, heute ist er ausnahmsweise schon um Mitternacht fertig.

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1. Juli: nach Föhr und Nieblum

Föhr: Tagesausflug mit Wanderung nach Nieblum (Ziel: Renate Heinz) und Erkundung, Busrundfahrt nach Wyk und zurück nach Norddorf

Noch reagiert Marlis Allergie nicht auf die andere Luft, das enttäuscht sie. Ich verarzte ihren Wattwander-Fuß, danach geht sichs wieder gut drauf. Wir fahren nach Wittdün und und diesmal mit der Adler IV, einem reinen Personenschiff, das von Sylt kommt, nach Wyk. Es gibt schöne Wolken, viel Sonne und Wind, echtes kühles Seewetter, Blick auf die Warften von Langeness und den Strand von Föhr. Wir erforschen heute ein Ziel, das uns Renate Heinz mitgegeben hat: notierte Föhrer Urlaubserinnerungen. Wir wissen noch nicht genau, wie wir das angehen. Jedenfalls haben wir uns einen geeigneten Tag ausgesucht: Freitag bis Sonntag fährt noch um 21 Uhr eine Fähre und auch ein Bus. Kern der Erinnerungen ist Nieblum. Wir entscheiden uns, dorthin zu laufen statt mit dem einzigen passenden Bus vom Schulzentrum aus zu fahren. Lästig ist schon der für eine Insel viele Verkehr mit hohem Anteil an dicken Kisten. Im Ort treffen wir auf ein Storchennest, die Bebauung außerhalb der Altstadt ist eher langweilig, auffällig sind nur die Waldstreifen, die den Ort parkartig durchziehen. Durch Wald kommen wir an den Golfplatz, jetzt ist der Weg eingezäunt oder von der belebten Straße begrenzt. Insgesamt ein wenig attraktiver Weg, wir sind froh, als wir in Nieblum ankommen, nach einer angeregten Diskussion, warum wir nicht gleich den Bus genommen oder eines der vielen Fahrräder geliehen haben. Renate hat die Ferienwohnung der 80er Jahre bei Mary Lambertsen erwähnt. Wir haben den Namen im Internet gefunden, auch zusammen mit Ferienwohnung, Anschrift und Telefon, aber keine Buchungsseite. Marlis hat beim Anruf Herrn Lambertsen erreicht, jetzt wissen wir, dass seine Frau seit 2004 nicht mehr lebt, und er die Wohnungen nicht vermietet. Ob wir ihn am Nachmittag erreichen, weiß er nicht. Wir stehen vor dem Haus, keine Klingel, beim Anruf ist er nicht da. Alle Häuser in der kleinen ruhigen zentralen Straße sind weißgestrichene, reetgedeckte Backsteinhäuser. An jedem steht in großen Metallziffern die Jahreszahl, alles zwischen dem 18. Jahrhundert und 2001, das Alter ist den Häusern nur bei genauem Hinsehen anzusehen. Die Mäuerchen und Gärten sind bestens gepflegt, mit vielen Rosen vor den Häusern. Als interessante Veränderung der Gegend haben wir das Museum “Kunst der Westküste” im zwei Kilometer entfernten Alkersum entdeckt. Wie wir das allerdings bis zum Bus um 19:32 zusammenkriegen, ist uns absolut nicht klar. Eigentlich wollen wir erstmal einkehren. Da erinnern wir uns an ein Tandem, das wir im Verleih an der Hauptstraße gesehen haben, das leihen wir kurzerhand für fünf Euro bis 18 Uhr und fahren zu einem im Internet gefundenen Hotel mit Café Richtung Strand. Das gefällt uns nicht, auf dem Weg haben wir ein anderes am Ententeich gesehen, das ist zwar nicht der Hit, immerhin sind die Friesentorte und die Erdbeertarte ganz ordentlich. Um den Teich herum parken überall Autos. Die einzige Metzgerei Kopp besuchen wir, sehr gediegene Produkte, vieles in Gläsern, eigene Wurstkreationen, viel Betrieb. Die Seniorchefin bestätigt uns, dass sie seit den 80er Jahren die einzige Metzgerei sind, und eine Deichlamm-Mettwurst, hier ein Synonym für Salami, gibt es auch. Wir bekommen einen Tipp für das gesuchte Fischrestaurant, das Reservieren scheitert, wieder schon alles voll. Auf dem Weg nach Alkersum sehen wir tatsächlich Weinbau – es gibt nichts. was es nicht gibt. Kurz vor Schließung des Museums kommen wir in Alkersum an, es reicht für einen Blick in den Shop und die Räume, das angeschlossene Gasthaus und ein Gespräch mit dem Personal. Wir erfahren, dass der ganze Komplex neu gebaut und vor zwei Jahren eröffnet wurde. Es handelt sich um eine private Stiftung der Familie Paulsen, auch die Werke der Dauerausstellung wurden in kurzer Zeit gesammelt. Architektur, Einrichtung, Gestaltung und Werke erscheinen hochwertig und der Region angepasst, zusammen mit den Sonderausstellungen würde ein ausgedehnter Besuch sicher lohnen. Wir fahren zurück zur Kirche St. Johannis mit dem weithin sichtbaren wuchtigen quadratischen Turm, innen originell unsymmetrisch mit Emporen und Querschiffen. Etwas Besonderes ist der umgebende Friedhof mit über 200 Jahre alten Grabsteinen, denkmalgeschützt, viele schwer lesbar, mit ganzen Lebensgeschichten über den Verstorbenen eingemeißelt. Wir geben Gas, um noch zum Strand zu kommen. Dort gibt es ein paar Regentropfen, die Gäste gehen gerade. Der Strand ist schmal, zwei Reihen Strandkörbe passen hin, noch drei Stunden bis zum Niedrigwasser, weite Flächen sind trockengefallen, hier kann man höchstens planschen. Alles in allem recht unattraktiv, nur die Kulisse mit den Warften der Hallig Langeneß sieht gut aus. Amrum gefällt uns hier viel besser. Wir rufen nochmal Herrn Lambertsen an, jetzt ist er da, wir sollen klopfen. Es passt gerade zur Rückgabe des Fahrrades und auf dem Weg zu einer weiteren Lokalabsage, dann besuchen wir ihn. Er empfängt uns trocken-herzlich. Er ist Jahrgang 1930, genau wie seine verstorbene Frau, und noch recht fit. Er war Landwirt mit Aussiedlerhof an der Straße nach Alkersum, die Ferienwohnungen machte seine Frau. Die Landwirtschaft führt ein Sohn weiter, er hilft auch nicht mehr mit. Geboren ist er als Kind vieler damals ausgewanderter Föhringer in New York, alle sind sie wieder zurückgekehrt. Er sieht alles gelassen, die Ferienwohnungen benutzen jetzt seine Enkel auf Besuch, Zur Wiederinbetreiebnahme müsste er viel zu viel investieren, das überlässt er den Erben. Er klärt uns über das Kopfsteinplaster der Hauptstraße auf, ein Spleen der 70er Jahre des damaligen Bürgermeisters, damit wurde der übliche überteerte Betonweg abgelöst und der Fahrtlärm eingeführt. Wir machen noch unser Foto mit ihm vor dem Haus, bevor wir uns verabschieden. Dank sei nicht nötig, es war ja keine Arbeit, sagt der Landwirt. Der Ort ist schön, putzig gepflegt, eine kleine Idylle, für unseren Geschmack übergepflegt und am Tag zu voll und hauptsächlich touristischem Angebot. Wir versuchen es nochmal im Lohdeel, dem empfohlenen Restaurant am Ortsausgang nach Goting. Draußen geht nicht, der Wind ist zu stark, drinnen eigentlich auch nicht, aber auf die Frage nach den Thekenplätzen bekommen wir eine positive Antwort. Die Bedienung ist zuvorkommend, das Lokal aus den 70er Jahren in einer alten Scheune ist 2006 nochmals denkmalgerecht renoviert worden, mit vielen historisch passenden Accessoires. Wir essen frisch und zeitgerecht einen Kapitänsteller und eine Ofenkartoffel, beides sehr gut. Bestimmt 20 Interessenten werden in der Zeit abgewiesen und bekommen eine Visitenkarte,damit sie die nächsten Tage rechtzeitig reservieren, die Ferien haben begonnen. Da wundert es nicht, das die Website nicht fertig ist, die braucht man einfach nicht. Gestärkt treten wir die Busfahrt an, eine Stunde in Gegenrichtung, eine echte Busrundfahrt durch die ruhigeren Orte der Insel. An der Westecke, dem BfA-Reha-Zentrum, heißt die Ansage “Hotel zur Reha”. Ab Utersum ist der Bus leer, wir haben den Gelenkbus für uns und klönen mit dem Fahrer, an einem guten Blick hält er sogar und macht die Tür fürs Foto auf, soviel Zeit läßt ihm der Fahrplan. Insgesamt ist der hier auf Föhr dieses Jahr sehr ausgedünnt, findet auch der Fahrer, kein Vergleich mit Amrum oder Sylt. Dafür hat man hier den intensiveren Autoverkehr, was uns abschreckt, als Fußgänger oder Radfahrer fühlt man sich besonders in Wyk oder Nieblum bedrängt. Und in manchen Orten brennt im Winter kein Licht mehr, soviele Häuser sind Zweitwohnungen. Mit einem Gang durch die jetzt leere Altstadt über den Strand zum Fähranleger verabschieden wir uns von der Insel Föhr. Der Eindruck ist mit den ebenen grünen Feldern, Wiesen, Wald und Verkehr wie gepflegtes Norddeutschland, das Nordseeinsel-Flair vermissen wir etwas. Aber jede Insel hat ihr Publikum, hier sind es viele mit Geld, denen Sylt doch zu teuer oder zu übertrieben ist. Mit dem Leihen des Fahrrades in Nieblum und der Busrundfahrt haben wir den Tag noch optimal gerettet. Mit der letzten Fähre und dem letzten Bus in Amrum erreichen wir zufrieden in der Dämmerung bei schönem Wolkenspiel und Leuchtturmlicht unser Hotel.

