18. September: Berlin und nach Greifswald

Berlin: taz Redaktionssitzung, Hausführung, Versammlung Entwicklungs-KG, Fahrt nach Greifswald

Ich starte um Neun, als Marlis aufsteht. Im taz-Café frühstücke ich, ehe es zur Redaktionssitzung geht. Es ist bestens organisiert: das taz-Café, eine Art öffentliches Betriebsrestaurant und Treffpunkt, ist heute wegen der Veranstaltungen geöffnet. Eine Mitarbeiterin empfängt engagiert die angemeldeten Gäste. Um die 15 Tazler herum sitzen kompakt 50 Zuhörer. Die Sitzung beginnt mit einer ausführlichen Blattkritik. Danach stellen die einzelnen Ressorts die Schwerpunkte ihrer Seiten vor. Besonderheit ist heute die Berlinwahl, dadurch wird über sonst umstrittene Seiten nicht gekämpft, dafür wird die zeitliche Umschichtung von Artikeln und Seiten besprochen, um beispielsweise in Berlin und im Rhein-Main-Gebiet in der Nähe der Frankfurter Druckerei eine möglichst aktuelle Zeitung zu liefern; Passau bekommt die älteste Ausgabe, da der Transportweg am längsten ist. Insgesamt geht es ruhig und professionell zu, kontroverse Meinungen werden allerdings geäußert und kurz ausdiskutiert. Selbst das Publikum kann kurze Beiträge einbringen. Nach 45 Minuten sind wir fertig, kurz vor elf ist Marlis da und wir starten als eine von drei Führungen mit dem taz-Urgestein Herrn Thalhammer vom Vertrieb, der auch für die Immobilie zuständig ist. Das alte Gebäude mit Blick auf die Springer-Zentrale stand vor der Wende als einziges einer früheren Reihe nahe am Checkpoint Charlie, die taz hatte eine Stiftung gefunden, die mit ihren Mitteln das Gebäude günstig kaufen und an die taz vermieten konnte; gleich nach der Wende konnte die taz das Vorkaufsrecht nutzen und das Gebäude ohne Spekulationsaufschläge kaufen, später wurde dann der mit dem Altbau verbundene Neubau geschickt intern finanziert mit dem Kapital der taz-Panter-Stiftung, die dafür von der taz gute Zinsen erhält, die aber für die taz günstiger als am Kapitalmarkt sind. So ist die taz komplett unabhängig; das Kapital kommt von den fast 11.000 Genossen und den Kommanditisten der Entwicklungs-KG, zu denen ich auch gehöre. Daher muss ich um zwölf aus der Führung aussteigen, bisher haben wir die taz-Historie diskutiert und die oberen Stockwerke mit den komplett transparenten glasunterteilten Büros gesehen; Marlis kann dabeibleiben und auch die neugestalteten Stockwerke sehen und nochmal durch die Stadt gehen.
Ich bin bei der Versammlung der taz-Entwicklungs-KG im Kreis von etwa 15 Kommanditisten dabei. Die positive Entwicklung sorgt für Einigkeit; viel spannender ist die Vorführung der Online-Aktivitäten durch die Gruppe um Matthias Urbach, die taz.de, die Bezahlkonzepte und die Facebook-Aktivitäten umfasst. Das ist umso wichtiger, da wir Geldgeber alle ältere Semester sind und den Zugang zu diesen neuen Formen nur gefunden haben und den Sinn und die Zukunftsbedeutung allenfalls ahnen. Auch dieser Tag hat tiefe Einblicke gebracht und mich darin bestärkt, dass mein finanzielles Engagement hier richtig ist; etliche bedeutende Journalisten an großen Häusern kommen mittlerweile von der taz.
Draußen regnet es fast den ganzen Tag; wir treffen uns im Hotel, sammeln das Gepäck ein und umgehen die Engstelle auf der Stadtbahn, indem wir den Zug nach Greifswald in Gesundbrunnen besteigen. Der RE ist rappelvoll mit Menschen und Gepäck und feucht, wir brauchen etwas Zeit, bis wir angenehme Plätze gefunden haben. In Greifswald ist es schon dunkel und regnet immer noch. Die letzten Tage waren intensiv, so reicht es gerade noch zum Essen im Hotel und Tippen beim Fernsehen.

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