Unsere Genuss-Erlebnisse im SlowFood-Magazin

In der aktuellen Ausgabe 6/2011 des SlowFood-Magazins auf Seite 74 berichten wir doppelseitig von unseren besten Genuss-Erlebnissen in Deutschland.
Weiterlesen

Veröffentlicht unter Presse | Verschlagwortet mit | Kommentare deaktiviert

Bericht im Dezember-Meier

Das Varanstaltungsmagazin der Metropolregion Rhein-Neckar, der Meier, über den wir uns übrigens vor über 16 Jahren kennengelernt haben, hat in seiner Dezember-Ausgabe einen kurzen, aber originellen Rückblick auf unser Projekt veröffentlicht:
Weiterlesen

Veröffentlicht unter Presse | Verschlagwortet mit | Kommentare deaktiviert

11. bis 13. November: Berlin und Wolfsburg

Berlin: Fotoseminar und Wolfsburg: Kunstmuseum

Bei uns leicht neblig, unterwegs sonnig, in Berlin dunkel, so starten wir Freitag mittag, mit Fahrschein und ausnahmsweise auf reservierten Plätzen, der ICE ist schließlich am Freitag nachmittag rappelvoll. Die Hotelwahl ist günstig: zwischen Potsdamer Platz und Halleschem Tor. So können wir gleich mit RE vom Hauptbahnhof zum Potsdamer Platz fahren, am Ausstieg gibts sogar den ersten Glühwein neben der Eisrodelbahn, passend dazu hat Berlin Handschuhwetter mit kaltem Wind bereit. Am Abend habe ich fußläufig am Mehringdamm ein vegetarisches Restaurant ausgesucht, die Seerose. Es entpuppt sich dann eher als Wohnstube mit Buffettheke, ist aber auch ein Erlebnis: viel Auswahl, günstige Preise, am Freitag zusätzlich mit Seezunge und Tiramisu als Nachtisch. Lecker, mit leichter Kantinenatmosphäre, jeder sitzt mit jedem am Tisch. So bleibt noch genug Zeit, den Abend angenehm im Hotel ausklingen zu lassen; die weitere Versorgung lässt sich in einem der Berliner Spätkäufe problemlos auf dem Weg erledigen.
Am Morgen startet das Seminar um zehn, da ist es günstig, dass wir mit der U-Bahn direkt in vier Stationen und kurzem Fußweg dorthin kommen, da müssen wir erst – oder schon – um neun zum Frühstück.
Im Juli waren wir im Reisejahr zur früheren Folge der Seminarreihe, heute treffen wir alles in fortgeschrittenerem Stadium wieder. Jedes der acht Projekte hat 45 Minuten, jeder sagt, was er vom heutigen Termin erwartet, und präsentiert dann seinen Stand, meist eine exemplarische Bilderserie und ein Projekt-Exposé. Interessant ist es, die anderen Ergebnisse zu sehen und von den Schwierigkeiten zu hören, mit denen alle zu kämpfen haben. Auch bei uns ist es nicht gar nicht einfach; aufgrund der Menge des Materials fällt es uns schwer, wie beabsichtigt ein Ausstellungsprojekt herauszudestillieren. Wir waren in dieser Woche zur Beratung im Kunstverein, jetzt ist uns klar, dass wir mit einem schlüssigen, zündenden Konzept und Beispielen kommen müssen. Keiner wartet auf uns, liest die Fülle und entscheidet dann, mit uns oder – das wäre uns am liebsten gewesen – für uns aus dem ganzen Blog und was wir sonst noch haben ein Projekt zu schnitzen. Wir sind erstmal schon daran gescheitert zu klären, ob wir einen Ausschnitt nach Tagen oder Themen bilden sollten, ob Ausstellung, Vorträge oder Buch das Geeignete sind.
Jetzt sieht die Gruppe unser Material und bald wird klar: Das Projekt lebt von der “Opulenz”, jedes Zusammenstreichen ist unpassend, auch die Fotos müssen sein. Es läuft also auf ein Buch hinaus. Jetzt sehen wir wenigstens Licht am Ende des Tunnels, oder besser, wir wissen überhaupt, durch welchen Tunnel die beste Richtung verlaufen könnte, und brauchen (noch) nicht frustriert stehenzubleiben und aufzugeben. Lassen wir uns also überraschen, was wir zusammengebaut bekommen und ob wir jemanden damit überzeugen können.