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30. Juni: Wattwanderung von Föhr

Amrum-Rundkurs: Südspitze mit Leuchtturm und Wittdün, Überfahrt und Rundgang in Wyk, Wattwanderung von Dunsum auf Föhr nach Norddorf auf Amrum

Heute wieder normaler Rhythmus: Ich habe Vorlauf, und Marlis schläft aus. Wir fahren mit dem Bus zum Leuchtturm von 1875, 41 m hoch und 66 m über dem Meer, einer der ersten und größten, in den hinteren Dünen gelegen und gut besucht. Um die innere Backsteinschale, in der wohl Teile hochgezogen werden können, ringelt sicht die Treppe innerhalb der rot-weiß gestrichenen Außenschale. Unter dem mächtigen Linsenkopf – Zeitwert soll 5 Mio. Euro sein – kann man den Aussichtsrundgang machen, hier pustet es heute kräftig. Die Insel und besonders die Dünen sind gut zu übersehen, die umliegenden Inseln eher schemenhaft bei grauem Himmel. Der Eintrittskartenverkäufer verströmt rauh-herzlichen norddeutschen Humor und glaubt uns die Gästekarte, die wir vergessen haben, auch so. Über kleine Heidewege mit Blumen und Rosen und durch Kiefernwald kommen wir an die Wattseite zum kleinen Dorf Steenodde. Entlang dem Deich laufen wir vorbei am Seezeichenhafen – hier lagern eingesammelte und renovierte, zum Auslegen bereite große Schwimmtonnen für die ganze Inselwelt. Die Hauptstraße in Wittdün mit kleiner Kirche hat etwas größere Geschäfte als in Norddorf und teilweise malerische Backstein-Reihenbebauung und einige Reetdächer zu bieten, dafür auch mehr Bausünden. Nachdem wir alles gesehen und uns etwas gestärkt haben, melden wir uns zur Wattwandertour an, die mit der Überfahrt nach Föhr beginnt. Auf dem Wasser ist es überraschend ruhig, es lassen sich außen schön windgeschützte Plätze finden, wo ich wunderbar tippen kann. Bis zur Busabfahrt haben wir eine gute Stunde Zeit in der einzigen Stadt der Inseln, Wyk. Man merkt den Unterschied zu Amrum, wo kein Ort über 1000 Einwohner zählt: hier ist das Zentrum der beiden Inseln, eine richtige Kleinstadt mit kleiner Altstadt und sehr belebter Fußgängerzone mit vielen Läden, sehr touristisch mit Tagesgästen, aber auch putzig mit kleinen Läden, Kneipen und viel Grün, natürlich einige Bausünden drumrum. Wir laufen kreuz und quer durch die kleinen Gassen und erreichen noch den von Bürgern angelegten Park an der Mühle mit vielen Kräutern. Mit dem Bus durchqueren wir die Insel bis Dunsum auf der anderen Seite. Dort gehen wir über den Deich bis zu einer Einstiegstreppe. Die erscheint unnötig weit weg von Amrum, wohin die Wattwanderung gehen soll. Wie das überhaupt gehen soll, kann man sich nicht recht vorstellen, hier ist alles voll Wasser, nur weiter draußen scheint ein Sandstreifen freizuliegen. Die Tour ist ausgeklügelt; aufgrund der Strömungsverhältnisse liegen direkt vor Amrum die zwei tiefsten Priele, die wir genau bei Niedrigwasser um 20:20 queren müssen, sonst kommen wir nicht durch. Zwischen den Inseln verläuft ein flacherer Bereich, auf den wir nur an der Einstiegsstelle gut rüberkommen, da müssen wir zwei Stunden vor Niedrigwasser durch, knapp knietief. Hier gehts wirklich nur barfuß mit kurzen Hosen. Vorsichtiges Gehen ist angesagt, es spritzt und die spitzen Muscheln auf dem Grund sieht man nicht. Wir werden vor den scharfkantigen Schalen der pazifischen Auster gewarnt, die hier aufgrund des Temperaturanstiegs langsam die Nordseeauster verdrängt. Irgendwann kommen wir auf festen Sand, jetzt gibt es nur noch ausgedehnte Zonen mit Muscheln und knöcheltiefem Wasser. Überall kringeln sich die Würstchen der Sandwürmer schwarz, wie der Sand schon in geringer Tiefe. Hin und wieder gibt es eine Strandkrabbe oder eine kleine Qualle, an manchen Stellen schauen scharfen Schalen der Austern aus dem Sand. Lange gehen wir parallel zu Föhr und Amrum, auch die Südspitze von Sylt mit dem Leuchtturm von Hörnum ist nahe zu sehen, kaum zu glauben, dass da 30 m Amrumtief dazwischen sind. Und pünktlich kommen die Priele, es wurde nicht zuviel versprochen: Die meisten, auch der Führer, ziehen die kurzen Hosen aus, weiter gehts in Badehose. Marlis Badeanzug wird etwas nass, ich bin groß genug, bei mir reicht das Hochrollen der Wanderhose. Am Ufer von Amrum kommt dann der erste Schlick, hier klebt alles an den Füßen, so dass wir auch den Bohlenweg durch die Heide zum Fahrweg barfuß laufen. Der kleine Inselrundfahrt-Doppelstockbus sammelt alle aus Wittdün ein und ist dann voll, wir laufen den einen Kilometer nach Norddorf zu Fuß. Beim Schuhe-Anziehen merkt Marlis, dass sie sich zweimal ordentlich auf der Fußsohle geschnitten hat; ich weiß, dass meine Sohlen empfindlich sind und habe höllisch aufgepasst. Unsere Ankunft kollidiert mit dem inseltypischen Küchenschluss um 21 Uhr, also telefonieren wir gleich unterwegs, wer noch was macht, es gibt dann besten Flammkuchen im Bistro des Romantik-Hotels. Es hätte noch einen literarischen Abendspaziergang in den Dünen gegeben, wir sind allerdings von den zehn Wasserkilometern etwas geschafft und ziehen uns zurück.

