15. Mai: nach Plön

Fahrt von Sylt nach Plön (Ziel: Gerold Blaese): Wanderung um den Trammer See und Aufsuchen der mitgegebenen Punkte.

Wir starten etwas früher, schon kurz nach zehn von Westerland quer durch Schleswig-Holstein nach Plön. Hier hat uns Gerold Blaese einige Koordinaten aus seiner Heimat genannt, denen wir nachgehen wollen. Das Wetter ist mit einigen Risiken angesagt, auch Gewitter sind möglich. Morgens erinnert es eher an gestern, Sonne mit Wolken und kühl. Unterwegs kommt erstmals seit langem etwas Regen hinzu. Wir nutzen die Zeit im Zug über Husum, Schleswig und Kiel intensiv: alle Sylt-Texte werden fertig und gehen online, Reiseführer, Landkarte und die Vorgabe von Gerold werden gelesen. Unterwegs passen wir bei Rendsburg auf: Wir nutzen die Bahnstrecke Flensburg-Neumünster und fahren damit über die Eisenbahn-Hochbrücke von 1913, die aktuell saniert und verstärkt wird. Wir merken das erst beim Nachlesen: Wir fahren unter der imposanten Hochstrecke durch, dann selbst erhöht über den Kanal. Die Erklärung ist die Schleife, um vom nahen Rendsburger Bahnhof auf die 42m Brückenhöhe zu kommen: wir sind unter der eigenen Brücke drunter hergefahren. Ab Kiel geht es durch das üppig grüne, in der Nähe von Plön mit vielen Seen durchsetzte Hügelland der Holsteinischen Schweiz. Plön liegt genau zwischen Kiel und Lübeck, über 75% der Stadtfläche sind Gewässer. Die Bahnlinie führt ganz nah am See entlang und gerade mal zwei Meter oberhalb. Der Bahnhof ist ein ehemaliger Kaiserbahnhof, ganz in der Nähe direkt über der Altstadt liegt auf einem Hügel zwischen den Seen das weiße Schloss, jetzt gemeinnützige Schulungsstätte für Optiker im Besitz von Fielmann. Nebengebäude und der Schlosspark sollen seit 2006 zu besichtigen sein, das sehen wir morgen. Wir recherchieren zunächst mit Google Earth die Koordinaten und die Landschaft. Gerold hatte als einzigen Ort Rathjensdorf genannt. Erst jetzt merken wir, dass die Elternhaus-Koordinaten auf ein Haus im Norden von Plön am Ostrand des Trammer Sees zeigen, Rathjensdorf war nur Wander- und Einkehrziel von dort, und kurz dahinter liegen Aussichtspunkte mit Blick über den Trammer See auf das Schloss und auf das Elternhaus in der anderen See-Ecke. Diesen Blick über Rapsfelder hat Gerold uns als Foto mitgegeben und den Standort beschrieben. Wir sichern die Google-Earth-Bilder auf dem Netbook zum Nachschauen unterwegs. Durch den Ort steigen wir zum Parnaßturm, einem originalen Stahlgitterturm auf Backsteinsockel von 1888, 1985 auf Initiative von Dr. Hans Utermöhl saniert und wieder zugänglich gemacht, 20 m hoch und 58 m über dem Niveau der Seen, mit bestem Rundblick über die grüne, vielseitig durch Hecken, Wälder, Baumreihen, Seen und Orte gegliederte Landschaft, verstärkt durch den heute leicht dramatischen Himmel. Durch das Wäldchen gehts zum Elternhaus, ein kleines, älteres, von blühenden Glycinien umranktes Haus mit ebenfalls blühenden Maiglöckchen davor, das von der jetzigen Besitzerin mit großen Fenstern zur Garten- und Seeseite ausgestattet wurde. Der Garten ist ein großer terrassierter Hang mit Seeufer, großartig. Wir klingeln, vergewissern uns, das wir das richtige Haus umschleichen und erhalten Fotoerlaubnis. Wir wandern den Weg weiter nach Rathjensdorf vorbei an alten, manchmal noch schönen, oft aber etwas verbauten älteren Häusern über dem See. Der Weg ist heute am Sonntag nachmittag gut begangen und führt durch dichte Büsche an kleinen Teichen mit quakenden Fröschen vorbei. Rathjensdorf ist ein Straßendorf mit noch einigen landwirtschaftlichen Betrieben; in der Mitte ist der Dörpskrog mit großem Garten, den wir zum Kaffeetrinken aufsuchen. Auf dem “Schulweg” geht es wieder hinaus Richtung Westecke des Trammer Sees, hier kommt bald der Aussichtspunkt, wir werden sogar von entgegenkommenden Spaziergängern darauf hingewiesen. Auf der Wiese steht eine Bank, der frontale Blick auf das über den Seen thronende Schloss ist hinreißend, wir machen Panoramaaufnahmen, leider verschwindet die Sonne dabei etwas zu früh hinter großen Wolken. Auch Gerolds Elternhaus ist zu sehen; jedoch wird klar, dass von hier aus Blickwinkel und Höhe nicht mit seinem mitgegebenen Bild übereinstimmen, und seine Koordinaten zwar zum Finden dieses Aussichtspunktes geeignet sind, aber nicht für den Standort der Bildaufnahme. Auch scheint das Bild schon älter zu sein; eines der Häuser hat kein rotes Dach mehr. Beim weiteren Wandern über die Wiesen und Vergleichen einiger Bäume stellen wir fest: der gesuchte Punkt ist viel näher am See, aber weiter hinten, und dieses Jahr ist das in Frage kommende Feld nicht mit Raps bepflanzt. Wir vermuten den Ort auf dem Weg zwischen Theresienhof und Tramm in der Nähe einer scharfen S-Kurve. Die Zeit ist schon fortgeschritten, um uns herum hängen dicke Schauer, die uns glücklicherweise nicht richtig treffen, über seinem Elternhaus steht ein Regenbogen. Wir sind mit den gemachten Fotos zufrieden und ersparen uns den Kilometer Aufstieg vom See auf dem Weg zum vermuteten Punkt 54.1786,10.406 oder 54°10’43″N, 10°24’20.5″E. Bei Tramm erwischen wir endlich ein Rapsfeld in Blüte, über Fahrradwege und per Abkürzung über die Brücke der Bundesstraße 76 zwischen Kleinem Plöner und Trammer See erreichen wir durch die unterhalb des Schlosses liegende Johannisstraße. Diese geht in die malerische Fußgängerzone “Lange Straße” über, seitlich mit kleinen Durchgängen, den Twieten, die zu den nächsten Straßen, zum Wasser und zum Rathausvorplatz führen, an dem die Brasserie liegt, in der wir gut zu Abend essen. Dann ist es dunkel, der Schauer ist vorbei und wir sind gleich in unserem Alten Fährhaus mit Blick über den Großen Plöner See. Die Runde heute war mindestens acht Kilometer lang, diese ganze Umrundung kann Gerold kaum für einen Sonntag-Nachmittag-Spaziergang gemeint haben. Wahrscheinlich meinte er den Weg zum Aussichtspunkt und genauso wieder zurück.

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Eine Antwort auf 15. Mai: nach Plön

  1. Gabriele Heck sagt:

    Das ist ja eine malerische Landschaft, ich bin begeistert!
    Satte Farben, geschwungenes Grün, Orte wie Tupfen in der Natur, Himmel in allen Schattierungen.