Bericht in den Kieler Nachrichten

Die Tageszeitung Kieler Nachrichten hat bei unserem Besuch in Plön mit uns gesprochen und am 17. Mai in ihrer Ausgabe Ostholsteiner Zeitung berichtet. Ein Kurztext war schon am Tag unserer Abfahrt in der Online-Ausgabe: Bahn-Zeit-Reise in KN Weiterlesen

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16. Mai: Plön und zurück

Plön: Stadt- und Schlossrundgang, Fahrt über den See, Rückfahrt

Gestern abend war ich fit, alle Texte sind fertig. Heute morgen geht es etwas zügiger, das Frühstück ist zeitbegrenzt und gleich danach treffen wir uns mit Dirk Schneider von der Ostholsteiner Zeitung (Kieler Nachrichten) in der Stadtfiliale. Das Wetter ist trübe, das gegenüberliegende Seeufer nur schemenhaft zu sehen. Der Regenradar zeigt, dass wir Chancen haben, bei unseren angedachten Rundgängen nicht allzu nass zu werden. Gut war, dass wir uns gestern mit allem, was mit Aussicht zu tun hat, schon befasst haben, heute könnten wir das vergessen. Mit dem Zeitungsmann entwickelt sich ein sehr lebendiges Gespräch, er ist selbst fotografisch gut ausgerüstet mit derselben Marke. Den Weg zum Schloss gehen wir gemeinsam, da will er ein Foto mit uns machen. Von 2001 bis 2006 hat die Schloss-Sanierung gedauert, etwas länger, als Herr Fielmann gedacht hat. Er hat alle gemachten Zusagen eingehalten und damit auch alle Kritiker der Privatisierung im Nachhinein überzeugt. Heute ist die Optiker-Akademie ein Wirtschaftsfaktor für die Stadt, und das Schloss wieder ein Vorzeigestück mit seinem weißen Verputz aus dem 19. Jahrhundert über dem Backstein. So leuchtet es auf seinem Hügel weithin über die Seenlandschaft. Eine Wiederherstellung des Backstein-Zustandes davor wäre optisch fragwürdig und bautechnisch noch risikoreicher gewesen. Dirk Schneider ist profunder Kenner des Ortes und seiner Zusammenhänge. Nach dem Studium und Aufenthalten in mehreren Ländern ist er doch wieder in seinen Heimatort zurückgekehrt, was wir gut verstehen können. Schlossbesichtigungen in Gruppen nach Vereinbarung sind wieder möglich, für uns ergibt sich heute keine Gelegenheit.
Vielleicht ein Anlass für einen Urlaub? Die Holsteinische Schweiz ist, wie der Name richtig assoziiert, eine Art Vereinigung von Flachland, Bergland und Wasser, und stark gegliedert, ein interessanter Kompromiss für verschiedene Bedürfnisse.
Einige historische Räume des Schlosses sind wieder hergestellt, die vielen Nebengebäude bis hin zur Jugendstilschwimmhalle sind von mehreren Institutionen zu verschiedenen Zwecken hergerichtet. Auch der englische Garten hat einen ansehnlichen Zustand erreicht. Bis 2001 war das Schloss Internat des Gymnasiums mit 300-jähriger Geschichte, die Prinzen des Kaisers gingen hier zur Schule und nutzten die lange schmale Prinzeninsel im See, die über eine kleine Brücke erreichbar ist. Alle Schüler lernen Segeln als Schulfach. Bis zum ersten Weltkrieg war hier eine Kadettenanstalt untergebracht, davon zeugen noch das Kommandantenhaus und der Kadettenfriedhof vor der Prinzeninsel. Dorthin laufen wir, auf Erläuterungstafeln lernen wir die Planeten und die Bergulme mit dreispitzigen Blättern kennen, die hier wirklich oft steht. Bei dem feuchten Wetter ist der Gang durch den Wald mit einzelnen Durchblicken aufs Wasser passend. Am Ende der Insel ist ein Ostholsteiner Bauernhaus mit einer guten Gastronomie, dort nehmen wir einen Imbiss, um dann pünktlich für ein Rundfahrtschiff am Anlegesteg zu stehen und dem heute fast leeren Boot zu winken, das dann prompt diese Bedarfshaltestelle anläuft und uns mitnimmt. So gelingt uns eine Schifffahrt quer über den See nach Fegetasche und weiter nach Plön am Markt. Auch für solche Abschnitte gibt es Tarife, Marlis kann den Kapitän interviewen, während ich mir die feuchte Windstärke drei auf dem Freideck um die Ohren wehen lasse. In Heimathafen Fegetasche stehen die zwei Bausünden “Plöner Twin-Towers” Plöns, hier überschwemmt unerwartet eine ganze Busladung mit einer älteren Reisegruppe mit Regenschirmen das Schiff.
Zurück in Plön schauen wir in die kleinen Gassen, die Twieten, und das Rathaus hinein. Die nach einem Brand neuromanisch wieder aufgebaute Nikolaikirche aus Backstein hat mehrere Innenausstattungen hinter sich, die letzte von 1985, eigenwillig, doch einheitlich durchgezogen mit gelbem umlaufendem Backsteinsockel, Glasfenstern, sparsamer Bemalung der Wände, einem betonten Holzdachstuhl und geometrischem Muster im kreuzförmigen Dachgewölbe. Das Wetter will sich nicht bessern, wir haben genug gesehen und nehmen um 15:15, eine Stunde früher, am Bahnhof, der noch ein Vordach aus Kaisers Zeiten hat, den Zug über Lübeck und Hamburg zurück nach Mannheim. Die Fahrt verläuft angenehm, auch wenns überall trübe und etwas regnerisch ist, völlig ungewohnt nach den letzten, meist sonnigen Monaten. Wir bearbeiten und veröffentlichen alle Texte und Fotos. Dass der ICE schrittweise durch Zugstau in Hamburg, Türstörung, Signalstörung, zusätzlichen Halt und Zugfolge bis Mannheim 32 Minuten Verspätung einsammelt und die dann passende S-Bahn noch 5 Minuten auf den etwas verspäteten ICE aus Berlin wartet, stört nicht wirklich, wir sind gerade so fertig mit dem Hochladen der Fotos. Das hat entlang der Strecke bestens geklappt über den Hotspot im ICE. Die Verzögerung ist mit 37 Minuten eine der längsten, die uns passiert ist, bei über 700 km Fahrtstrecke nicht wirklich viel. In Ludwigshafen werden wir von dem für unsere Region üblichen, für uns jetzt ungewohnten viel milderen Wetter empfangen.