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29. Juni: Norddorf und der Strand

Norddorf auf Amrum: Eingewöhnen, Strand erleben

Erstmalig im Reisejahr schlafe ich heute länger als Marlis und hechte zum Frühstück hinterher. Das Wetter sieht draußen noch gut aus, auch die Sonne ist zu sehen. Wir informieren uns über Ort, Wattwanderungen, Veranstaltungen und kaufen ein. Dann starten wir in die Dünen. Im Naturschutzgebiet gibt es hier keine Trampelpfade mehr, nur die Spuren der früheren sind noch zu sehen, sie sind mit Sperrtafeln gekennzeichnet. Die jetzigen Wanderwege sind einen Meter breit und als Bohlenwege auf 30 cm hohen Stelzen mit vielen integrierten Sitzbänken gebaut. Das ist zwar nicht unaufwändig, aber sehr effektiv. Die kargen, äußerst empfindlichen Dünen mit auch so noch vielen offenen Sandflächen werden nicht weiter unterbrochen, die Wege wehen nicht zu und das Holz kann nicht in der Feuchtigkeit stehen. Das Abweichen vom Weg wird erschwert. Stufenkanten sind dezent grün gekennzeichnet, alles sehr naturangepasst. Von der Holzplattform auf der Aussichtsdüne haben wir Blick auf den Leuchtturm, das Nordhorner Quermarkenfeuer, Hörnum auf Sylt, Norddorf und das Watt mit Föhr dahinter. Wir beobachten im Regenradar, wo die wilden Schauer bleiben, bisher ist alles woanders, hier scheint sogar meist die Sonne, und es ist angenehm lauwarm. An geschützten Stellen blühen noch Kartoffelrosen, während sich aus früheren Blüten schon “Kartoffeln” bilden. Auf dem Steg liegen kleine tiefviolette Haufen, die Möven und Wattläufer fressen zu dieser Zeit gern die Krähenbeeren, die hier wie Heidekraut wachsen. Im meernahen Bereich, wo sich wegen Wind und Sand kein Humus ausbilden kann, wächst besonders der Strandhafer, der mit seinem Wurzelgeflecht den Sand und mit eingerollten Blättern das Wasser festhält. Insgesamt ist es eine kleine Mondlandschaft, blass grün-gelb, ein Miniatur-Mittelgebirge, in dem man manchmal nichts außer Dünen sieht. Wir überschreiten den Dünenkamm südlicher als gestern, vorn ist eine kleine Aussichtsplattform, von der man schön die hier am FKK-Strand locker stehenden Strandkörbe sieht, als etwas dichtere Zeile vorn am Wasser und einzelne hinten am Dünensaum. Das weiße WC-Häuschen ist weithin identifizierbar, dort rüsten wir auf barfuß um und gehen über den schön festen Sand zum Strand. Der Kniepsand, wie der hier 600 m breite, in der Regel nicht überflutete Sandbereich heißt, lässt sich bestens begehen, barfuß sind die Zonen mit Muschelsplittern allerdings eine Herausforderung, bei der man sich wie ein Fakir fühlt. Etliche Strandkörbe vorn sind offen und frei, für einen kurzen Aufenthalt belegen wir einfach einen klassisch blau-weißen. Spontan entscheide ich mich trotz abnehmendem Wasser zu baden, es gibt keine Warnungen, keinen Wind und keine Wellen. Zwei Reihen rauschen etwas, ich muss durch nur knöcheltiefes Wasser über beide rüberlaufen, dann wird es hüfttief und reicht zum Schwimmen. Ein Genuss, und es fühlt sich wärmer als 17° an. Marlis läuft nach dem Sonnen ebenfalls eine Runde durchs Wasser. Als wir wieder aufbrechen, liegen die flachen Stellen schon trocken, hier lässt es sich besonders gut barfuß laufen, besonders auf den oberflächlich weichen Bereichen, weniger auf den hart-welligen. Am großen Strandausgang, wo man Strandkörbe, Bollerwagen und Schaufeln mieten kann, ist alles etwas dichter und mehr Betrieb, aber keinesfalls überfüllt. Wie wir nachlesen, gibt es etwa 2200 Gästebetten in Norddorf, etwa dreimal soviel wie Einwohner. Die höchsten Gebäude sind zweieinhalbstöckig und fallen zwischen den vielen Bäumen kaum auf; fast alles ist Backstein, einzelne gelbe oder weiße Häuschen sind dazwischen. Reetdächer sind selten und erst bei Neubauten wieder im Kommen; 1925 ist der Ort fast komplett abgebrannt. Das angepeilte Café am Strandausgang hat Ruhetag, wir müssen mit dem Dünenblick vorlieb nehmen, der zwar erhöhten Blick Richtung Meer bietet, aber auch auf die alte Schwimmbadruine zu den Füßen. Das 60er-Jahre-Gebäude ist auch nicht viel besser und nicht gerade ein Aushängeschild an dieser exponierten Stelle, immerhin wird der Rest jetzt mit Ausstellungen vom Naturschutzverein genutzt. Hier erleben wir den ersten kleinen Regenschauer, beim weiteren Gang durch das Fußgängersträßchen gibt es noch ein paar Tropfen, das ist dann alles, was Amrum von der großen Regenankündigung abbekommen hat, also ein unerwartet gut nutzbarer Tag. Ein paar kleine nette Geschäfte gibt es, besonders fallen das Café und das gediegene, aber angenehme Romantik-Hotel in der Ortsmitte auf, wo wir die Happy-Hour nutzen. Vom Zimmer aus die Überraschung: alle besseren Restaurants des Ortes haben keinen Platz mehr, wir schauen noch zwei an und bleiben im Fischbäcker, einem sehr empfohlenen Fischhändler mit einfachem Restaurant. Wir bereuen es nicht: die ganze große Nordseescholle und das Rotbarschfilet sind vorzüglich gemacht, frisch, auf den Punkt gebraten und sehr lecker. Der Wind hat jetzt wie erwartet aufgefrischt und kommt von Nord-West, auf dem Zimmer tippen wir noch etwas und schlafen ein.