Wir belohnen uns mit einem ungewöhnlichen Abendessen: ich habe das Volt gefunden, ein gehobenes Restaurant in besonderem Ambiente, dem Alten Umspannwerk am Paul-Lincke-Ufer in Kreuzberg, wohin wir vom Seminarort in Neukölln zu Fuß hinlaufen können. Unter den Köstlichkeiten, die wir essen, fallen besonders die Kürbissuppe und das Kürbiskraut mit Ingwer auf, auch das Rotkraut und die Variationen vom Bratapfel als Dessert sind sehr fein; das alles ist die Mehrkosten absolut wert. Die alte, oberirdische U1 bringt uns zurück zum Hotel, wo wir den Tag noch gemütlich zusammenfassen können.
Am Sonntag Morgen können wir eine halbe Stunde später frühstücken, dann fahren wir bei strahlendem Sonnenschein und Rauhreif nach Wolfsburg, wo wir uns Ausstellungen vorgenommen haben. Wir fahren extra mit dem IC, der hält in Stendal, netterweise eine Minute zu früh, so dass wir uns sogar vier Minuten mit Onkel Klaus, den wir im Reisejahr mehrfach gesehen haben, auf dem Bahnsteig treffen können. Der ist topfit und mit dem Fahrrad gekommen, immerhin hat er diesmal Handschuhe in der Jackentasche.
In Wolfsburg suchen wir zunächst nach der Kunststation im Bahnhof. Das steht zwar dick im Eingangsbereich über einer Nische, wir bringen das allerdings nicht richtig zusammen, weil uns noch irgendwas von einem Tunnel im Gedächtnis ist. Wir finden einen vom Parkplatz zum Tor 17 von VW, unter der Bahn und dem Mittellandkanal hindurch. Dort gibt es Fotos von Heidersberger zum Wolfsburg der 60er Jahre, die schauen wir an, obwohl wir sie nicht gesucht haben. Dann googeln wir nochmal, und es wird klar: wir müssen im Bahnhof schon davor gestanden haben. Es ist nur eine Nische zwischen den zwei Eingängen mit zwei größeren Wänden, die groß mit zwei Wolkenmotiven von Heidersberger, wie er sie zur Montage in seinen vielen Wolfsburg-Bildern verwendet hat, bedruckt sind. Jetzt erinnern wir uns auch an die Kunstnische, da haben wir uns selbst gut reingelegt, aber es ist ja nichts passiert, wir haben nur zuviel erwartet. Wir erwischen gleich einen Bus, das ist dann wieder Glück beim sonntäglichen Halbstundentakt. Im Kunstmuseum ist viel los, wir kommen vorwiegend wegen “Cartier-Bresson – Landschaften” und starten mit seinen Fotos. Die Hängung dieser bekannten, noch von ihm selbst ausgewählten Motive ist erstmals nach formalen Gesichtspunkten und nicht nach Chronologie erfolgt, dadurch tritt sein einmaliges Gespür für Ort, Zeitpunkt und Ausschnitt, auf den Punkt vereint, noch deutlicher hervor, und bei 50 Jahre alten Fotos kommt es auf die zeitliche Reihenfolge wirklich nicht mehr an. Die Hauptausstellung “Die Kunst der Entschleunigung – Bewegung und Ruhe von Caspar David Friedrich bis Ai Weiwei” lassen wir uns durch eine Führung näherbringen. Die ausgewählten Werke an sich sind hochklassig; für unser Empfinden ist die Verbindung mit dem Thema öfter etwas weit hergeholt und die Kontrastanordnung zwischen Bewegung und Ruhe recht plakativ. Gegen Abend erreichen einen pünktlichen, durchgehenden Zug und finden zwei Plätze nebeneinander, reserviert, aber nicht in Anspruch genommen. So erreichen wir bequem die Heimat, jetzt kommt die Arbeit am Projekt.