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15. Mai: nach Plön

Fahrt von Sylt nach Plön (Ziel: Gerold Blaese): Wanderung um den Trammer See und Aufsuchen der mitgegebenen Punkte.

Wir starten etwas früher, schon kurz nach zehn von Westerland quer durch Schleswig-Holstein nach Plön. Hier hat uns Gerold Blaese einige Koordinaten aus seiner Heimat genannt, denen wir nachgehen wollen. Das Wetter ist mit einigen Risiken angesagt, auch Gewitter sind möglich. Morgens erinnert es eher an gestern, Sonne mit Wolken und kühl. Unterwegs kommt erstmals seit langem etwas Regen hinzu. Wir nutzen die Zeit im Zug über Husum, Schleswig und Kiel intensiv: alle Sylt-Texte werden fertig und gehen online, Reiseführer, Landkarte und die Vorgabe von Gerold werden gelesen. Unterwegs passen wir bei Rendsburg auf: Wir nutzen die Bahnstrecke Flensburg-Neumünster und fahren damit über die Eisenbahn-Hochbrücke von 1913, die aktuell saniert und verstärkt wird. Wir merken das erst beim Nachlesen: Wir fahren unter der imposanten Hochstrecke durch, dann selbst erhöht über den Kanal. Die Erklärung ist die Schleife, um vom nahen Rendsburger Bahnhof auf die 42m Brückenhöhe zu kommen: wir sind unter der eigenen Brücke drunter hergefahren. Ab Kiel geht es durch das üppig grüne, in der Nähe von Plön mit vielen Seen durchsetzte Hügelland der Holsteinischen Schweiz. Plön liegt genau zwischen Kiel und Lübeck, über 75% der Stadtfläche sind Gewässer. Die Bahnlinie führt ganz nah am See entlang und gerade mal zwei Meter oberhalb. Der Bahnhof ist ein ehemaliger Kaiserbahnhof, ganz in der Nähe direkt über der Altstadt liegt auf einem Hügel zwischen den Seen das weiße Schloss, jetzt gemeinnützige Schulungsstätte für Optiker im Besitz von Fielmann. Nebengebäude und der Schlosspark sollen seit 2006 zu besichtigen sein, das sehen wir morgen. Wir recherchieren zunächst mit Google Earth die Koordinaten und die Landschaft. Gerold hatte als einzigen Ort Rathjensdorf genannt. Erst jetzt merken wir, dass die Elternhaus-Koordinaten auf ein Haus im Norden von Plön am Ostrand des Trammer Sees zeigen, Rathjensdorf war nur Wander- und Einkehrziel von dort, und kurz dahinter liegen Aussichtspunkte mit Blick über den Trammer See auf das Schloss und auf das Elternhaus in der anderen See-Ecke. Diesen Blick über Rapsfelder hat Gerold uns als Foto mitgegeben und den Standort beschrieben. Wir sichern die Google-Earth-Bilder auf dem Netbook zum Nachschauen unterwegs. Durch den Ort steigen wir zum Parnaßturm, einem originalen Stahlgitterturm auf Backsteinsockel von 1888, 1985 auf Initiative von Dr. Hans Utermöhl saniert und wieder zugänglich gemacht, 20 m hoch und 58 m über dem Niveau der Seen, mit bestem Rundblick über die grüne, vielseitig durch Hecken, Wälder, Baumreihen, Seen und Orte gegliederte Landschaft, verstärkt durch den heute leicht dramatischen Himmel. Durch das Wäldchen gehts zum Elternhaus, ein kleines, älteres, von blühenden Glycinien umranktes Haus mit ebenfalls blühenden Maiglöckchen davor, das von der jetzigen Besitzerin mit großen Fenstern zur Garten- und Seeseite ausgestattet wurde. Der Garten ist ein großer terrassierter Hang mit Seeufer, großartig. Wir klingeln, vergewissern uns, das wir das richtige Haus umschleichen und erhalten Fotoerlaubnis. Wir wandern den Weg weiter nach Rathjensdorf vorbei an alten, manchmal noch schönen, oft aber etwas verbauten älteren Häusern über dem See. Der Weg ist heute am Sonntag nachmittag gut begangen und führt durch dichte Büsche an kleinen Teichen mit quakenden Fröschen vorbei. Rathjensdorf ist ein Straßendorf mit noch einigen landwirtschaftlichen Betrieben; in der Mitte ist der Dörpskrog mit großem Garten, den wir zum Kaffeetrinken aufsuchen. Auf dem “Schulweg” geht es wieder hinaus Richtung Westecke des Trammer Sees, hier kommt bald der Aussichtspunkt, wir werden sogar von entgegenkommenden Spaziergängern darauf hingewiesen. Auf der Wiese steht eine Bank, der frontale Blick auf das über den Seen thronende Schloss ist hinreißend, wir machen Panoramaaufnahmen, leider verschwindet die Sonne dabei etwas zu früh hinter großen Wolken. Auch Gerolds Elternhaus ist zu sehen; jedoch wird klar, dass von hier aus Blickwinkel und Höhe nicht mit seinem mitgegebenen Bild übereinstimmen, und seine Koordinaten zwar zum Finden dieses Aussichtspunktes geeignet sind, aber nicht für den Standort der Bildaufnahme. Auch scheint das Bild schon älter zu sein; eines der Häuser hat kein rotes Dach mehr. Beim weiteren Wandern über die Wiesen und Vergleichen einiger Bäume stellen wir fest: der gesuchte Punkt ist viel näher am See, aber weiter hinten, und dieses Jahr ist das in Frage kommende Feld nicht mit Raps bepflanzt. Wir vermuten den Ort auf dem Weg zwischen Theresienhof und Tramm in der Nähe einer scharfen S-Kurve. Die Zeit ist schon fortgeschritten, um uns herum hängen dicke Schauer, die uns glücklicherweise nicht richtig treffen, über seinem Elternhaus steht ein Regenbogen. Wir sind mit den gemachten Fotos zufrieden und ersparen uns den Kilometer Aufstieg vom See auf dem Weg zum vermuteten Punkt 54.1786,10.406 oder 54°10’43″N, 10°24’20.5″E. Bei Tramm erwischen wir endlich ein Rapsfeld in Blüte, über Fahrradwege und per Abkürzung über die Brücke der Bundesstraße 76 zwischen Kleinem Plöner und Trammer See erreichen wir durch die unterhalb des Schlosses liegende Johannisstraße. Diese geht in die malerische Fußgängerzone “Lange Straße” über, seitlich mit kleinen Durchgängen, den Twieten, die zu den nächsten Straßen, zum Wasser und zum Rathausvorplatz führen, an dem die Brasserie liegt, in der wir gut zu Abend essen. Dann ist es dunkel, der Schauer ist vorbei und wir sind gleich in unserem Alten Fährhaus mit Blick über den Großen Plöner See. Die Runde heute war mindestens acht Kilometer lang, diese ganze Umrundung kann Gerold kaum für einen Sonntag-Nachmittag-Spaziergang gemeint haben. Wahrscheinlich meinte er den Weg zum Aussichtspunkt und genauso wieder zurück.