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28. Juni: Nach Norddorf auf Amrum

Amrum: Unsere längste Fahrt am wärmsten Tag nach Norddorf

Die fast zwei Wochen Reisepause waren intensiv und sind gut gelungen. Es gab mehrere Unterbrechungsgründe, alle sind erfolgreich erledigt, der dickste Brocken war die Teilnahme unserer Dachterrasse beim Tag der Architektur Rheinland-Pfalz als eines von 100 Objekten. Das Interesse war riesengroß, über 250 Besucher haben wir begrüßt. Für mich sind das immer Anlässe, bei deren Vorbereitung ich zu Hochform auflaufe: Die Terrasse ist jetzt komplett auf Vordermann gebracht, alles gesäubert, gestrichen, neue Lampen, just in time. Heute morgen, direkt vor der Abfahrt, sind noch die Rechnungen für den Monat rausgegangen, also beste Ausgangslage für den nächsten Abschnitt. Nach dem für uns selbst nicht selbstverständlichen Nachweis unserer Noch-Bergfähigkeit am Watzmann testen wir diesmal unsere Sturmfestigkeit auf Amrum, zumindest lässt der Wetterbericht darauf schließen. Schade wäre nur, wenn ich deswegen nicht baden könnte. Amrum haben wir eingeschoben, weil Marlis wegen ihrer intensiven Pollenallergie das Aufsuchen weiterer grüner Höllen in der Gräserzeit nicht mehr zuzumuten ist. Mal sehen, ob der angedrohte Westwind hier Positives bringt.
Heute steht uns die bisher längste Fahrt bevor, die wir sicher genießen, von 9:00 bis 20:20. Bei den angedrohten 35° prüfen wir stichprobenweise die Klimaanlagen der Bahn. Die S-Bahn funktionierte, nun wandere ich mal durch den ganzen ICE Typ 1 auf der wohlbekannten Strecke nach Hamburg. Wir sitzen wie üblich im Wagen 1, der leerste der 2. Klasse mit den Wagen 1 bis 7. Die Füllung nimmt zur Mitte hin zu, am vollsten sind die typischen Gruppenwagen 4 bis 6. Nach dem Bistro-Speisewagen kommt die erste Klasse mit den Wagen 9, 11, 12, 14. Auch hier: die Wagen 12 und 14 sind am leersten. Und: in allen Wagen funktioniert das Klima. Wir steigen schon in Hannover um, der IC fährt schon von hier aus, und die Anschlusszeit ist sowieso reichlich. Hier wird überall angekündigt: Westerland mit Kurswagen nach Dagebüll. Nur steht nirgendwo, welche Wagen das sind, nicht mal auf dem Wagenstandsanzeiger. Die Bahner wundern sich selbst, kennen allerdings, die Wagen. In den alten IC-Großraumwagen funktioniert überall die Klimaanlage, am Ende hängt allerdings ein alter IR-Wagen mit Fahrradabteil, bei dem man fürs Klima die Fenster öffnen kann. Draußen steigen die Schattentemperaturen an, Hamburg 29°, Mannheim 33° bei voller Sonne. So schwächelt die Klimaanlage und reicht mit der Zeit nur, um unter 30° zu bleiben, außer natürlich an den Sonnenfenstern. Uns macht das im Grunde nichts aus, wir lesen munter weiter. Die anderen Gäste im Zug unterscheiden sich etwas vom gewohnten ICE-Publikum. In den Kurswagen sind nur Urlauber und wollen nach Föhr oder Amrum. Man langweilt sich, hat nichts zu lesen oder sonstige Beschäftigung, da fällt die Wärme natürlich besonders auf, und müdes Stöhnen ist ja auch eine Aufgabe. Die Bahn ist aufmerksam: irgendwann werden Mineralwasser-Tetrapacks verteilt, obwohl ich es gar nicht so dramatisch finde; die Fahrgäste nehmen es gern an. Die Klassenfahrt im alten IR-Wagen scheint sich wohler zu fühlen, es ist dort kühler, dafür herrscht dort mit den offenen Fenstern voller Fahrtwind, auch nicht jedermanns Sache. In Niebüll werden die zwei Wagen auf die Nebenstrecke der neg umgesetzt und zuckeln mitten durch die grünen Felder nach Dagebüll. Dort gehts sofort nach dem Fahrkartenkauf los auf einer hochmodernen, großen Autofähre über Wyk auf Föhr nach Wittdün auf Amrum. Es ist sonnig, sehr warm und fast windstill. Bei der Fahrt navigiert das Schiff durchs Flachwasser, es ist immerhin direkt nach Niedrigwasser, auf dem GPS-Bildschirm an der Theke leuchtet immer “Danger”. Um 20 Uhr gehts gleich in Wittdün nach architektonisch fragwürdiger Begrüßung mit dem Bus nach Norddorf, quer durch die Insel. Wir stellen sofort fest, das überall um die Küche 21 Uhr schließt. Wir laden also im ordentlichen, aber nicht besonders schönen Hotel ab und laufen sofort los. Da sowieso keine Zeit zu geruhsamer Auswahl ist, wählen wir die einfache Pizzeria am Hauptplatz, die auch noch Indisch zu bieten hat. Immerhin können wir bei der Hitze draußen sitzen, in der letzten Abendsonne, das passt gut. Das Örtchen ist hübsch und in keiner Weise aufgedonnert. Wir machen noch einen Abendspaziergang durch die weiten Dünenhügel zum breiten, mit meist festem Sand gut begehbaren Strand mit schön bunten, verteilten Strandkörben, es scheint genug Platz zu sein. Der Rückweg geht vorbei am von Bodelschwingh gegründeten früheren Hospiz, dem Start des Tourismus Ende des 19. Jahrhunderts, heute ausgedehnte Erholung für Mutter und Kind, durch die Fußgängerstraße mit kleinen Kneipen, Restaurants und Läden, es ist jetzt praktisch nichts mehr los. Zum Abschluss treffen wir auf den Lichtblick, das einzige Inselkino mit interessantem Programm, unsere Filme sind allerdings in der vorigen Woche gelaufen. Im Zimmer angekommen, schlafe ich gleich, mir stecken noch die Anstrengungen der letzten Heimatwochen in den Knochen.

