2. August: Hochwasserfolgen und nach Dortmund

Wir frühstücken traumhaft unter dem Blätterdach in einer lauschigen Gartenecke. Pünktlich kommt Onkel Klaus und setzt sich dazu. Bald starten wir mit seinem Auto durch das ruhige Umland nach Arneburg, wo wir mit einer alten strömungsgetriebenen Gierseilfähre über die Elbe setzen. Jetzt erreichen wir die durch den Deichbruch bei Fischbeck überfluteten Gebiete. Beim oberflächlichen Hinsehen fällt wenig auf, dann aber immer deutlicher: In den Weidezäunen hängt viel, die eingeschweißten Heuballen sind über die Wiesen teils in den Graben gekugelt und beschädigt, vor vielen Häusern liegen Sperrmüllberge und stehen Dixi-Klos. Am Bahnhof von Schönhausen hält aktuell kein Zug. An einem tiefergelegenen kleinen Einkaufszentrum halten wir, da sieht man das Ausmaß deutlicher: Die Läden sind leer, etwa 1,50 m hoch stand das Wasser an Scheiben und im Innern, alles feucht, Farbe und Tapeten blättern, die Wände sind teils schimmlig oder algig. Manche renovieren schon, der Putz wird entfernt, es wird getrocknet. Wir fahren noch durch Fischbeck, das bis auf zwei ein paar Meter höhere Stellen an der Kirche komplett im Wasser gesessen hat. Jetzt können wir uns viel eher vorstellen, wie schlimm das war und noch ist, viele Häuser sind immer noch unbewohnbar, Läden geschlossen. Kontrast ist auf der Westseite der Elbe Tangermünde mit Hafen und hoch darüber gelegenem Schloss, heute Nobelhotel und Tagungszentrum. Auf dessen Terrasse essen und trinken wir eine Kleinigkeit bei tropischer Hitze und tollem Elbblick. Auf dem schiffbaren Fluss haben wir is der ganzen Zeit nur ein Sportboot gesehen. Nach kleinem Rundgang mit erfrischendem Aufenthalt in der schönen, kühlen gotischen Backsteinkirche fahren wir zum Bahnhof nach Stendal. Wir verabschieden uns nach einem intensiven Kurzbesuch.
Unser IC wird in Stendal eingesetzt, Folge des Notfahrplans, daher gibt es genug Platz, aber wenig Klima. Der Bistro-Wagen fällt gleich aus, in unserem, dem einzigen verbleibenden 1.Klasse-Wagen, ist es eher ein laues Lüftchen, das das Schlimmste verhindert, allerdings mit abnehmendem Erfolg. Zum Glück müssen wir in Hannover umsteigen, noch mehr Glück, dass der obligatorische Blick in die Online-Abfahrtstafel einen IC 3 Minuten später zeigt, und am selben Bahnsteig! Der steht da, wir rein, los geht’s, leerer, neu modernisierter 1.Klasse-Wagen, Ledersitze, richtiges Klima. Unser offizieller Anschluss-ICE wäre erst 36 Minuten später gefahren, +25 Minuten Verspätung, und wahrscheinlich voll, also heute Glück: Am Ende beträgt die Reiseverzögerung noch minus 12 Minuten! Unterwegs erwischen wir tatsächlich mal das Hermanns-Denkmal, nach vielen Fehlversuchen.
In Dortmund treffen wir uns am Abend mit Marlis‘ Schwester auf der GourmeDo, einer „Gourmet“-Messe auf dem Friedensplatz. Sehr schön sind außenrum entlang eines Quadrats über 20 Stände regionaler guter Ess-Adressen angeordnet, die sehr gute kleine Gerichte bis 10€ anbieten, dazu ausgesuchter Wein, zur Not auch Bier. Das ganze Innere ist ausgefüllt mit Sitzgelegenheiten unter einem Riesen-Runddach in 10m Höhe, alles noch verträglich voll, weit über 1000 Gäste, bei noch tropischen 32° um 22 Uhr. Wir trinken und futtern uns höchst angenehm durch, im Hotel läuft die Klimaanlage.

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2 Antworten auf 2. August: Hochwasserfolgen und nach Dortmund

  1. Peter Krauss sagt:

    Hallo Marlis und Joachim,
    wollte grade mal reinschauen und musste zweimal aufs Datum gucken – der Bericht ist ja von heute, und es ist erst 17.45 Uhr – so was von aktuell!
    Weiter gute Fahrt!

    Viele Grüße

    Peter

    • Joachim (Text) & Marlis (Fotos) sagt:

      Tja, beim Bahnfahren hat man eben manchmal Zeit, sogar, wenns draußen 36° heiß ist!