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14. Mai: Sylt – von Süd nach Nord

Sylt: In Busetappen nach Süden: Hörnum, Sansibar und Norden: Weststrand, Kampen und Wenningstedt

Heute soll das Wetter schlechter werden, danach siehts allerdings noch nicht aus. Wir starten mit einer Strandwanderung bei Hochwasser bis zum Südende von Westerland. Am Strand treffen wir tatsächlich zwei Surfer in Anzug und Kopfhaube, die sich mit dem Brett unter dem Arm gegen den Wind über den Strand kämpfen und uns ganz fröhlich Auskunft geben, bevor sie sich ins Wasser stürzen. Am Campingplatz gehen wir durch einen ungewöhnlichen Wald aus kleinen Erlen mit Unterholz aus Farm. Der erste Bus bringt uns nach Hörnum in den Süden. Dort tröpfelt es etwas, der Regenradar sagt uns aber, dass wir uns da keine großen Gedanken machen müssen. Das Zentrum des Dorfes zeigt sich etwas bieder: weiß gestrichene Backstein-Reihenhäuschen mit einem typischen Fußgängerzonen-Pflaster. Mit einem fernen Rückblick zum Hafen starten wir auf dem wattseitigen Strand zur Umrundung der Südspitze, überragt vom Leuchtturm. Nach dem Hochwasser läßt es sich ganz gut an der Wasserkante gehen: die war erst vor kurzem nass und ist daher noch hart. Brandung gibt es hier keine, nur einige verfallene Buhnen, die – im Gegensatz zur belebten Westküste – nicht besonders gekennzeichnet sind. Rund um uns drohen einige graue Wolken. Wir erreichen die Südspitze und sehen Föhr gegenüber. Mit der Wende nach Norden am Weststrand wirds windiger und kurz feucht, erster Test für Kleidung und Regenschirm bei der heute konstanten Windstärke fünf. Am Himmel vollziehen sich in kurzer Zeit faszinierende Wechsel: das nächste Grau zieht knapp vorbei, hinten sieht man Schauer, und kurz danach scheint die Sonne und trocknet alles. Wir laufen auf gewaltige Reihen von Wellenbrechern zu, die wohl die Südspitze schützen sollen, die sich in den letzten 50 Jahren stark verändert hat. Die Umrundung ist ein wirklich lohnender Weg, bei dem wir zeitweise den Strand für uns allein haben. Es gibt Zonen mit ganz grobem Sand, und wir finden verwitterte Muschelstücke und Perlmutt. Der Weg zurück in den Ort über Holzstege durch die Dünen ist bepflanzt mit kleinen, aber stattlichen Ferienresidenzen im Friesenstil, alle sehr ähnlich. Das sieht seltsam aus in dieser Mondlandschaft aus dunkelgrünem Heidekraut und hellem Dünengras. Unsere weitere Busfahrt geht zum Sansibar, einem Strandübergang zwischen Hörnum und Rantum, auf dessen Dünenkante seit über 30 Jahren ein Lokal in einem mittlerweile großen Holzflachbau mit Außenterrasse und Spielplatz im Sand liegt. Das ist wirklich ein spezieller Ort: Speisekarte mit sehr kreativen, eigenwilligen Gerichten und ausgefallenen und feinen Getränken – es gibt eine dicke Weinbibel im Piratenlook für den Versand -, alles in einem leicht gehobenen, jedoch den Preis werten Niveau. Die durchweg jungen, dynamischen Bedienungen tragen modern-sportliches Outfit, alle was verschiedenes, aber irgendwie mit “Sansibar” drauf. Das gibt es als eigene Modelinie zu kaufen. Die Bezeichnung Kult trifft voll und ganz. Es ist gut gefüllt, auch der riesige Parkplatz, und die Terrasse ist ganz voll, trotz Wind. Hier ist alles, was jung ist oder sich irgendwie dafür hält, etwas Geld hat und gesehen werden will. Sogar den letzten Rest vom Parkplatz kann man sich mit dem Taxi hochfahren lassen. Wir genießen Erdbeerbowle, Rhabarberschorle, Apfelkuchen