16. Juni: Ausflug zur Art | 42 | Basel

Basel: Tagesfahrt nach Basel Bad und zu Fuß Grenzübertritt zur Kunstmesse Art Basel

Bestimmt fünf Jahre ist es her, dass wir uns das teure Vergnügen des Besuchs bei der Art Basel gegönnt haben: 250 km, Schweizer Eintritte und Essen. Im Bahnreisejahr muss das sein: die 55 € für die Bahnfahrt (pro Person, mit dem Auto etwa 100 € laufende Kosten) sind ja in der BC100 inklusive, wir müssen uns nur die Zeit nehmen und den Eintritt bezahlen, bei der aktuell hohen Bewertung des Schweizer Franken keine billige Sache. Im Abteil sitzen wir zu dritt, und bei der Kontrolle stellt sich heraus: alle BC100-Inhaber. Also bekommen alle, auch der Zugbegleiter, unsere Projektkarte, und es ergibt sich gleich ein angeregtes Gespräch über das Angenehme der BC100 und das Entspannende des Bahnfahrens an sich, die Nutzung der Zeit, die Überbewertung der Verspätungen durch Medien und ahnungslose Nicht-Bahnfahrer, wir sind uns da alle einig. Das ist schon mal ein guter Start in diesen Null-Minuten-Verspätungstag. Es ist eine ideale Bahnstrecke: stündlich direkter ICE von Mannheim nach Basel Bad, die Grenze ist direkt im Bahnhof, und in fünf Minuten Fußweg sind wir an der Masse, wo die Art Basel in der denkmalgeschützten Rundhofhalle 2 in zwei Stockwerken mit den Ständen der Galerien und in der Halle 1 mit den Buchshops und aktuellen Positionen einzelner Künstler stattfindet. Wir haben kein bestimmtes Ziel und können uns einfach einlassen. Die Messe gilt als die weltweit wichtigste Kunstmesse, und so stellt sie sich auch dar. Alles Material gibt es nur in Englisch, auch die App für das Iphone, die man sich gleich in der Eingangshalle über ein dortiges Wlan laden kann. Die USA stellen das größte Aussteller-Kontingent, grundsätzlich sind aber Galerien aus allen Erdteilen vertreten, und nach unserer Erinnerung auch viel mehr und selbstverständlicher als bei unserem letzten Messebesuch. Überall sind Iphones, MacBooks und Ipads im Einsatz; Windows-Rechner sieht man kaum. Die Aussteller bemühen sich, durch ihre Besprechungsgruppen aufzufallen, extravagant, speziell designed oder ausgefallen antik. Schließlich gibts sonst außer den Kunstwerken und dem Personal nichts mehr, womit man auf den weißen Ständen noch Aufmerksamkeit erregen kann. Die Kunstwerke sind praktisch ohne Ausnahme als hochkarätig zu erkennen, auch wenn wir nicht mit allem was anfangen können, für einiges bräuchte man auch mehr Zeit, das geht aber bei über 5000 Werken nicht. Wir widmen uns eher dem, was uns auf den ersten Blick anspricht oder bekannt vorkommt. Außer neuen Positionen, besonders oben, sind natürlich auch nicht mehr lebende Größen des 20. Jahrhunderts meist an mehreren Stellen vertreten: Picasso, Chagall, de Chirico, Rauschenberg, Moore, Warhol und Fotografen wie Evans, Eggleston, die Bechers, Weegee, um nur einige zu nennen. An aktuellen Künstlern, von denen wir schon gehört haben, begegnen wir immer wieder Hirst, Kapoor, Hatoum, Buren, Schütte, Feldmann, Uecker und Fotografen wie Gurski, Ruff, Struth. Vieles ist nicht so ausgefallen und das meiste der Malerei zuzuordnen, aber interessant ist jedenfalls alles. Das merkt man an den Preisen: sie stehen bis auf seltene Ausnahmen gar nicht dran, aber unter 1000 € gibts hier höchstens Bücher, und die Million wird bei einigen Werken nicht reichen. Das Publikum ist entsprechend: Vielen sieht man den reichen Sammler an, für die gibt es eine eigene Lounge, alles ist international, für viele dürfte Kunst zum Beruf gehören, und auch die jungen Leute werden was mit Kunst zu tun haben. Viele Kunstinteressierte sind natürlich auch dabei. Und man präsentiert sich gern: es ist irgendwo auch eine Modenschau und Brillenausstellung. Es macht jedenfalls Spaß und regt an, auch das Zwischendurch-Entspannen ist einfach: der Weg zum runden Innenhof ist von überall kurz, der Blick von oben interessant, und es gibt dort viele kleine Stände mit allem möglichen, auch Raclette. Wir sind genau bis zum Ende der Messe beschäftigt, und haben viel fotografiert, wie fast alle, auch wenn es verboten war. Das beschränkte sich allerdings darauf, die Kamera beim Eintritt nicht offen zu tragen. Im Blog zeigen wir selbstverständlich nur Messeeindrücke, keine urheberrechtlich relevanten Abbildungen von Kunstwerken. Es war eine gute Gelegenheit, die neue Kompaktkamera zu testen, die wir schon auf dem Watzmann gut hätten gebrauchen können, als uns die Spiegelreflex zu schwer war, die älteren Kompaktkameras können da nicht mehr mithalten. Passend fährt bald nach Schließung der Messe der nächste ICE, und wir können uns im Zug angenehm von den vielen Stunden auf den Beinen erholen.