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16. Juni: Ausflug zur Art | 42 | Basel

Basel: Tagesfahrt nach Basel Bad und zu Fuß Grenzübertritt zur Kunstmesse Art Basel

Bestimmt fünf Jahre ist es her, dass wir uns das teure Vergnügen des Besuchs bei der Art Basel gegönnt haben: 250 km, Schweizer Eintritte und Essen. Im Bahnreisejahr muss das sein: die 55 € für die Bahnfahrt (pro Person, mit dem Auto etwa 100 € laufende Kosten) sind ja in der BC100 inklusive, wir müssen uns nur die Zeit nehmen und den Eintritt bezahlen, bei der aktuell hohen Bewertung des Schweizer Franken keine billige Sache. Im Abteil sitzen wir zu dritt, und bei der Kontrolle stellt sich heraus: alle BC100-Inhaber. Also bekommen alle, auch der Zugbegleiter, unsere Projektkarte, und es ergibt sich gleich ein angeregtes Gespräch über das Angenehme der BC100 und das Entspannende des Bahnfahrens an sich, die Nutzung der Zeit, die Überbewertung der Verspätungen durch Medien und ahnungslose Nicht-Bahnfahrer, wir sind uns da alle einig. Das ist schon mal ein guter Start in diesen Null-Minuten-Verspätungstag. Es ist eine ideale Bahnstrecke: stündlich direkter ICE von Mannheim nach Basel Bad, die Grenze ist direkt im Bahnhof, und in fünf Minuten Fußweg sind wir an der Masse, wo die Art Basel in der denkmalgeschützten Rundhofhalle 2 in zwei Stockwerken mit den Ständen der Galerien und in der Halle 1 mit den Buchshops und aktuellen Positionen einzelner Künstler stattfindet. Wir haben kein bestimmtes Ziel und können uns einfach einlassen. Die Messe gilt als die weltweit wichtigste Kunstmesse, und so stellt sie sich auch dar. Alles Material gibt es nur in Englisch, auch die App für das Iphone, die man sich gleich in der Eingangshalle über ein dortiges Wlan laden kann. Die USA stellen das größte Aussteller-Kontingent, grundsätzlich sind aber Galerien aus allen Erdteilen vertreten, und nach unserer Erinnerung auch viel mehr und selbstverständlicher als bei unserem letzten Messebesuch. Überall sind Iphones, MacBooks und Ipads im Einsatz; Windows-Rechner sieht man kaum. Die Aussteller bemühen sich, durch ihre Besprechungsgruppen aufzufallen, extravagant, speziell designed oder ausgefallen antik. Schließlich gibts sonst außer den Kunstwerken und dem Personal nichts mehr, womit man auf den weißen Ständen noch Aufmerksamkeit erregen kann. Die Kunstwerke sind praktisch ohne Ausnahme als hochkarätig zu erkennen, auch wenn wir nicht mit allem was anfangen können, für einiges bräuchte man auch mehr Zeit, das geht aber bei über 5000 Werken nicht. Wir widmen uns eher dem, was uns auf den ersten Blick anspricht oder bekannt vorkommt. Außer neuen Positionen, besonders oben, sind natürlich auch nicht mehr lebende Größen des 20. Jahrhunderts meist an mehreren Stellen vertreten: Picasso, Chagall, de Chirico, Rauschenberg, Moore, Warhol und Fotografen wie Evans, Eggleston, die Bechers, Weegee, um nur einige zu nennen. An aktuellen Künstlern, von denen wir schon gehört haben, begegnen wir immer wieder Hirst, Kapoor, Hatoum, Buren, Schütte, Feldmann, Uecker und Fotografen wie Gurski, Ruff, Struth. Vieles ist nicht so ausgefallen und das meiste der Malerei zuzuordnen, aber interessant ist jedenfalls alles. Das merkt man an den Preisen: sie stehen bis auf seltene Ausnahmen gar nicht dran, aber unter 1000 € gibts hier höchstens Bücher, und die Million wird bei einigen Werken nicht reichen. Das Publikum ist entsprechend: Vielen sieht man den reichen Sammler an, für die gibt es eine eigene Lounge, alles ist international, für viele dürfte Kunst zum Beruf gehören, und auch die jungen Leute werden was mit Kunst zu tun haben. Viele Kunstinteressierte sind natürlich auch dabei. Und man präsentiert sich gern: es ist irgendwo auch eine Modenschau und Brillenausstellung. Es macht jedenfalls Spaß und regt an, auch das Zwischendurch-Entspannen ist einfach: der Weg zum runden Innenhof ist von überall kurz, der Blick von oben interessant, und es gibt dort viele kleine Stände mit allem möglichen, auch Raclette. Wir sind genau bis zum Ende der Messe beschäftigt, und haben viel fotografiert, wie fast alle, auch wenn es verboten war. Das beschränkte sich allerdings darauf, die Kamera beim Eintritt nicht offen zu tragen. Im Blog zeigen wir selbstverständlich nur Messeeindrücke, keine urheberrechtlich relevanten Abbildungen von Kunstwerken. Es war eine gute Gelegenheit, die neue Kompaktkamera zu testen, die wir schon auf dem Watzmann gut hätten gebrauchen können, als uns die Spiegelreflex zu schwer war, die älteren Kompaktkameras können da nicht mehr mithalten. Passend fährt bald nach Schließung der Messe der nächste ICE, und wir können uns im Zug angenehm von den vielen Stunden auf den Beinen erholen.

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9. Juni: Bad Reichenhall, Rückfahrt

Rundgang in Bad Reichenhall, Rückfahrt nach Ludwigshafen

Als wir aufstehen, ist es bedeckt, und die Wolken hängen auf 1300m, verdecken also alle umliegenden Berge. Da haben wir die letzten Tage echt Glück gehabt mit der tollen Sicht, und heute kommen wir wenigstens regenfrei durch. Wir nehmen uns endlich Bad Reichenhall vor, bevor wir am Nachmittag zurückfahren. Die Stadt mit ca. 15000 Einwohnern teilt sich in drei Bereiche: der schmale Streifen östlich der Bahn mit Altstadt und Kureinrichtungen; zwischen Bahn und Umgehungsstraße am Fluss Saalach stehen Krankenhaus, Therme und viele Gästehäuser, und als drittes die Viertel westlich der Saalach mit der Bahn zum Predigtstuhl, der mit dem Staufenmassiv die Stadt umrahmt und über 1000 Meter überragt. Wir orientieren uns am Rundgangprospekt der Touristenverwaltung. Kurgarten und Gradierwerk haben wir schon gesehen, das königliche Kurhaus ist ein neobarockes Veranstaltungshaus, das Kurmittelhaus der Moderne bietet alle Anwendungen, besonders Inhalationen mit Salz. Gegenüberliegend ist das Grandhotel Axelmannstein von 1846 mit einem eigenen Park, früher zu den Top 10 Deutschlands gehörend, immer noch repräsentativ, aber doch mit einzelnen Bauschäden, sicher nur noch führend für die Stadt. Der Friedhof beim romanischen Stift St. Zeno beherbergt einige interessante Familiengrabstätten. Am Brunnen im Kurpark ruht man sich von den Strapzen des Inhalierens aus. Mehrere Kirchen, an denen in den Jahrhunderten immer wieder umgestaltet wurde, sind zu sehen. Zwei Fußgängerstraßen von 1976 – typisch modernisierte 70er – und von 1992 – wie man sich Altstadt vorstellt – durchziehen den Bereich. Am südlichen Ende sind die Highlights: der ruhige und schöne, typisch alpenländische Florianiplatz und vor allem die Hauptattraktion, die Alte Saline mit Salzmuseum, nach dem Stadtbrand von 1834 neu errichtet, mit symmetrischem Grundriss, drei Innenhöfen, einem repräsentativen zentralen neoromanischen Haupthaus und der darin befindlichen imposanten Pumpanlage mit zwei großen Rädern. Hier drehte sich alles um das “Bad Reichenhaller”, das eine viel längere Geschichte als die 150 Jahre Kurbetrieb hat. Heute werden die Gebäude unterschiedlichst gewerblich genutzt. Insgesamt wirkt der Ort wie die meisten Kurorte nach den Einschränkungen bei Kuren in den letzten 20 Jahren etwas verschlafen, aber doch mit guter Infrastruktur, die besonders im letzten Jahrzehnt entstaubt worden ist. Uns wäre es hier allerdings auf die Dauer etwas zu ruhig.
Nachmittags brechen wir auf, durch die praktische Verbindung mit einem IC von Freilassing bis Mannheim haben wir fast fünf ununterbrochene Stunden zum Schreiben und Lesen und kommen pünktlich, ausgeruht, zufrieden und etwas wehmütig in Ludwigshafen an.