und Johannisbeer-Mascarpone-Torte. Nach einem Blick über die Düne fahren wir mit dem Bus mit Umstieg nach Norden zum Weststrand. Das ist einer der wenigen und der letzte Bus auf einer Nebenstraße in diese dünenseitige Ecke, wir lassen daher einen Blick ins Seepferdchen am nächsten Übergang Samoa weg. Im Norden wird die Insel wie ein Dreieck ab Kampen immer breiter, der Mittelteil bildet eine einsame Heide-Dünen-Mondlandschaft, die im 20-Minuten-Takt bis in die Nacht befahrene Hauptstrecke geht im Osten nach List. Bei jetzt strahlendem Sonnenschein erklimmen wir den 26 m hohen Ellenbogenberg,den nördlichsten Punkt unserer Bahn-Zeit-Reise, der eine gute Aussicht über den Ellenbogen, Richtung Romö, über die Heide und beide Meeresseiten bietet. So haben wir wenigstens etwas vom Naturschutzgebiet Ellenbogen mitbekommen, bevor der letzte Bus wieder auf seiner Rückfahrt vorbeikommt. Ein reines Wanderparadies ist der Ellenbogen sowieso nicht mehr; eine mautpflichtige Straße führt mittendurch mit genügend Parkplätzen, so dass mit einer halben Stunde Laufen beide Wasserseiten erreichbar sind – fragwürdiges Zugeständnis an Bequemlichkeit, passt aber zu Sylt, man hat den Eindruck, dass ein passendes Auto hier in jeder Schicht eine Art Statussymbol ist; Fahrrad, Laufen und Bus muss natürlich sein, als Abwechslung, als Weg zum Strand oder für die Rückfahrt, das reicht dann meist. Und die Bahn braucht man, um das Auto rüberzuschaffen. Als wir in Wenningstedt an der Bushaltestelle stehen, brummen drei feuerrote Ferrari vorbei. Hier sind wir ausgestiegen, um bei Gosch am Kliff zu essen. Das kleine Haus ist allerdings hoffnungslos überfüllt, trotz enger Bestuhlung an Bartischen, ebenso draußen alles hinter Windschutz mit Heizpilzen. Die restlichen Plätze sind bei dem Wind und der Temperatur nicht auszuhalten. Aktuell gibts hier um Jürgen Gosch einen richtigen Hype, er wird gerade 70 und ist noch voll aktiv, von Freitag bis Sonntag wird gefeiert, er gilt als Teil des Sylter Images, ebenso wie mit anderem Schwerpunkt Gunter Sachs, auf den wir gestern gestoßen sind. Vor Wenningstedt haben wir es beim Leysieffer-Odin-Bistro in Kampen versucht, die machten gerade zu, es war für die noch keine Saison, und die anderen Preise in Kampen wollten wir uns nicht antun. Wir rufen bei Blum’s Seafood Bistro in Westerland an, da meint man, es ginge bestimmt irgendwie, besonders später. Als wir hinkommen, ist es noch rappelvoll, mit Mühe quetschen wir uns auf zwei Plätze. Blum’s ist seit 40 Jahren Fischhändler mit vier Standorten, und hier noch einem großen Selbstbedienungs-Bistro, Bar und längerer Öffnung. Der Fischladen mit Bratküche ist drei Häuser weiter. Das Fischangebot ist riesengroß und günstig, ich habe eine Gourmetplatte mit allen möglichen Arten von Räucherfisch, Lachs und Krabben, vorzüglich. Ab acht wirds dann leerer; diese Enge in den Fisch-Imbissen dürfte in der Saison noch heftiger sein und allgemein als sylt-typisch akzeptiert werden, vielleicht ist das sogar Kult. Wir gehen durch Westerländer Hinterhöfe kurz vor zum Strand als Abschied, ersparen uns aber eine längere Wanderung, da müsste ich mich bei der Kälte umziehen. Heute abend holen wir das Texten nach, das Song-Contest-Theater im Fernsehen ist ja gar zu furchtbar.

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13. Mai: Sylt – Der Osten

Sylt: Tandemfahrt um den Ostzipfel: Keitum, Morsum, Archsum
(Ziel: Sonja Quack)

