17. September: Berlin

Berlin: taz-Genossenschaftsversammlung (Ziel von mir) und taz-Panter-Preis

In unserem denkmalgeschützten, schick ausgebauten Hotel schlafen wir gut und lange, der Blick reicht in den weiten, ruhigen Hinterhof. Wir haben kein Frühstück gebucht, da der Aufpreis recht happig ist. Statt dessen gehen wir oben ins KaDeWe. Die Auswahl ist riesig, die Abrechnung unübersichtlich, die Gäste alle Touristen. Danach gehts zu meinem Wunschziel: Fast 20 Jahre lese ich die taz, schon immer wollte ich den Betrieb mal von innen sehen. In der Heinrich-Böll-Stiftung versammeln sich die Teilnehmer der Genossenschaftsversammlung; Marlis nutzt die Zeit in Berlin-Mitte, schaut sich den Touristenrummel am ehemaligen Checkpoint Charlie an, trifft auf eine Demo und geht über den Gendarmenmarkt. Die Versammlung ist mit etwa 300 Genossen gut besucht und alle Stühle genau voll, die Präsentationen sind gut vorbereitet, manche inhaltliche Stellungnahme von RedakteurInnen, besonders von Ulrike Herrmann, beeindruckt aufgrund ihrer scharfen Analyse. Die Diskussionsbeiträge sind auf hohem Niveau, der Umgang ist erstaunlich offen, hilfsbereit und solidarisch, die Leitung durch den Aufsichtsrat Hermann-Josef Tenhagen souverän. Es ist ein echtes Erlebnis, richtig spannend. Marlis stößt zum Buffet wieder dazu, danach geht es zur Verleihung des taz-Panter-Preises für Helden des Alltags ins gegenüberliegende Deutsche Theater von 1850. Hier sind es bestimmt 500 Gäste. Aus den vielen eingesandten Projekten sind sechs zur Präsentation ausgewählt; ausgefallen begleitet von der Band Erdmöbel präsentieren zwei ModeratorInnen, Katrin Bauerfeind und Gereon Asmuth von der taz, der das übrigens mindestens genauso gut macht, die Protagonisten, Jurymitglieder halten die Laudatio auf die zwei Preisträger – der Jury und der Leserwahl. Über die Projekte berichtet die taz ausführlich; auch uns hat das Preisträger-Projekt von Kazim Erdogan zur Kommunikation türkischstämmiger Männer sehr beeindruckt. Die kurzweilige Veranstaltung mit niveauvollen Redebeiträgen klingt mit einer Party im ganzen Haus aus, es macht Spaß, die Gäste zu beobachten, allein schon der Kleidungsstil ist lockerer, manchmal auch gewagter, als wir es von solchen Veranstaltungen gewohnt sind. Gegen Mitternacht verlassen wir das Fest, die S-Bahn ärgert uns noch etwas mit ihrem Baustellen-Pendelverkehr zwischen Zoo und Friedrichstraße, genau auf unserer Strecke. Etwas uneins sind wir uns heute abend schon, ich wäre noch länger geblieben, ich bin auf Veranstaltungen gern lange und finde es am Ende, unter dem harten Kern, immer am interessantesten, Marlis ist müde. Die Situation hatten wir länger nicht, heute lösen wir sie nicht besonders elegant, ich lasse mir etwas die Laune verderben und gehe mit. Bestimmt finden wir da in Zukunft souveränere Lösungen. Immerhin kommen wir bald ins Bett, bestimmt nicht verkehrt für morgen.

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