Veröffentlicht unter Zusatzreise | Verschlagwortet mit , , , | Kommentare deaktiviert

Interview in der Rheinpfalz

Die Rheinpfalz hat am 9.11.11 im Marktplatz LU ein Interview mit Marlis geführt:
(Zum Lesen anklicken, danach zurück)

Veröffentlicht unter Presse | Verschlagwortet mit | Kommentare deaktiviert

Fernsehbeiträge über Bahn-Zeit-Reise

Couchgespräch in der SWR-Landesschau RP am 2.11.2011 – alle Rechte beim SWR

Clip des OK Ludwigshafen von Sofia Samoilova vom September 2011 – alle Rechte beim OK-LU

Veröffentlicht unter Presse | Verschlagwortet mit | 3 Kommentare

13.-15. Oktober: erste Reise danach

Fürstenfeldbruck und Ulm

Anlässlich unseres Hochzeitstages probieren wir aus, wie es sich ohne Bahncard100 und ohne Ideengeber anfühlt, und wenn wir uns nichts besonderes vornehmen. Marlis kennt das optisch schöne, sprich modern und ohne Düdelei eingerichtete Hotel Fürstenfelder in Fürstenfeldbruck, das hat sie sich ausgesucht. Wir fahren mit Fahrkarte und Bahncard50, den Zirkus mit den Sparpreisen geben wir uns nicht, danach suche ich erst gar nicht. Wir genießen die freie Zugwahl, auch wenn wir auf der Hinfahrt fast den gewählten Zug nehmen, mit Verlängerung zum Münchner Isartor und Einkäufen. Die Fahrt klappt übrigens hin und zurück wunderbar. In München nehmen wir ein Partner-Tagesticket; auch das hätten wir uns sparen können, hätte ich gleich beim Fahrkartenkauf Umweg über München-Isartor eingegeben, das hätte das gleiche gekostet wie die direkte Strecke via München-Pasing. Bei Fahrkarten gibt es eben mehr zu beachten und auch Gestaltungsmöglichkeiten, für die Geografie hilft die VCD-Fahrplankarte. Das Wetter erinnert an den Anfang des Reisejahres: knackig blauer Himmel, am Tag in der Sonne mit richtiger Kleidung angenehm, nachts Rauhreif, im wesentlichen abgespeckte Winter-Packliste. Das Gepäck ist leichter: kleine Kamera, kein Stativ, kein Fotodrucker, weniger Netzteile, auf den kleinen Computer will ich nicht verzichten. Ich nehme meinen schicken Arbeitsrucksack, Folge ist, dass wir nützliches wie Lampe und Schraubenzieher vermissen. Es lohnt sich also doch, die bewährte Checkliste weiter zu nutzen! In Fürstenfeldbruck essen wir zweimal wunderbar in den Gasthäusern im Klosterkomplex Fürstenfeld, dem etwas gehobenen Bio-Restaurant Fürstenfelder und dem deftig bayrischen, bestens geführten und organisierten Klosterstübl, von dem wir begeistert sind, nicht zuletzt wegen der hausgemachten Windbeutel und der Ammersee-Renke. Der ganze Klosterkomplex, 1267 von den Zisterziensern gegründet, Ende des 17. Jahrhunderts auf Veranlassung des Münchner Hofes in höfischem Prunk barock neu gebaut, 1803 säkularisiert, ist äußerst sehenswert, heute mit Polizeifachhochschule, Stadtmuseum, Veranstaltungszentrum, Klosterladen und der integrierten, mit der wuchtigen, 43m hohen Barockfassade dominierenden Klosterkirche. Die üppige Innenausstattung hat leichten Rokoko-Einfluss, die Asam-Brüder haben maßgeblich mitgewirkt. Wir lassen uns Zeit, machen einen Spaziergang durch das übersichtliche Zentrum Fürstenfeldbrucks und über die Wehre der Amper und ihrer Verzweigungen durch die Amperauen bis zur Bahnbrücke und zum Minigolfplatz. Eigentlich ist er seit zwei Wochen in der Woche geschlossen, was noch nicht allgemein bekannt ist. Die Betreiber sind jedoch mit Umbauarbeiten beschäftigt; nach einem netten Schwätzchen bekommen wir alles Nötige und einen Besen für das Laub und dürfen dafür umsonst spielen, solange jemand da ist, wir schaffen eine komplette Runde, eine echt lustige Veranstaltung nach Jahrzehnten Minigolf-Abstinenz. So gehen wir den Tag locker an und haben etwas Zeit zum Lesen, es geht also auch gemütlich. In Fürstenfeldbruck wollen wir nicht mühsam nach weiteren möglichen Unternehmungen suchen, so kommt die Idee, einfach auf der Rückfahrt eine Unterbrechung einzulegen, eine Normalfahrkarte erlaubt das ja. Wir steuern also Ulm an, noch nie richtig angesehen und im Reisejahr nur zum Umsteigen genutzt. In Pasing auf dem Bahnsteig wieder ein Zufallstreffen: Daumanns aus Ludwigshafen stehen da, Rückfahrt aus dem Urlaub in Murnau mit Essen im Sternen in Seehausen, unser Aufenthalt im Reisejahr lässt grüßen. In Ulm gleich das Gepäck ins Schließfach, wie immer reicht ein Großes. Ulm macht uns viel mehr Spaß als erwartet: kompakte volle Fußgängerzone direkt ab Bahnhof mit schönen Geschäften, die Ulmer Neue Mitte mit dem neuen Museum Weishaupt – allerdings ohne Besuch -, Abschluss im zwar nicht lupenrein alten, aber malerischen und winkligen Gerberviertel mit vielen vollen Kneipen um das Flüsschen Blau, das hier mit zwei Armen mündet. Wir essen zünftig Schwäbisch im Zunfthaus der Schiffleute. Mittendrin liegt der Besuch des Ulmer Münsters, dessen spektakuläre Daten uns erst vor Ort klar werden: höchster Kirchturm der Welt mit 161 Metern, höchste Aussichtsplattform nach 768 Stufen auf 141 Metern, zwar gotisch, aber nach dem Geldmangel im 16. Jahrhundert 300 Jahre Baupause bis 1843. Der Turm wird 1890 fertig, 10 Jahre nach dem Turm des gotischen Kölner Domes mit ähnlicher Baugeschichte, der “nur” 157 Meter hoch ist mit Plattform auf 97 Metern. Die engen Wendeltreppen sind voll in den Bau integriert, ab der ersten Plattform laufen vier Treppen außen luftig an den Turmecken, ab der zweiten Plattform in der offenen Mitte der Spitze, bis diese so schmal wird, dass die Plattform kommen muss. Der Aufstieg ist ein echtes Abenteuer auch für uns Hochhausbewohner, der Blick auf die Donau noch schöner als unser Rheinblick. Und: oben entdeckt Marlis im Südsüdosten tatsächlich schemenhaft die Alpen, also die Zugspitzgegend in etwa 130 km Entfernung, was nur selten im Jahr möglich ist, ich sichere die Erkenntnis mit dem zuvor neu erstandenen Fernglas, das den auf der letzten Fähre von Hiddensee versehentlich entsorgten schrottreifen Vorgänger ersetzt. Begeistert über den Ulmer Zwischenhalt – man hat ja was gelernt im Reisejahr – fahren wir zurück nach Ludwigshafen.