Das Wetter sieht gut aus, das Frühstück auch. Der Start ist trotzdem etwas später, wir haben länger geschlafen und nach einem Tandem rumtelefoniert, weniger erfolgreich. Wenn es eins gibt, dann nur bis 18 Uhr, am Samstag bietet das Touristbüro eine Tour an und hat fast alle reserviert. Auf dem Weg kommen wir zufällig am kleinen Verleih Bruno vorbei, der ein Tandem hat, für das er uns einen Preis bis morgen früh um neun machen kann, so dass wir den langen Abend noch nutzen können. Sonja hat uns empfohlen, die Insel mit dem Fahrrad zu entdecken, und die Inselküche ans Herz gelegt, womit wir gestern abend schon angefangen haben. Wir wollen die Ostspitze erkunden. Das klappt bis Keitum auch gut, der Wind schiebt. Es ist sehr schön hier, viele alte Backsteinhäuser im eigenen Garten, alle reetgedeckt, manchmal schon über 300 Jahre alt. Das Watt sehen wir erhöht von der Terrasse von Nielsen’s Kaffeegarten, von dessen Kuchen-Angebot wir nicht so überzeugt sind. Ein alter VW-Bus mit vergoldetem Dach steht in einer Seitenstraße vor Flieder und einem gelbblühenden Busch. Alles sehr romantisch. Dort, wo wir das Dorfzentrum vermuten, sind etliche noble Modeläden. Weiter kommen wir nicht, ich stelle fest, das ich nur die Wanderkarte mithabe, der Reiseführer scheint im Zimmer geblieben zu sein. Hier fangen also die kleinen Hindernisse an. Ich nehme die Gelegenheit an, mich etwas auszutoben, und fahre allein zurück, während sich Marlis in Keitum umschaut. Gegen den Wind ist es etwas mühsam, mit dem Wind läuft das Rad von selbst. Nach 40 Minuten ist das geschafft, der Reiseführer ist da. Jetzt ist noch ein lästiges Telefonat von zu Hause übrig geblieben, das muss heute weg, verlangt einige Versuche und wird dann auch noch von einem nahen Rasenmäher mehrfach unterbrochen. Vom ganzen Theater muss ich kurz abschalten, dann geht es richtig los. Der Reiseführer ist gelesen, wir fahren ein Stück rückwärts zur berühmtesten Inselkirche, der Seefahrerkirche St. Severin. Der kleine Turm ist weithin sichtbar. Rundrum ist ein sehr gepflegter, schöner Friedhof, mit alten Grabtafeln des Inselchronisten H.-P. Hansen. In den fast ausnahmslos mit Buchsbaumhecken eingefassten Gräbern finden sich Kapitäne, Inselgrößen und Prominente, die irgendwann auf Sylt gelebt haben. In der Kirche sind schöne Holzeinbauten, unter anderen die nur linksseitige Empore. Im Eingang liegt ein bewachtes Kondolenzbuch aus, um 15 Uhr findet eine Andacht für Gunter Sachs statt, die Prominenz läuft langsam ein. Wir fahren durch das schöne, wenn auch etwas noble Örtchen weiter an die Wattküste, müssen wieder hochschieben und erreichen einen ufernahen teilweise sandigen Weg, den wir nur passieren können, weil alles durchgetrocknet ist. Oft sind Gräben leer, und der Boden ist aufgerissen. Wir fahren durch Großmorsum, auch hier schöne Häuser, von denen sicher viele Ferienresidenzen sind. Hier ist es ruhiger. Und die ersten Kartoffelrosen blühen hier, es gibt große Flächen davon, sie werden auch als Hecken auf den mit Erde bedeckten Natursteinwällen genutzt, mit denen viele Grundstücke eingezäunt sind, und dort intensiv beschnitten. Auf einem Hügel am Ostende der Insel ist der Ausgangspunkt für das Naturschutzgebiet Morsum-Kliff. Wir haben Ausblick auf die Inselenden und die Windräder am Festland, auch die Züge fahren auf dem Horizont vorbei. Das Kliff ist eine imposante, jedoch nicht besonders hohe Sand-Abbruchkante, an der verschiedenste erdgeschichtliche Abschnitte zutage treten. Wir fahren über Kleinmorsum, Morsum, wo es richtig gute Torten gibt, und Archsum auf ganz ruhigen Straßen und Radwegen Richtung Deich. Auf den Wiesen spüren wir den Südwest-Wind. Auf dem Weg hinterm Deich gehts besser. Etliche Kilometer lang treffen wir hier nur Schafe und passieren kleine Seen mit viel Schilf und Wasservögeln. Sehr schön ist der Grasdeich im Norden des Rantumer Beckens mit weitem Blick und vielen Schafen und Lämmern, darunter kleine schwarze. An der “Oase” im Süden Westerlands machen wir einen Abstecher über die Dünen und testen den Windschutz eines Strandkorbs. Mit Rückenwind durchqueren wir Westerland bis zum Friedrichshain, einem richtigen alten Waldstück zwischen Westerland und Wenningstedt, in dem tief drin das Lokal Waldidyll von 1928 liegt, urig und einfach als Kontrast zu gestern. Marlis hat ein Seniorenmenü mit Grünkohl(!), der natürlich nicht mit frischem im Winter mithalten kann, und ich pule akribisch an leckeren gebratenen Heringen, nicht zu verwechseln mit Bratheringen, herum. Sehr zufrieden fahren wir in der kalten, windigen Dämmerung zurück auf unser Zimmer.

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12. Mai: nach Sylt

Sylt: Fahrt dorthin und erster Strandspaziergang

Wir starten etwas zu früh morgens und daher unausgeschlafen vor zehn nach Sylt. Draußen ist es eher bedeckt, aber die Strecke nach Hamburg fahren wir nicht zum ersten Mal. Wir genießen den Platz am Vierer-Tisch in Wagen drei, lesen, schlafen und surfen, alles, was zu Hause liegen geblieben ist. In Hamburg-Altona beim Umsteigen versorgen wir uns, dann folgen noch fast 300 km mit der Nord-Ostsee-Bahn im modernen, gut besetzten Dieselzug. Unterwegs gelbe Rapsfelder, blühender Flieder, Rinder und Schafe. Beeindruckend ist die hohe Brücke über den Nord-Ostsee-Kanal. Endlich ausgeruht kommen wir abends nach 825 Bahnkilometern in Westerland an. Der Weg zum Gästehaus Buten Binnen ist nicht weit, es liegt sehr ruhig und doch zentral in Alt-Westerland. Die Kritiken im Internet waren durchwachsen. Das Haus ist angenehm eingerichtet und ausgesprochen sauber, vollständig und alles funktioniert. Besonders gut ist ein zentraler, gut sortierter Getränke-Kühlschrank mit sehr zivilen Preisen, was den abendlichen Aufenthalt auf dem Zimmer angenehm macht. Es macht den Eindruck, dass man Wert legt auf Perfektion und gute Organisation; Sonderwünsche und Planabweichungen gehören nicht zum Programm, darauf beziehen sich die Kritiken meistens, wenn mans weiß, kann man sich drauf einstellen. Wir gehen durch das hässliche Zentrum mit 70er-Jahre-Bauten zum Essen in den Pesel, einen etwas einfacheren Ableger des Sternekochs Jörg Müller. Das Essen ist vorzüglich und auch bezahlbar, aus dem Rahmen fallen jedoch die Getränkepreise. Und wenn man nicht mit mehreren Gängen dabei ist, bekommt man das subtil zu spüren. Wir genießen den späten Sonnenuntergang und laufen durch Nebenstraßen mit baulichen “Highlights” und über den Strand zurück. Recht bald schlafen wir ein.

