15. September: Karlsruhe

Karlsruhe: Treffen mit Doris Baitinger (Ziel: Uli und Rolf)

Unsere Ideengeber Uli und Rolf haben von ihrer gemeinsamen Studienzeit in Karlsruhe und einer damaligen Freundin erzählt. Wir haben sie gefunden und Kontakt aufgenommen, das heutige Treffen wird die kürzeste Reise unseres Jahres. Uli hat Mathematik fürs Lehramt studiert, und damals in den 70er Jahren war sie mit ihrer Studienkollegin Doris Baitinger befreundet, die ihr im Studium fachlich und moralisch geholfen hat. Wir treffen sie in einem Gasthaus in der Nähe ihrer Wohnung in der Weststadt, pünktlicher als die Bahn. Meist haben sie sich in Ulis Wohnung, damals in der Oststadt, getroffen, Uli hat oft Gitarre gespielt. Wir haben im Winter mit der “Bar jeder Vernunft” schon ihr musikalisches Ziel in Berlin besucht. Ich kenne aus eigener Erfahrung die Härten des Mathematikstudiums – auch wenn man ganz gut ist, versteht man erstmal wenig. Und man merkt, das der Schulstoff eigentlich bloß Rechnen war. Sie hat schon in jungen Jahren damit begonnen, neben dem Lehrerdasein – das schlimmste war das Referendariat, sagt sie – politisch zu arbeiten, beginnend bei den Jusos. Seit 1989 ist sie im Gemeinderat, nur von 1999 bis 2004 aus privaten Gründen unterbrochen, und heute Fraktionsvorsitzende der SPD. Fast jeden Abend hat sie eine Sitzung. Sie ist zum Studium nach Karlsruhe gekommen, heute kann sie sich ein Leben nur noch in einer Großstadt vorstellen; in kleineren Städten empfindet sie die soziale Kontrolle als zu belastend. Da gehts ihr so wie uns, deswegen sind wir vor zehn Jahren von Grünstadt nach Ludwigshafen gezogen und haben es nie bereut. Wir entdecken eine weitere Gemeinsamkeit: Sie fährt kein Auto und genießt das Bahnfahren mit der Ruhe und der Zeit, die man dabei hat. Wir fragen, wie sie alles parallel schafft; sie sagt, straffe Organisation, sachliches Vorgehen, alles Eigenschaften, die bei MathematikerInnen wohl öfter vorkommen. Und: sie will bis zur normalen Pensionierung als Lehrerin arbeiten, wie schon seit dem Studium. Sie hat die Stundenzahl jeweils den Gegebenheiten angepasst, die Politik brauchte immer einige Zeit; sie hat es abgelehnt, in die Bundes- oder Landespolitik zu gehen, dann hätte sie den Kontakt zur Region verloren. Unser Gespräch dauert nur eineinviertel Stunden, Doris Baitinger hat noch einen Termin. Der Rückblick war schon spannend, nun fragen sie wir noch zum heutigen Karlsruhe, da wir außer vom ZKM und der Art Karlsruhe kaum etwas von der Stadt kennen, die eigentlich vor unserer Haustür liegt. Sie hebt die grüne Zone vom Bahnhof bis zum Schloss hervor und betont den Kontrast zwischen dem mittelalterlichen Stadtteil Durlach und der vor 300 Jahren planmäßig geometrisch vom bedeutenden klassizistischen Stadtarchitekten Weinbrenner angelegten Kernstadt. Restauranttipps nehmen wir ebenfalls gern mit. Wir verabschieden uns und treffen uns an der Straßenbahnhaltestelle kurz wieder. In der Abenddämmerung fahren wir zurück nach Mannheim und Ludwigshafen. Den Rest des Abends brauchen wir zur Vorbereitung der morgen recht frühen und langen Reise, der vorletzten unseres Jahres.

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Eine Antwort auf 15. September: Karlsruhe

  1. Super, dass Ihr was geschafft habt, wovon wir schon oft gesprochen haben – Menschen, die ein Teil eines Lebensabschnittes waren, wieder zu finden, zu erfahren wie es Ihnen ergangen ist, sich auszutauschen…….. Wie man das so kennt, hat es aus irgendwelchen Gründen nie gepasst – und “es ist ja auch alles schon soooooo lange her”. Ihr habt also den ersten Schritt für uns getan. Herzlichen Dank. Wir machen nun den Rest.
    Alles Gute für die letzten Reisen.
    Ulli und Rolf