16. Mai: Plön und zurück

Plön: Stadt- und Schlossrundgang, Fahrt über den See, Rückfahrt

Gestern abend war ich fit, alle Texte sind fertig. Heute morgen geht es etwas zügiger, das Frühstück ist zeitbegrenzt und gleich danach treffen wir uns mit Dirk Schneider von der Ostholsteiner Zeitung (Kieler Nachrichten) in der Stadtfiliale. Das Wetter ist trübe, das gegenüberliegende Seeufer nur schemenhaft zu sehen. Der Regenradar zeigt, dass wir Chancen haben, bei unseren angedachten Rundgängen nicht allzu nass zu werden. Gut war, dass wir uns gestern mit allem, was mit Aussicht zu tun hat, schon befasst haben, heute könnten wir das vergessen. Mit dem Zeitungsmann entwickelt sich ein sehr lebendiges Gespräch, er ist selbst fotografisch gut ausgerüstet mit derselben Marke. Den Weg zum Schloss gehen wir gemeinsam, da will er ein Foto mit uns machen. Von 2001 bis 2006 hat die Schloss-Sanierung gedauert, etwas länger, als Herr Fielmann gedacht hat. Er hat alle gemachten Zusagen eingehalten und damit auch alle Kritiker der Privatisierung im Nachhinein überzeugt. Heute ist die Optiker-Akademie ein Wirtschaftsfaktor für die Stadt, und das Schloss wieder ein Vorzeigestück mit seinem weißen Verputz aus dem 19. Jahrhundert über dem Backstein. So leuchtet es auf seinem Hügel weithin über die Seenlandschaft. Eine Wiederherstellung des Backstein-Zustandes davor wäre optisch fragwürdig und bautechnisch noch risikoreicher gewesen. Dirk Schneider ist profunder Kenner des Ortes und seiner Zusammenhänge. Nach dem Studium und Aufenthalten in mehreren Ländern ist er doch wieder in seinen Heimatort zurückgekehrt, was wir gut verstehen können. Schlossbesichtigungen in Gruppen nach Vereinbarung sind wieder möglich, für uns ergibt sich heute keine Gelegenheit.
Vielleicht ein Anlass für einen Urlaub? Die Holsteinische Schweiz ist, wie der Name richtig assoziiert, eine Art Vereinigung von Flachland, Bergland und Wasser, und stark gegliedert, ein interessanter Kompromiss für verschiedene Bedürfnisse.
Einige historische Räume des Schlosses sind wieder hergestellt, die vielen Nebengebäude bis hin zur Jugendstilschwimmhalle sind von mehreren Institutionen zu verschiedenen Zwecken hergerichtet. Auch der englische Garten hat einen ansehnlichen Zustand erreicht. Bis 2001 war das Schloss Internat des Gymnasiums mit 300-jähriger Geschichte, die Prinzen des Kaisers gingen hier zur Schule und nutzten die lange schmale Prinzeninsel im See, die über eine kleine Brücke erreichbar ist. Alle Schüler lernen Segeln als Schulfach. Bis zum ersten Weltkrieg war hier eine Kadettenanstalt untergebracht, davon zeugen noch das Kommandantenhaus und der Kadettenfriedhof vor der Prinzeninsel. Dorthin laufen wir, auf Erläuterungstafeln lernen wir die Planeten und die Bergulme mit dreispitzigen Blättern kennen, die hier wirklich oft steht. Bei dem feuchten Wetter ist der Gang durch den Wald mit einzelnen Durchblicken aufs Wasser passend. Am Ende der Insel ist ein Ostholsteiner Bauernhaus mit einer guten Gastronomie, dort nehmen wir einen Imbiss, um dann pünktlich für ein Rundfahrtschiff am Anlegesteg zu stehen und dem heute fast leeren Boot zu winken, das dann prompt diese Bedarfshaltestelle anläuft und uns mitnimmt. So gelingt uns eine Schifffahrt quer über den See nach Fegetasche und weiter nach Plön am Markt. Auch für solche Abschnitte gibt es Tarife, Marlis kann den Kapitän interviewen, während ich mir die feuchte Windstärke drei auf dem Freideck um die Ohren wehen lasse. In Heimathafen Fegetasche stehen die zwei Bausünden “Plöner Twin-Towers” Plöns, hier überschwemmt unerwartet eine ganze Busladung mit einer älteren Reisegruppe mit Regenschirmen das Schiff.
Zurück in Plön schauen wir in die kleinen Gassen, die Twieten, und das Rathaus hinein. Die nach einem Brand neuromanisch wieder aufgebaute Nikolaikirche aus Backstein hat mehrere Innenausstattungen hinter sich, die letzte von 1985, eigenwillig, doch einheitlich durchgezogen mit gelbem umlaufendem Backsteinsockel, Glasfenstern, sparsamer Bemalung der Wände, einem betonten Holzdachstuhl und geometrischem Muster im kreuzförmigen Dachgewölbe. Das Wetter will sich nicht bessern, wir haben genug gesehen und nehmen um 15:15, eine Stunde früher, am Bahnhof, der noch ein Vordach aus Kaisers Zeiten hat, den Zug über Lübeck und Hamburg zurück nach Mannheim. Die Fahrt verläuft angenehm, auch wenns überall trübe und etwas regnerisch ist, völlig ungewohnt nach den letzten, meist sonnigen Monaten. Wir bearbeiten und veröffentlichen alle Texte und Fotos. Dass der ICE schrittweise durch Zugstau in Hamburg, Türstörung, Signalstörung, zusätzlichen Halt und Zugfolge bis Mannheim 32 Minuten Verspätung einsammelt und die dann passende S-Bahn noch 5 Minuten auf den etwas verspäteten ICE aus Berlin wartet, stört nicht wirklich, wir sind gerade so fertig mit dem Hochladen der Fotos. Das hat entlang der Strecke bestens geklappt über den Hotspot im ICE. Die Verzögerung ist mit 37 Minuten eine der längsten, die uns passiert ist, bei über 700 km Fahrtstrecke nicht wirklich viel. In Ludwigshafen werden wir von dem für unsere Region üblichen, für uns jetzt ungewohnten viel milderen Wetter empfangen.

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