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Bericht im Usedomer Kurier

Der Usedomer Kurier hat uns am 5. Mai im Hotel Seeschlößchen in Kölpinsee auf Usedom getroffen und uns zur Abfahrt nach Hiddensee auf den Bahnhof begleitet. Am Samstag, den 7. Mai erschien ein ausführlicher, gelungener Artikel: Weiterlesen

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7. Mai: Rostock und zurück

Rostock: beeindruckender Stadtrundgang, Rückfahrt.

Heute wird ausgeschlafen. Mit unserem günstigen Hotel in einer alten Villa nahe am Bahnhof sind wir recht zufrieden, und das zubuchbare Frühstück ist sein Geld locker wert. Bei strahlendem Sonnenschein und endlich Frühlingstemperaturen starten wir mit der Straßenbahn in die östliche Altstadt. Hier passen Altes, Renoviertes und Neues gut zusammen, ein richtig angenehmes Wohnviertel mit einzelnen kleinen Läden und Restaurants, für Samstag vormittag allerdings nicht besonders belebt. Wir besichtigen die beiden großen frühgotischen Kirchen. In der Nikolaikirche bekommen wir eine Solo-Gesangsprobe mit, in der Petrikirche am Alten Markt können wir in den Turm. Die darüberliegende, nach der Wende wieder aufgesetzte Turmspitze, in deren verschachtelten Dachstuhl wir blicken können, ist höher als der dicke quadratische Sockel. Warne, Altstadt und Umland sind gut zu überblicken. An der Warne, wo auch die Hafenrundfahrten starten, bieten alte Backsteinhäuser und zu DDR-Zeiten errichtete, mit rötlichen Fliesen auf Backstein getrimmte Stadthäuser aus Fertigteilen eine einigermaßen malerische Hafenkulisse. In den Seitenstraßen gibt es einzelne über 500 Jahre alte sehr schöne Backstein-Giebelhäuser. Mehrere imposante große Backsteingebäude sind in der Stadt verteilt. Die Lange Straße, in den 50er Jahren in der DDR-Zeit zu einer repräsentativen Durchgangsstraße mit Straßenbahn ausgebaut, ist mit ihren langen Fassaden in Weiß und Backstein sehenswert. Ein absolutes Highlight ist die Marienkirche, wo heute ein Glockenfest gefeiert wird: im Innern des 1290 begonnenen mächtigen Baus gibt es ein ebenso altes bronzenes Taufbecken, eine große astronomische Uhr mit altem mechanischen Werk, eine die ganze Rückfront einnehmende barocke Orgel und viele geschnitzte Türen und Altarbilder in der sonst schlichten gotischen Kirche. Auffallend sind das Rathaus mit seinen sieben Türmchen, das Universitätshauptgebäude und das Kröpeliner Tor, alles entlang der autofreien Haupteinkaufszone Kröpeliner Straße, die durch viele restaurierte Fassaden beeindruckt und proppenvoll ist. Bei der Straßenbahnfahrt zurück sehen wir die Plattenbausiedlungen und die Stadthalle südlich der Bahn. Rostock hat uns sehr gefallen, man merkt der Stadt an, dass sie ein wirtschaftliches Zentrum ist. Hier hätten wir noch viel mehr Zeit verbringen können, in Warnemünde waren wir gar nicht. In diesem Reise-Abschnitt haben wir für die meisten Orte zu wenig Zeit eingeplant, es reichte nur zum Reinschnuppern.
Durch eine kleine Verspätung wegen Anschlussaufnahme erreichen wir noch die für uns neue Fahrtvariante über Berlin. So kommen wir durch die Mecklenburger Seenplatte und halten in Waren, Neustrelitz und Fürstenberg an der Havel. Die Gegend ist einsam, es gibt kaum Orte, die Felder und lichten Laubwälder sind riesig, und der Boden sandig. Die Wege, soweit überhaupt welche zu sehen sind, sind so zerfurcht, dass sie zum Wandern und Radfahren kaum geeignet sind, eine nicht so einladende Gegend. Im Westen wird es wolkiger, hier blüht der Raps intensiver, wahrscheinlich ist es wärmer, feuchter und nicht so sandig. Durch kleine Störungen an Bahnübergängen und ähnlichem sammelt der Zug minutenweise Verspätung ein, ansonsten ist es eine sehr entspannte Rückfahrt in den Abend und den Sonnenuntergang, auf der wir alles aufarbeiten.

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6. Mai: Hiddensee, nach Rostock

Hiddensee (Ziel: Ulrich+Christine Arendt, Horst+Ursula Schäfer):
schnelle Inselrundfahrt mit Tandem, Fahrt nach Rostock