Veröffentlicht unter Zusatzreise | Verschlagwortet mit , , , , , | 1 Kommentar

Bericht im Wochenblatt Ludwigshafen

Das Wochenblatt Ludwigshafen hat am 5.10. auf Seite 3 zum wiederholten Mal über unser Projekt berichtet, diesmal besonders groß über unsere Wanderung von Murnau aus oberhalb von Oberammergau:
(Zum Lesen anklicken, evtl. 2x, dann zurück)

Veröffentlicht unter Presse | Verschlagwortet mit | Kommentare deaktiviert

Bericht in der Thüringer Allgemeinen

Die Thüringer Allgemeine hat in ihrem Arnstädter Teil unter “Leute heute” einen kurzen Text über unser Projekt und den Besuch im Jonastal veröffentlicht:
(Zum anklicken, evtl. 2x, danach zurück)

Veröffentlicht unter Presse | Verschlagwortet mit | Kommentare deaktiviert

9. Oktober: Bautzen und letzte Rückfahrt

Bautzen: Stadtführung und Türme, leicht aufregendes Ende der Rückfahrt über Mitternacht und Empfang zurück

Die letzte Nacht des Reisejahres ist vorbei, das Hotel Alte Gerberei ist mit dem Appartment über das gesamte Dachgeschoss und direkt an der Spree ein Höhepunkt. Wir beeilen uns mit dem Packen und erreichen die Stadtführung im Zentrum. Es ist richtig kalt, vier Grad am Morgen, ohne Handschuhe geht es nicht, fast alle Kleidungsschichten sind im Einsatz. Wenn das Jahr noch weiterginge, wäre wieder die Winter-Packliste dran. Wir erfahren beim Rundgang einiges über Geschichte und Handel auf der Via Regia, die Tuchmacher und die Vergangenheit der zwei 1904 und 1906 eröffneten Gefängnisse, die während der NS-Zeit und in der DDR eine unrühmliche Rolle spielten und heute noch in der Welt mit dem Namen Bautzen in Verbindung gebracht werden. Mielkes Sondergewahrsam Bautzen II ist heute Gedenkstätte. Weiter auffallend sind die mehr als zehn Türme, Stadttürme, Rathausturm, Kirchtürme und alte und neue Wasserkunst, mechanische Pumpwerke mit Zwischenspeicher, um bis zum 19. Jahrhundert die auf dem Plateau liegende Stadt mit Spreewasser zu versorgen. Fachwerk hat die Stadt übrigens keines, weil nach mehreren Stadtbränden der Holzbau verboten wurde und Brandmauern zwischen den Häusern vorgeschieben wurden. Zur Wende war die Altstadt nur noch gering bewohnt und verfiel, da keine funktionierende Entwässerung existierte, nach der Wende wurde viel investiert und restauriert, heute ist wieder Leben in die Altstadt zurückgekehrt, es gibt 30 Lokale, Touristen und viele Bewohner, bis auf spezielle Problemfälle ist alles saniert und sieht als ganzes Stadtbild wirklich gut aus, wozu das malerische Spreetal deutlich beiträgt. In und um eine alte Kirchenruine am Hang hat sich ein fast genauso alter Friedhof ausgebreitet. Es gibt noch mehr Überraschungen am Reiseende: die spätgotische Kirche St. Petri ist Simultankirche; ein Geländer teilt sie, es gibt zwei Altäre und zwei Orgeln, und an der Trennstelle hat das Gebäude einen leichten Knick, beim Anbau konnte man wohl nicht ganz in der selben Richtung weiterbauen. Beim Aufstieg im Turm von St. Petri landen wir der einzigen noch bewohnten Türmerwohnung; Frau Kuschel hält am Wochenende am Nachmittag den Turm geöffnet, in der