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8. Juni: Abstieg vom Watzmann, Königssee

Watzmann-Abstieg mit Ende im Regen, Schifffahrt über den Königssee, Berchtesgaden-Rundgang

Ich habe etwas unruhig, aber doch gut und ausreichend geschlafen, Marlis lange und wie ein Murmeltier. Der Unterziehrolli hat sich bestens zum Schlafen im kühlen Zimmer geeignet. Wir frühstücken und verabschieden uns herzlich, so wird es doch halb zehn. Der höherliegende Grat und manchmal auch die Hütte sind schon in Wolken, der Regenradar scheint uns mindestens die nächsten zwei Stunden noch Zeit zu geben. Wir staunen, dass die Knochen noch fit sind, schnell haben wir die Trittsicherheit erreicht und kommen zügig runter. Ich lasse, im Gegensatz zur Vortour, die Stöcke weg, trage dafür Knieschoner und achte darauf, nicht zu springen, sondern immer federnd und mit möglichst kleinem Gefälle die Schritte zu setzen. Gut, dass wir gestern vom Königssee aufgestiegen sind; auf diesem, dem Hauptweg zur Wimbachbrücke bekommt man vom Watzmann nur das Haus entlang des Grates und etwas den kleinen Watzmann zu sehen, an dem eine Gruppe klettern übt. Es ist gleichmäßig trübe und kälter als gestern, das stört uns jetzt nicht, wo wir die Kleidung tragen, ist uns egal. Auf der kleinen Mittelkaseralm kehren wir kurz ein und werden Zeuge einer echt bayrischen Unterhaltung der drei anwesenden Einheimischen. Mitten im Wald steht eine Umwelt-Messstation. Wir wundern uns, wer uns bei diesem trüben Wetter ohne Gipfelsicht alles entgegenkommt; sie werden oben nichts mehr sehen und außerdem nass. Sportlich, dieser Ehrgeiz! Wir werden immer schneller, nur begrenzt durch die Rücksicht auf die Gelenke, der Regenradar zeigt den näherkommenden Regen. Ab der Stubenalm erreicht er uns, wir rüsten sofort um: Wettermäntel, Rucksackhüllen und Marlis bekommt unseren Sturmregenschirm. Eine halbe Stunde brauchen wir noch bis unten, mittlerweile regnet es kräftig, meine Hose ist nass, was bei der schnelltrocknenden Wanderhose und den milden Temperaturen nicht sehr stört. Der Rest ist klamm. Marlis ist mit dem Regenschirm besser weggekommen und trocken. Unten am Parkplatz steht ein WC mit großem Vordach, da können wir uns gut sortieren und die restlichen 20 Minuten bis zum Bus dem immer stärker werdenden Regen und den durchnässten Wanderern, die noch kommen, zusehen; wir sind zufrieden, den Regen hatten wir erwartet, er hat uns nicht voll erwischt und wir sind voll einsatzfähig, alles Mitgenommene haben wir gebraucht und trocknen es so nebenbei. Wir freuen uns über die gute Einteilung bisher und die gelungene Bergtour und unsere Kondition und Konstitution. Am Bahnhof in Berchtesgaden trinken wir einen Kaffee, und zu sehen, wie das Wetter sich entwickelt; der Regenradar verspricht das sofortige Ende des Regens und eine längere Pause. Und tatsächlich: es hört auf, die Wolken reißen auch etwas auf, schon sitzen wir im Bus an den Königssee und gleich danach auf dem Schiff. Auf dem Weg vom Parkplatz haben wir sogar noch das Kehlsteinhaus in 1830m Höhe entdeckt. Das Wetter hat sich sehr gut entwickelt: die Gipfel sind zwar nicht frei, aber öfter scheint die Sonne, die Sicht ist frisch und klar, und der See ist nicht übervölkert. Der Königssee ist was einmaliges, zumindest unter den Orten, die wir bisher gesehen haben: schmal, steile bis senkrechte hohe Felswände mit einzelnen Taleinschnitten, von denen man (wenn keine Wolken davor sind) den Watzmannkamm sehen kann, und fast 200m tief, vergleichbar höchstens mit dem Trollfjord auf den Lofoten. Am idyllischen St. Bartholomä, das nur per Schiff oder über schwierige Wandersteige zu erreichen ist, machen wir einen Zwischenstopp, schauen in das kleine Barockkirchlein hinein und gehen an die Uferpromenade, dann surren wir elektrogetrieben weiter bis ins hintere Ende, wir steigen aber nicht aus, auch wenn die eingebettete Lage des nahen Obersees sicher interessant ist, sondern fahren zurück, es wird langsam wieder trüber. Wir erreichen nahtlos den Bus, der fährt noch weiter ins Zentrum von Berchtesgaden, das am Hang oberhalb des Bahnhofs liegt. Es ist ein malerisches Alpendorf, allerdings auch ordentlich touristisch aufgemacht. An einem Feinkostladen bleiben wir hängen und kaufen ein paar kulinarische Andenken. Eine Stunde später fahren wir mit dem Bus direkt nach Bad Reichenhall in unser Hotel und stoßen auf die gelungene Tour an. Als wir gerade zum Essen aufbrechen wollen, werden wir gefragt, ob wir nicht unsere Halbpension wahrnehmen wollen: das war uns beim Verlängern nicht aufgefallen. Bei dem geringen Aufpreis sind wir natürlich dabei, futtern uns ordentlich durchs Buffett und sind so früh auf dem Zimmer und sehen, dass es wieder regnet und die Wolken tiefer hängen. Wir sortieren noch unser Gepäck und schreiben etwas, dann sind wir müde.