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3 Antworten auf 16. Juni: Ausflug zur Art | 42 | Basel

  1. Marianne Schäfer-Engelmann sagt:

    Liebe Marlis, lieber Joachim,
    noch sehe ich Euch “vor meinem geistigen Auge” gemütlich im Watzmann-Haus sitzen, entdecke ich Euch beim Kunstspaziergang in Basel! Es ist einfach nicht zu fassen, welche Fülle an Informationen und Eindrücken Ihr verarbeiten könnt… Größte Bewunderung! Toll!
    Und dann entdecke ich ein Bild mit der fotografierenden Marlis: das gibt es doch nicht, denke ich.. Wo ist ihre Kamera? Später lese ich, eine neue Kompaktkamera ist in der Erprobungsphase. Wie hat sich die Kamera bewährt bzw. welche Kamera ist es?

    Seid herzlich gegrüßt und fest umarmt von Marianne und Joachim

  2. Gabriele Heck sagt:

    Mensch, da wäre ich auch gerne hingegangen!
    Allerdings bestätigt mir Euer Reisebericht, was ich seit langem bedauere und bereits selbst auf Ausstellungen erlebt habe:
    Die Kunst wird zur “Modenschau” von Selbstdarstellern, die unter einigen Künstlern, vielmehr noch unter zahlreichen Sammlern zu finden sind.
    So wird die geschätzte (und erhoffte) Wertsteigerung des Werkes wichtiger als das persönliche Empfinden bei dessen Betrachtung.
    Auch wichtiger als das Zwiegespräch mit dem Künstler (sofern natürlich anwesend und willig), es sei denn man kann sich dadurch öffentlichkeitstauglich und medienwirksam als “Kunstkenner” outen.
    Gesehenwerden mit dem “Schaut nur, ich kann mir ein solch teures Kunstwerk leisten!”-Blick ersetzt den künstlerischen Genuss.
    Natürlich muss man von Kunst auch leben können und Kunst vermarkten, doch muss es auf diese Art und Weise sein?
    Das tut anderen Künstlern und Sammlern unrecht. Vor allem denjenigen Kunstschaffenden, die sich vielleicht glücklicher schätzen würden, wenn man seine Begeisterung über ein Werk kundtut und am Hintergrund wahrhaft interessiert ist (und das Bild dann einfach erwirbt), als wenn man versucht, einen flüchtigen Hauch von Berühmtheit am Rockzipfel des Künstlers zu erhaschen?
    Nun denn: Auf alle Fälle ist so ein Besuch einer Kunstmesse immer ein Erlebnis und Euer Bericht regt mich an, auch wieder eine zu besuchen!
    Danke für diesen Bericht!
    Gabi

  3. Peter Krauss sagt:

    Leider kann man auf dem Foto nicht erkennen, welche Kompaktkamera das ist. Eine mit dem größeren Chip, der auch Tiefenschärfe zulässt? Ein bisschen Schleichwerbung im Text dürfte schon sein….