Nach einem hervorragenden Frühstück, das auf einer so gemütlichen Insel auch noch später serviert wird, leihen wir uns ein Tandem. Es ließe sich auch gut wandern, für unsere kurze Zeit müssen wir es per Fahrrad etwas beschleunigen.
Zum Start begegnen wir einer Hochzeit. Hinter dem Deich verläuft der Weg aus etwas holprigen querliegenden Betonschwellen, auf denen vorzugsweise Fahrräder und Planwagen mit zwei stämmigen Kaltblüter-Pferden verkehren, daneben Sand, Heide, Wiesen, Schafe. Kloster liegt am Hang der nördlichen Steilküste. Die meist reetgedeckten kleinen Häuser stehen einzeln in großen Gärten unter großen Bäumen, der Ort fällt kaum auf. Wir besuchen das Heimatmuseum des “Söte Länneken”, wie Hiddensee auch liebevoll genannt wird. Das Museum präsentiert ganz modern Pflanzen der Insel, Bernstein und das karge Leben mit Fischerei und Landwirtschaft sowie die aufwendige Küstensicherung. Die Aufsicht des Hauses kann uns die restlichen Begriffe aus der Zielbeschreibung von Ulrich und Christine Arendt auflösen. Das Gebäude passt zum Stil der Insel: es ist der frühere Seenot-Rettungsschuppen, der 1954 umfunktioniert wurde. Der moderne Rettungskreuzer liegt heute im Hafen von Vitte. Sanddorn männlich und weiblich können wir hier in echt sehen – zum Sanddorn-”Melken” ist es noch zu früh. Die Kartoffelrose, die wegen ihrer dicken Früchte so heißt, zeigt sie uns im Buch, die “Sprosser” werden wir kaum in den Rosenbüschen hören, Vögel können sich in den gerade ausschlagenden Rosen noch nicht verstecken. Der Weg vor dem Haus wird jetzt akkurat mit Bürgersteig gepflastert, ob das zum Stil der Insel passt? Bisher ist die “Hauptstraße” ein unbefestigter Sandweg. Viele Künstler und Prominente haben im letzten Jahrhundert in Kloster Ferienhäuser gehabt; das Haus Gerhart Hauptmanns ist jetzt Museum. Vorbei an der einzigen Bäckerei der Insel und einigen Lokalen und kleinen Souvenirgeschäften – hier sind einige Tagestouristen unterwegs – finden wir im alten Küsterhaus die “Galerie am Torbogen”, der da wirklich aus Backstein steht. Wir treffen Hans-Jürgen und Michaela Driemel, schauen uns in ihre Bilder und ihre originellen, schlicht-schönen Kleidungsstücke aus Filz an und amüsieren uns bestens bei einem Prosecco. Wir parken das Tandem am Fuß des Steilhangs auf einem Fahrradparkplatz und steigen durch den Kiefern- und Birkenwald hinauf zum Klausner, einem alten Gasthaus an der Steilküste mit kleinen Ferienhäuschen und Ostseeblick, in denen schon 1920 Künstler gewohnt haben. Horst und Ursula Schäfer wollen wissen, ob das noch so urig ist: die Lage ja, der Service und die Preise nicht unbedingt. Innendrin ist es eher preiswert-modern ausgestattet und wie man sich vorstellt, dass Gäste es mögen – stimmt sicher auch für einzelne, für uns eher nicht. Von hier führt eine Treppe mit ca. 400 Stufen den Steilhang hinunter an den nördlichen Ostseestrand mit großen Kieseln. Die Treppe sortiert das Publikum: hier laufen nur noch einzelne Urlauber entlang, die es gern ruhiger haben. Ich greife einmal ins Wasser, dann steigen wir wieder auf. Weiter geht es zum Leuchtturm auf dem Dornbusch. Er liegt malerisch auf dem Hügel, seitlich öffnet sich die Sicht auf den Bodden. Vom Turmplateau gibt es eine gute Rundumsicht über Rügen und den Bodden, Hiddensee und die Ostsee. Auf den Turm können wir leider nicht, wir kommen direkt nach der Schließung. Wir laufen einen anderen, einsamen Sandweg durch die Heide zwischen Schafen zurück zum Fahrrad. Hinter dem Hafen geht es auf den Bodden-seitigen Deich. In Vitte sehen wir die Blaue Scheune, das Haus des mittlerweile verstorbenen Künstlers Werner Fink, eine der Inselsehenswürdigkeiten. In der Nähe liegt das “Karussell”, ein in den 20er Jahren vom Stummfilmstar Asta Nielsen bewohntes originelles rundes Haus des Architekten Max Taut, der für einige Prominente auf der Insel gebaut hat. Wir fahren einige Kilometer nach Süden Richtung Neuendorf durch die Heide und den Birkenwald bis zum allein liegenden Hotel Heiderose. In der Nähe soll auch die Familie Kliem ihr Haus haben. Das war der Schnelldurchgang durch die Insel, zu schnell. Wir müssen Abschied nehmen. Leider ist die einzige Verbindung am Samstag, mit der wir bis nach Mannheim kämen, schon mit dem Schiff um 7:45, was nicht in Frage kommt. Das hat den Aufenthalt verkürzt, wir legen einen Zwischenhalt in Rostock ein und fahren von dort am Samstag nachmittag.
Wir erreichen geradeso die Fähre um 17:30. Der Fahrplan ist mit seinen Anmerkungen etwas unübersichtlich, ich hatte mich auf 17:45 eingestellt. Am letzten Fahrradhalt habe ich nochmal nachgeschaut, den Plan hatte ich dabei, und daraufhin haben wir Gas gegeben. Etwas Ärger mit Marlis habe ich mir durch die Hektik natürlich eingehandelt. Die Überfahrt ist sonnig und ruhig, mit Blick zurück auf Hiddensee mit Leuchtturm in der Abendsonne. Der Bus wartet schon, in Bergen erreichen wir bequem unseren Zug nach Rostock. Der Bahnhof und die Umgebung sind für einen Großstadtbahnhof ungewöhnlich aufgeräumt, Büro-Neubauten und restaurierte Villen machen den Eindruck eines vornehmen Viertels. In der Großstadt darf es zum Abendessen ausnahmsweise ein Grieche sein, wir haben um die späte Uhrzeit einfach keine Lust mehr, ins Zentrum zu rennen. Das moderne Ambiente und das Essen im Genesis sind angenehm, die Bedienung zuvorkommend. Wir entspannen ausnahmsweise bei einem schnulzigen Fernsehfilm, der sinnigerweise auf Rügen spielt.
Hiddensee hat uns sehr gut gefallen, es hat etwas ruhiges, im Unterschied zu Spiekeroog ist es unperfekter, weniger reglementiert. Einen breiten Nordseestrand mit Watt, Ebbe und Flut gibt es nicht, dafür ist der Strand lang, es gibt Sand, Kies, Steilküste und eine abwechslungsreiche Landschaft. Auf den Hauptwegen in Vitte, Kloster und zum Leuchtturm gibt es viel Tagestourismus, in den Sommerferien dürfte das unangenehm werden, doch es bleiben viele wenig berührte Wege. Bestimmt kommen wir wieder, ab September, dann länger. Unser einer Tag war für den Charakter der Insel unpassend, auch wenn wir einiges im Schnelldurchgang entdeckt haben. Hätten wir nicht schon einen festen Termin für Sonntag, wir hätten einfach einen Tag drangehängt.