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7. Juni: zum Watzmann

Aufstieg zum Watzmann und Übernachtung im Watzmannhaus (Ziel: Lars Leichsering)

Wir stehen früh auf, frühstücken, packen unsere Sachen komplett um: zwei Rucksäcke mit dem Allernötigsten für alle Fälle – schließlich wollen wir eine Nacht auf dem Watzmannhaus bleiben – und der Rest in unseren Koffern. Das ganze stellen wir in einem neuen Zimmer unter, das wir morgen abend bekommen. Früh starten wir mit der Bahn nach Berchtesgaden. Die Zugbegleiterin Petra Seidel kümmert sich echt um die Fahrgäste, einer alten Dame trägt sie noch den vergessenen Rucksack hinterher. Wir kommen ins Gespräch, sie erzählt von früher Bundesbahn und jetzt Privatbahn, wir vom Projekt und unseren Vorhaben, sie ist begeistert (und hat schon einen Kommentar zum 5. Juni geschrieben, also bevor wir diesen Text hochgeladen haben!). Weiter gehts mit dem Bus, so dass wir gegen halb zehn am Königssee zum Aufstieg über die Kührointalm zum Watzmannhaus aufbrechen. Über 1300 m Aufstieg liegen vor uns, etwas mehr haben wir nur einmal, vor über zehn Jahren mit Marlis’ Sohn, der diesmal der Ideengeber ist, auf die Zugspitze geschafft. Eigentlich schickt uns Lars auf die Zugspitze, aber mit dem Zusatz, dass er eigentlich an den Watzmann denkt, ihn aber zu anstrengend für uns hält. Wir finden aber diesen heimlichen Wunsch interessanter. Vorgestern haben wir ja schon trainiert. Heute fühlen wir uns fit, die Sonne scheint, alle Berge sind wolkenfrei. Durch Wald geht es entlang der großen Bobbahn Königssee, die im Moment wegen Erweiterung Baustelle ist. Der Weg ist breit, eben und gleichmäßig steil. Wir sind so gut wie allein, der Wald schützt vor der Sonne, die Abkühlung durch den Höhengewinn gleicht die Erwärmung am Tag aus.Wir passieren die Abzweigungen zum Grünstein, dort bereiten sich Kletterer für den Einstieg vor, auch im Fels hängend entdecken wir einige. Schöne Pflanzen begleiten uns, leider ist die Sicht immer durch Bäume verdeckt. Das ändert sich erst bei Annäherung an die Kührointalm, wo der Weg zum teilweise steinigen Pfad wird. Direkt vor uns steht der kleine Watzmann, dahinter der Watzmann-Hauptkamm, grandios: grau, einzelne Schneeflecken. Bis ca. 1500 m Höhe gibt es noch Bäume, die die Sicht behindern, bis 1800 m Wiesen und niedrigere Büsche, darüber nur noch kleine Wiesenstücke mit Alpenblumen. Wir kehren in der Alm ein. Als wir nach einer Stunde weitergehen, ist die Sonne fast ganz verschwunden. Unterhalb des Watzmannkar nähern wir uns in steinigem Auf und Ab durch grünen, lichten Wald mit sich laufend verändernden, phantastischen Blicken auf kleinen Watzmann, den Hauptkamm, die dazwischenliegenden Watzmannkinder, ins Schapbachtal und auf das Watzmannhaus dem Falzsteig, wo wir seilgeführt durch die Flanke des Hauptkamms auf die Falzalm gelangen. Das ist der schwierigste, spannendste und schönste Teil, manchmal gehts fast senkrecht runter, problematisch ist es aber nicht. Toll ist, dass alle Kämme frei zu sehen sind, alle Wolken sind höher, und es gibt noch blaue Flecken und keinen nennenswerten Wind. Auf dem Hauptkamm haben wir fast immer das Watzmannhaus auf seiner kleinen Spitze, den kleinen Watzmann und alle umliegenden Berge im Blick, und je höher wir kommen, auch die Berge dahinter und das bayrische Alpenvorland, dazu natürlich das über 1300 Meter tiefere Berchtesgaden. Unterwegs begegnen wir einer Biologie-Doktorandin, die Hummeln und ihr Bestäubungsverhalten in verschiedenen Höhen und über mehrere Jahre vergleicht; sie steigt täglich hier hoch und fängt sie. Das Haus in Sicht ergeben sich Mentalitätsunterschiede: während ich, beflügelt durch das Gefühl, es soweit so unerwartet reibungslos geschafft zu haben, zum Endspurt ansetze, reichts Marlis, und sie ist froh, es noch zur Hütte auf 1930 m zu schaffen. Mit der Kondition haben wir beide kein Problem, und Marlis ist begeistert, dass sie einen Rucksack tragen konnte und so jeder seine eigene Kleidung im Griff hat. Das eröffnet uns für Mehrtagestouren ganz andere Möglichkeiten; meine Gelenke kommen nicht so schnell an die Belastungsgrenze, und für mich reicht vom Volumen her der handliche Reiserucksack. Beide Rucksäcke sind, was wir als wichtig empfinden, mit allem Tragekomfort ausgestattet: steifer, belüfteter Rücken, gute, auch oben verstellbare Tragegurte, Hüft- und Brustgurt, und eine oben nicht schlanke, gut anliegende Form. Zum Glück haben wir den großen Fotoapparat nicht mitgenommen, das Gebaumel hätte Marlis die Laune verdorben, schließlich will sie ihn ja griffbereit haben, im Rucksack nutzt er nichts. Die Vorbereitungstour vorgestern hat sich offensichtlich gelohnt, der Aufstieg ist optimal gelaufen, kein Gelenk hat sich gemeldet. Die Hütte ist um 16 Uhr schon leer, nur einzelne Übernachtungsgäste sind da, die Einkehrer sind uns alle entgegengekommen. Wir checken ein und kaufen uns die Hüttenschlafsäcke; gestellt werden Kissen und Decken. In den Zimmern gibt es keine Heizung, wir haben ein Zimmer mit zwei Stockbetten für uns mit einem Stuhl, Tisch und Licht. Toiletten und Kaltwasser-Waschgelegenheit gibt es nahe auf dem Flur. Alles muss mit einer Materialseilbahn von 1350m Höhe hochgeschafft werden. Wasser ist knapp, da es nur auf der Fläche gesammelt werden kann, einen Bach gibt es hier nicht. Strom kommt aus der Solaranlage mit großer Batterie, Heizung und zusätzlicher Strom kommen aus einem Rapsöl-Blockheizkraftwerk, zur Not gibt es noch einen alten Dieselgenerator. Alle Abwässer werden in der hauseigenen Kläranlage geklärt. Klar ist, dass hier jeder mit allen Resourcen sparsam umgehen muss, schließlich befinden wir uns außerdem im Kerngebiet des Nationalparks. Müll muss man selbst wieder mit runternehmen, was eigentlich bei allen Wanderungen selbstverständlich ist, man hat es ja geschafft, ihn mit Inhalt hochzubringen. Nach einer ausgiebigen Rast starten wir zum “Abendspaziergang”: wir steigen nochmal 200m höher auf dem Weg zu den Watzmann-Spitzen bis auf den Grat; so sehen wir den kleinen Watzmann und das Watzmannkar richtig von der Seite und nicht nur von unten. Auf diesem Weg entdecken wir neben anderen Pflanzen sogar Enzian, eingewickelt, weil keine Sonne scheint. Dann wenden wir, es fängt auch an zu tröpfeln. Dass wir nicht zu einer der Spitzen vorgedrungen sind, stört uns nicht wirklich, wir sind glücklich, richtig ins Watzmann-Massiv eingedrungen zu sein und könnten uns mit einem Tag mehr Zeit gut vorstellen, bis zum Hocheck oder gar zur Mittelspitze aufzusteigen. Den Tag vermissen wir auch nicht, die Wetteraussichten für morgen sind nicht gut, es gibt Gewittergefahr, wichtiger ist, morgen gut runterzukommen, ich verfolge laufend WetterOnline und den Regenradar, der Empfang fürs Smartphone reicht gerade so bis hier, das Netbook ist sowieso unten geblieben.
Die Speisekarte enthält einfache, deftige Klassiker aus guten Zutaten, Biere, gute Weine und Schnäpse sind zu haben, und die Stube ist gut geheizt. Zum Aufladen von GPS und Handy dürfen wir die Steckdose unter der Theke benutzen. Als einzige Gäste im Gastraum unterhalten uns noch angeregt mit den Hüttenwirtsleuten Annette und Bruno Verst, sie haben von Mai bis Oktober ein erfülltes, eigenständiges Leben hier, in der Woche ruhiger mit weniger Personal, Reparaturen und Transporten, bei gutem Wetter im Sommer und besonders an Wochenenden können alle 228 Schlafplätze belegt sein und im Gastraum mit 140 Plätzen muss man zusammenrücken. Dann sind bis zu 10 Leute im Einsatz, dazu ist die Küche bestens ausgestattet. Das Verständnis besonders der jungen Gäste für den geringeren Komfort und die weiteren Regeln in dieser Umgebung, 600 Höhenmeter entfernt von jedem Fahrweg, würde leider abnehmen. Nach fünf Monaten 7-Tage-Woche sind die restlichen Monate unten für Bürokratie, Reparaturen und Planung und auch etwas Urlaub gerade ausreichend. Um zehn schließt eigentlich die Stube, wir unterhalten uns bis halb elf, und sind gespannt, wie wir schlafen können. Marlis schläft gleich ein, ich tippe noch etwas und rechne nicht mit besonders gutem Schlaf, was mir aber egal ist, das außergewöhnliche Erlebnis des selbstorganisierten Aufstiegs und der Hütte lässt sowas in den Hintergrund treten. Es ist der Höhepunkt des Reisejahrs bisher, da sind wir uns einig.