Woche steigen beide zur Arbeit in die Stadt hinab. Die Erzählungen zum Leben hier oben sind sehr interessant, ebenso der Turm selber auf dem höchsten Punkt der Altstadt mit seinem verknoteten Holzgestühl und seinen acht kleinen, offenen blumengeschmückten Fenstern, an denen die Türmerfamilie alle zu sehenden Objekte beschriftet hat. Ähnlich gut ist die Sicht vom Reichenturm, nicht so hoch, aber mit offener Plattform, die beiden Strafanstalten, von weitem ansehnliche Gebäude, sind gut zu erkennen. Wir drehen noch einige Kurven durch die Stadt und gehen über das 23 m hohe Viadukt der Friedensbrücke über die Spree, das dem Durchgangsverkehr dient, und steigen dahinter die Treppe zum Hotel hinunter, vorbei an einem kleinen privaten Weingarten, und sammeln unser Gepäck ein.
Gemütlich rollen wir zum Bahnhof, unser letzter Fußmarsch. Wir kaufen für die Rückfahrt ein und stellen uns zu den vielen Fahrgästen auf den Bahnsteig. Pünktlich geht es los zur letzten Reise unseres Projekts im komplett vollen Zug, wir sitzen dennoch gut. In Dresden steigen wir nicht wie vorgeschlagen in Neustadt um, sondern fahren bis Hauptbahnhof, das gibt mehrere Vorteile: keine Wartezeiten und leerer Zug, weil er von hier startet, und zweimal Elbbrücke mit Blick auf die Sehenswürdigkeiten. Im Zug ist viel Platz, wir sitzen in der Nähe des Bistros und essen erstmals im Zug zu Abend. Es wird immer früher dunkel, um 18:40 ist nicht mehr viel zu sehen. In Leipzig warten wir zehn Minuten auf Anschlussreisende; ob der nächste Zug in Frankfurt das auch tut? Wahrscheinlich ist das gar nicht nötig, in Eisenach sind es nur noch drei Minuten, und es werden weniger. Wir haben nette Kontakte mit dem Bistrochef und der Zugbegleiterin, jetzt wissen wir, dass unsere Bahncard bis zum Betriebsschluss gilt, also unsere Zeitrechnung: Der Tag endet nicht um Mitternacht, sondern mit dem Schlafengehen. Dafür steht der Anschlusszug mit +35 im Internet. Ob die Lounge in Frankfurt noch offen hat? Nein, nur bis 22 Uhr. Warmer Aufenthaltsort ist der S-Tiefbahnhof. Wir haben den RE fahren lassen, und der ICE hat jetzt +50, damit später in Mannheim als der RE und knapp für die nächste S-Bahn, verkalkuliert. Der ICE kommt dann wirklich und fährt schnellstmöglich, +51. Die Ansage sorgt wieder für etwas Aufregung: für die voraussichtliche Ankunft rechnen sie die fahrplanmäßige Fahrzeit drauf, zu spät für die S-Bahn, aber zum Glück fährt er die mir bekannte schnellstmögliche Zeit, holt also nochmal vier Minuten auf, und wir stehen in Mannheim sekundengenau pünktlich auf dem S-Bahn-Bahnsteig. Die hat aber wieder vier Minuten Verspätung, also das ganze Tempo unnötig. Mit der Bahn muss man manchmal einfach cool bleiben, die Minuten sind nicht immer voraussehbar. So kommen wir mit etwas Aufregung und 34 Minuten später, um 0:37 in LU Mitte an. Vor unserer Wohnungstür eine Überraschung: Zwei Freundinnen und unsere Tochter haben den Wohnungseingang zum Empfang dekoriert! Und als weitere Überraschung finden wir in der Post von unserer Meisterkommentatorin Gabriele Heck einen Glückwunsch