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5. Mai: Von Usedom über Polen nach Hiddensee

Insel-Hopping: Usedom – Blick nach Swinemünde und Ahlbeck, Fahrt über Rügen auf die Insel Hiddensee

Ich bin noch satt von gestern. Heute ist stark durchgeplant: Wir wollen noch was von Usedom sehen, und abends haben wir ein Hotel auf Hiddensee gebucht. Schon fertig gepackt geht das Frühstück nahtlos in ein Gespräch mit der Reporterin des “Usedomer Kurier” über, die uns fürs Foto anschließend auf den Bahnsteig begleitet. Wir fahren über Heringsdorf ans Ostende der Insel. Dieser letzte Bahnhof der UBB liegt in Polen, “Swinoujscie Centrum”, Swinemünde. Die Hafenstadt an der Oder-Ausfahrt und größte Stadt von Usedom ist seit 2007 mit der UBB erreichbar. Im Grenzbereich gibt es einen Kilometer Flohmarkt, den wir uns ersparen. In der Stadt wird viel gebaut: Straßen, Gehwege und Plätze werden modernisiert, Häuserlücken mit modernen Bauten geschlossen. In den Randbezirken stehen einige stattliche ältere Bauten, im kriegszerstörten Zentrum am Hafen sind einzelne original, die meisten einfacher wieder aufgebaut. Zwischendurch sieht man kleinere Plattenbausiedlungen in allen Renovierungszuständen. Die Geschäfte sind eher klein und bunt, dazwischen größere Supermärkte. Malerisch ist dieses Zentrum nicht, aber doch in gutem und sich laufend verbesserndem Zustand. Wir erreichen die zwei Hafenbecken der Swine und erhaschen einen Blick in die großen Parks Richtung Ostsee. Zum Kurviertel und Ostseestrand reicht die Zeit unseres Kurzausflugs nicht.
Nach eineinhalb Stunden fahren wir drei Kilometer zurück zum Kontrastprogramm, dem Kaiserbad Ahlbeck. Hier wie überall an der Strecke der UBB fallen die gründlich modernisierten Bahnhofsgebäude und Gleisanlagen auf. Ahlbeck hat viele schöne Villen, die aufwendig renoviert sind. An der Ostseepromenade sind es große repräsentative Hotelbauten, die stark an Binz auf Rügen erinnern, nur sind sie nicht weiß, sondern pastellbunt, und die detailreichen Holzbalkone fehlen. Der gleichzeitige schicke Renovierungszustand auch der Straßen und der Strandpromenade wirkt etwas übertrieben und unnatürlich im Kontrast zur historischen Architektur. Da hat uns das gemütliche, unaufwendige in Loddin und Kölpinsee besser gefallen. Nach bewölktem Himmel am Vormittag ziehen die Wolken langsam ab. Auf dem Weg treffen wir auf die Buchhandlung Krüger, das ist die Frau von Herrn Krüger, den wir gestern in Loddin gesprochen haben, sie freut sich, als wir sie begrüßen. Nach einer Stunde fahren wir vom nächsten Bahnhof weiter. Wir passieren Kölpinsee, dort steht die Chefin unseres Hotels wie verabredet auf dem Bahnsteig und wir nehmen unser Gepäck auf. Toller Service, so können wir einfach weiterfahren bis nach Stralsund, durch weite, von Baumreihen und Wäldchen gegliederte Felder und Wiesen mit Kühen, Raps und Löwenzahn.
In Stralsund können wir uns im schon bekannten Bioladen im Bahnhof versorgen, bevor wir über Bergen mit Bus nach Schaprode das Schiff nach Hiddensee besteigen. Dort eine Überraschung: Marlis trifft einen Bekannten aus einem Spaziergangsforschungs-Seminar wieder, Hans-Jürgen Driemel, der seine Frau, die während der Ausstellung ihrer Werke in Kloster anwesend ist, besucht. So erfahren wir gleich vieles über Landschaft und Orte der Insel von einem erfahrenen Inselbesucher. Die Fähre ist viel schneller als im Plan, um 20 Uhr sind wir im Hotel, dem 100 Jahre alten, engagiert geführten Hotel Godewind. Wir bekommen die Empfehlung, gleich noch auf dem Deich den Ort Vitte zu umrunden, das machen wir sofort. Die Küche wird solange offengehalten! Wir genießen das Flair der Insel mit dem langen Sandstrand im Westen, den Sonnenuntergang und viele reetgedeckte, höchstens zweistöckige Häuser, die sich hinter dem Deich ducken. Insgesamt erinnert diese autofreie Insel mehr an die autofreien ostfriesischen Inseln als an Rügen oder Usedom. Das meiste ist angenehm und nicht übertrieben renoviert, es gibt noch Verfallendes und an die DDR-Zeiten erinnerndes zwischendrin. Insgesamt scheint alles nicht ganz so reglementiert und perfektioniert wie im Westen, sehr sympathisch. Wir essen gut, aber sparsamer als gestern in unserem Hotel, das sich als der Ortstreffpunkt herausstellt. Der Chef des Hauses erzählt uns seine und die Geschichte des Hauses, bei dem Engagement wundert uns der Erfolg des Hauses nicht.

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