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6. Juni: Bad Reichenhall und Salzburg

Kurpark Bad Reichenhall (Ziel: Angelika), Ausflug nach Salzburg

Das Wetter ist heute etwas bewölkter, aber noch genauso warm. Wir besuchen zunächst den Kurpark von Bad Reichenhall. Hierhin hat uns Marlis’ Schwester Angelika geschickt, speziell hat sie das Gradierwerk genannt. Der Kurpark ist keine besonders große, aber eine sehr gepflegte Anlage aus dem 19. Jahrhundert mit alten Bäumen und geordnetem Grundriss, sogar Palmen in Kübeln kommen vor. Wir laufen durch die imposant große Wandelhalle mit dem dominierendem Trinkbrunnen und einer Konzerthalle der Reichenhaller Philharmoniker sowie einer Konzertmuschel draußen. Das Gelände wird weiterhin gesäumt vom Königlichen Kurhaus und dem Kurmittelhaus “der Moderne”, 1928 im späten Jugendstil anstelle eines Grandhotels errichtet. An der anderen Seite steht das Gradierwerk. Bis zum 19. Jahrhundert beherrschten hier 720 m lange Gradierwerke das Ortsbild, die der Salzkonzentration dienten, so dass die nachfolgende Salzsiederei weniger energieaufwendig betrieben werden konnte. Die damals schon vorhandenen Kurgäste entdeckten das Werk 1846 als überdachten Spazierweg und auch die heilende Wirkung. Als dann durch neue Verfahren das Gradierwerk zur Salzgewinnung überflüssig wurde, entstand 1864 ein kleineres für den Kurbetrieb, das im 1910 mit tragendem Außengerüst aus Betonpfeilern erneuert wurde, ein interessantes Bauwerk. Auf dem Weg zum Bahnhof gehen wir durch aufgeräumte, ruhige Straßen mit großen Villen.
Mittags fahren wir nach Salzburg und landen am Hauptbahnhof, der gerade komplett umgebaut wird. Wir starten ausnahmsweise mit einer Stadtrundfahrt. Diese wird in für Deutsche ungewohnter Art organisiert: Das Unternehmen hat große und kleine Busse und führt verschiedene Touren durch, zu angegebenen Zeiten. Für alles werden Tickets verkauft, man wartet, bis Verkäufer und anwesende Fahrer anhand der verkauften Tickets und Rücksprache mit Bussen unterwegs festlegen, wer mit welchem Bus die jeweilige Tour macht. Da wohl auch auf möglichst volle Busse geachtet wird, kann es auch schon mal 15 Minuten Verspätung geben. Also alles voll dynamisch improvisiert.
Wir fahren um den Mirabellgarten, durch die Altstadt mit Blick auf Mozarts Geburtshaus in der Fußgängerzone Getreidegasse, blicken auf den Mönchberg oberhalb der Altstadt mit Aufzug, passieren unterhalb die Pferdeschämme und das Festspielhaus mit drei großen Sälen, blicken Richtung Dom und St. Peter und fahren durch das Neutor, eigentlich ein Tunnel durch den Mönchsberg, zum Schloss Leopoldskron am künstlichen See, jetzt amerikanisches Tagungshaus. In Salzburg hat alles seinen Ursprung im Salzreichtum und der von Kaisern unabhängigen Herrschaft der Fürstbischöfe, “der größten Filiale des Vatikans nördlich der Alpen”, wie der Führer sagt.
Wir haben nur die kurze Rundfahrt gebucht, andere im Bus die lange. Wir werden gefragt, ob wir die lange mitmachen wollen, alle stimmen zu, der Fahrer erspart so allen die Zwischendurch-Rückfahrt in die Stadt und wir sehen noch das Jagdschloss Hellbrunn mit Park. Zwischen allen Sehenswürdigkeiten thront mittendrin die weiße Festung Hohensalzburg unübersehbar auf ihrem Hügel. Wir passieren das Kapuzinerkloster auf einer anderen Hügelecke, bevor wir am Mozart-Museum aussteigen und direkt über den Makart-Steg in die Altstadt gehen. Die Fußgängerzone ist malerisch barock, die Kettenläden durch Anpassung der Schilder bestens getarnt. An der Pferdeschwämme neben dem Neutor finden wir etwas versteckt das Café Niemetz, wo wir einkehren. Wir werfen noch einen Blick in die Kollegienkirche, die Franziskanerkirche und den Dom und gehen durch die mit Souvenir- und Touristenläden gespickte Goldgasse und den schön bepflanzten, barocken Mirabellgarten zurück zum Bahnhof. Der Eindruck von Salzburg ist zwiespältig: Die Stadt ist spektakulär eingerahmt von Bergen, die Salzach fließt mittendurch, alles ist kompakt und vom Barock und dem Tourismus beherrscht. Mir ist das ganze zu lieblich und übertrieben und auch teilweise ein Sammelsurium. Der kurze Eindruck reicht, länger muss ich hier nicht hin. In Bad Reichenhall essen wir noch eine Kleinigkeit, dann packen wir alles um für die morgen geplante Bergtour und gehen, um entsprechend früh starten zu können, auch mal früher ins Bett.

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