Zum Ansehen 2x klicken, dann zurück

zum Projektabschluss und “Ersatzbahncards”.

Zum Ansehen 2x klicken, dann zurück

Wir setzen uns noch kurz hin und lassen etwas Revue passieren und denken über neue Pläne nach. Den Plan, Montag früh zum Kunden zu fahren, muss ich begraben, da würde ich nur schlafen. Jetzt haben (leider) erstmal die Alltagsstapel Vorrang.

Veröffentlicht unter eigenes Ziel | Verschlagwortet mit , , , , , , , , , , , , | 4 Kommentare

8. Oktober: Görlitz und nach Bautzen

Görlitz: Stadtbesichtigung. Bautzen: erste Runde und sorbisches Abendessen

Am Vormittag tröpfelt es etwas. Wir starten daher in der etwas ungewöhnlichen spätgotischen Dreifaltigkeitskirche direkt vor dem Haus mit mehreren Altären. In einem großen Weihnachtsladen gibt es Kunstgewerbe aus dem Erzgebirge und der Oberlausitz, wie die Räuchermännchen und die Herrnhuter Sterne. In einem Senfladen gibt es alle Spezialitäten aus Bautzen und dem Spreewald zum Probieren und Kaufen, dazu Thüringer Bratwürste. Wir sehen bei Tageslicht die besonders eindrucksvolle Barock- und Renaissance-Bebauung in Brüderstraße, Untermarkt und Neißstraße mit nochmaligem Blick auf die polnische Seite. Vom Ufer geht ein Treppenweg zu St. Peter und Paul, eine helle breite Halle mit besonders schönem Orgelprospekt und protestantischen Beichtstühlen. Von dort führt unsere Runde weiter zum Reichenbacher Turm, den wir diesmal besteigen und die Stadt überblicken, auffallend der Kontrast der historischen Türme und der Plattenbauten auf dem Hang in Polen dahinter. Davor liegt die Kaisertrutz. Wir wandern weiter durch die Fußgängerzone und die Straßburger Passage, deren Jugendstil-Architektur sehr stark von Kommerz-Werbung gestört wird. An Geschäften bietet die Innenstadt nichts besonderes, dafür dahinter ganze Stadtteile mit geschlossener Gründerzeit-Bebauung, die in der preußisch-schlesischen Zeit entstanden ist. In diesem Bereich steht auch die 1938 nur leicht beschädigte Synagoge, die heute mangels jüdischer Gemeinde für vereinzelte kulturelle Veranstaltungen genutzt wird. Zum Abschluss besuchen wir ein Bio-Café in einer Nebenstraße, dann sammeln wir unser Gepäck ein. Wir sind beeindruckt von dem Flächendenkmal, das die große Görlitzer Innenstadt darstellt, und der Sanierungsleistung, die auch hier erbracht wurde, nachdem der Zustand in DDR-Zeiten sehr schlecht gewesen sein muss, da die Stadt wegen der Randlage vernachlässigt wurde, was wiederum dafür gesorgt hat, dass fast alles noch vorhanden war. Ausgelassen haben wir das zwei Kilometer südlich gelegene sicher sehenswerte Industriedenkmal Landskronbrauerei von 1869 mit einem 18 Meter tiefen Gärkeller, heute wieder Privatbrauerei und in der ganzen Region stark verbreitet, und das dort über die Neiße nach Polen führende Bahnviadukt.
