30. Juni: Wattwanderung von Föhr

Amrum-Rundkurs: Südspitze mit Leuchtturm und Wittdün, Überfahrt und Rundgang in Wyk, Wattwanderung von Dunsum auf Föhr nach Norddorf auf Amrum

Heute wieder normaler Rhythmus: Ich habe Vorlauf, und Marlis schläft aus. Wir fahren mit dem Bus zum Leuchtturm von 1875, 41 m hoch und 66 m über dem Meer, einer der ersten und größten, in den hinteren Dünen gelegen und gut besucht. Um die innere Backsteinschale, in der wohl Teile hochgezogen werden können, ringelt sicht die Treppe innerhalb der rot-weiß gestrichenen Außenschale. Unter dem mächtigen Linsenkopf – Zeitwert soll 5 Mio. Euro sein – kann man den Aussichtsrundgang machen, hier pustet es heute kräftig. Die Insel und besonders die Dünen sind gut zu übersehen, die umliegenden Inseln eher schemenhaft bei grauem Himmel. Der Eintrittskartenverkäufer verströmt rauh-herzlichen norddeutschen Humor und glaubt uns die Gästekarte, die wir vergessen haben, auch so. Über kleine Heidewege mit Blumen und Rosen und durch Kiefernwald kommen wir an die Wattseite zum kleinen Dorf Steenodde. Entlang dem Deich laufen wir vorbei am Seezeichenhafen – hier lagern eingesammelte und renovierte, zum Auslegen bereite große Schwimmtonnen für die ganze Inselwelt. Die Hauptstraße in Wittdün mit kleiner Kirche hat etwas größere Geschäfte als in Norddorf und teilweise malerische Backstein-Reihenbebauung und einige Reetdächer zu bieten, dafür auch mehr Bausünden. Nachdem wir alles gesehen und uns etwas gestärkt haben, melden wir uns zur Wattwandertour an, die mit der Überfahrt nach Föhr beginnt. Auf dem Wasser ist es überraschend ruhig, es lassen sich außen schön windgeschützte Plätze finden, wo ich wunderbar tippen kann. Bis zur Busabfahrt haben wir eine gute Stunde Zeit in der einzigen Stadt der Inseln, Wyk. Man merkt den Unterschied zu Amrum, wo kein Ort über 1000 Einwohner zählt: hier ist das Zentrum der beiden Inseln, eine richtige Kleinstadt mit kleiner Altstadt und sehr belebter Fußgängerzone mit vielen Läden, sehr touristisch mit Tagesgästen, aber auch putzig mit kleinen Läden, Kneipen und viel Grün, natürlich einige Bausünden drumrum. Wir laufen kreuz und quer durch die kleinen Gassen und erreichen noch den von Bürgern angelegten Park an der Mühle mit vielen Kräutern. Mit dem Bus durchqueren wir die Insel bis Dunsum auf der anderen Seite. Dort gehen wir über den Deich bis zu einer Einstiegstreppe. Die erscheint unnötig weit weg von Amrum, wohin die Wattwanderung gehen soll. Wie das überhaupt gehen soll, kann man sich nicht recht vorstellen, hier ist alles voll Wasser, nur weiter draußen scheint ein Sandstreifen freizuliegen. Die Tour ist ausgeklügelt; aufgrund der Strömungsverhältnisse liegen direkt vor Amrum die zwei tiefsten Priele, die wir genau bei Niedrigwasser um 20:20 queren müssen, sonst kommen wir nicht durch. Zwischen den Inseln verläuft ein flacherer Bereich, auf den wir nur an der Einstiegsstelle gut rüberkommen, da müssen wir zwei Stunden vor Niedrigwasser durch, knapp knietief. Hier gehts wirklich nur barfuß mit kurzen Hosen. Vorsichtiges Gehen ist angesagt, es spritzt und die spitzen Muscheln auf dem Grund sieht man nicht. Wir werden vor den scharfkantigen Schalen der pazifischen Auster gewarnt, die hier aufgrund des Temperaturanstiegs langsam die Nordseeauster verdrängt. Irgendwann kommen wir auf festen Sand, jetzt gibt es nur noch ausgedehnte Zonen mit Muscheln und knöcheltiefem Wasser. Überall kringeln sich die Würstchen der Sandwürmer schwarz, wie der Sand schon in geringer Tiefe. Hin und wieder gibt es eine Strandkrabbe oder eine kleine Qualle, an manchen Stellen schauen scharfen Schalen der Austern aus dem Sand. Lange gehen wir parallel zu Föhr und Amrum, auch die Südspitze von Sylt mit dem Leuchtturm von Hörnum ist nahe zu sehen, kaum zu glauben, dass da 30 m Amrumtief dazwischen sind. Und pünktlich kommen die Priele, es wurde nicht zuviel versprochen: Die meisten, auch der Führer, ziehen die kurzen Hosen aus, weiter gehts in Badehose. Marlis Badeanzug wird etwas nass, ich bin groß genug, bei mir reicht das Hochrollen der Wanderhose. Am Ufer von Amrum kommt dann der erste Schlick, hier klebt alles an den Füßen, so dass wir auch den Bohlenweg durch die Heide zum Fahrweg barfuß laufen. Der kleine Inselrundfahrt-Doppelstockbus sammelt alle aus Wittdün ein und ist dann voll, wir laufen den einen Kilometer nach Norddorf zu Fuß. Beim Schuhe-Anziehen merkt Marlis, dass sie sich zweimal ordentlich auf der Fußsohle geschnitten hat; ich weiß, dass meine Sohlen empfindlich sind und habe höllisch aufgepasst. Unsere Ankunft kollidiert mit dem inseltypischen Küchenschluss um 21 Uhr, also telefonieren wir gleich unterwegs, wer noch was macht, es gibt dann besten Flammkuchen im Bistro des Romantik-Hotels. Es hätte noch einen literarischen Abendspaziergang in den Dünen gegeben, wir sind allerdings von den zehn Wasserkilometern etwas geschafft und ziehen uns zurück.

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