Wir fahren wieder mit der Straßenbahn zum Bahnhof, erreichen bequem den vorgesehenen vollen Zug und finden einen Platz für die halbe Stunde nach Bautzen. Hier ist der Bahnhof groß und leer, er liegt ähnlich weit draußen wie in Görlitz. Hier gibt es keinen so einfachen Nahverkehr, und unser Hotel liegt am Fuß der Altstadt an der Spree. Auf diesem Weg ist es eher grün, hier liegen größere Gebäude wie Schulen und Altenheime in Parks. Über Kopfsteinpflaster geht es an der neuen Wasserkunst hinunter in die Schlucht der Spree, rechts oberhalb hängt die Altstadt mit ihren Türmen und Mauern. Unser Hotel ist eine nach der Wende sanierte alte Gerberei, schön gelegen auf der anderen Spreeseite neben der kleinen Brücke mit Restaurant, Innenhof und Spreeterrasse. Wir beziehen unser Appartment unter dem Dach und recherchieren nach Restaurants. Wir stoßen auf das ganz junge Convivium Lausitz und den einzigen Slowfood-Förderer unter den Lokalen der Stadt, das sorbische Restaurant Wjelbik nahe dem Hauptmarkt. Das scheint uns der geeignete Höhepunkt für das letzte Essen des Reisejahres, also nichts wie hin. Wir werden schon draußen von einer Dame in sorbischer Tracht begrüßt, leider ist alles besetzt. Als wir von Slowfood berichten, lässt sich das differenzierter darstellen: ab 20 Uhr sieht sie Chancen. Wir nutzen die Zeit zu einem ersten Rundgang über den Burghügel. Die Stadt macht einen anderen Eindruck als Görlitz: Die Altstadt liegt auf einem felsigen Plateau über der Spree mit Mauern, die Gassen sind schmal und verwinkelt, Fachwerk ist nicht zu sehen, dafür kleinere Barockhäuser und mittelalterliche Türme, wie Görlitz äußerst sehenswert. Im Spreebogen liegt oben der kleine Neubau des Burgtheaters, an dessen Fassade hinter Glas die ursprünglich für das Sempers Dresdner Hoftheater vorgesehene Giebel-Figurengruppe von Rietschel aufgebaut ist. Überall finden wir hier Beschriftungen in deutsch und sorbisch: Straßenschilder, Gebäude, Lokale, noch viel umfangreicher als in Cottbus und im Spreewald. Wir treffen eine Nachtwächter-Führung, unterwegs kehren wir auf einen Aperitif ein, es wird uns zu kalt. Als wir danach im Restaurant Wjelbik ankommen, ist gerade ein Tisch frei geworden. Der Service ist äußerst aufmerksam und erklärt alles, die Gerichte weichen etwas vom üblichen ab, Holunder und schwarze Johannisbeere kommen vor, es gibt Hochzeitssuppe und vorzügliche Weine aus dem Elbgau, sowohl vom Müller-Thurgau als auch vom Bacchus bestelle ich nach. Abschließend bekommen wir ein Interview mit der Inhaberin Frau Mahling, die uns auch begrüßt hatte, mit sorbischen Einlagen, wir erfahren, dass sie bei einer Ausschreibung nach der Wende den Zuschlag für den Betrieb eines sorbischen Restaurants erhalten haben und seitdem mit der ganzen Familie den Betrieb stemmen, die Nachfolge ist auch geregelt, der Schwiegersohn hat als Koch unter anderem im Elsass gelernt, man kennt sich also aus. Das Ganze ist sehr stimmig, und die Preise für die Qualität wirklich nicht teuer. Sehr zufrieden über dieses weitere Highlight am Reiseende kehren wir ins Hotel zurück, schauen Ina Müller im Ersten und staunen erneut, wie dieses kleine Lokal in Hamburg, der Schellfischposten, den wir am 27. März besucht haben, in Szene gesetzt wird, dann schlafen wir.

Veröffentlicht unter eigenes Ziel | Verschlagwortet mit , , , , , , , , , , | Kommentare deaktiviert