12. September: Mittenwald und zurück

Mittenwald: Suche der amerikanischen Kasernen, Abschied vom Süden

Im neuen Hotel gibts länger Frühstück, das nutzen wir aus, ich gehe ins Hallenbad und veröffentliche Texte, Marlis schläft aus. Der angekündigte Regen hat sich offensichtlich schon in der Nacht ausgetobt, jetzt ist es ausgesprochen schön und bleibt auch so, nur etwas kälter als gestern. Wir kaufen einige Lebensmittel mit Erinnerungswert für unsere Tochter wie Käse und Bier. In der Fußgängerzone in Mittenwald ist es sehr belebt, allerdings beginnt bei den Läden schon die Mittagspause. In den Nebenstraßen finden wir weitere schöne alte bayrische Häuser. Was das betrifft, hat Mittenwald einiges zu bieten. Unsere Ideengeberin Carola hat in den Erinnerungen einen fünfwöchigen Erholungs-Aufenthalt bei ihrem Bruder 1947 notiert, in dem sie im Kasino der amerikanischen Kaserne verköstigt wurde. In einer Villa in der Nähe hat sie gewohnt. Amerikanisches Militär gibt es nicht mehr, dafür Bundeswehr-Standorte, die wir aufsuchen werden. Sie liegen drei Kilometer nördlich rechts der Isar, da die Busse nicht besonders passend fahren, machen wir das zu Fuß. Schon der ganz malerische Untermarkt ist nicht mehr touristisch, die Läden stehen leer. Noch im Ortsgebiet stoßen wir auf die Standortverwaltung mit Kreiswehrersatzamt; dieser Teil kann es nicht sein, er ist nach dem Krieg entstanden, die anderen Standorte hält der diensttuende Soldat jedoch für möglich. An der im Mittenwalder Ortsgebiet gerade geführten und eingefassten Isar gehen wir nach Norden, der Blick in die Gärten und Hinterhöfe ist relativ langweilig und weniger repräsentativ. Hinter dichten Bäumen versteckt im freien Feld finden wir die Karwendel-Kaserne, “Gebirgs- und Winterkampfschule”, Gefahrenstufe Alpha. Die Gebäude sind erkennbar älter mit wuchtigen Steinecken und Eingängen und einer alten Mauer drumherum. Der Wachsoldat am Eingang sagt, die Kaserne sei 1939 im dritten Reich errichtet worden, daher ist es wahrscheinlich, dass die Amerikaner sie bis zu Gründung der Bundeswehr genutzt haben; in Garmisch-Partenkirchen haben sie noch einen Standort. Betreten und Fotografieren ist nicht erlaubt. Wir ziehen zur Edelweiss-Kaserne mit Sportanlage davor, für die eine ähnliche Geschichte gilt. Mit einer Villa kann niemand was anfangen, es gibt allerdings ein Offiziersheim am Waldrand etwas südlich der Kasernen, das haben wir übersehen und gehen auf dem Rückweg vorbei. Entlang der Straße ist es ausgeschildert, ein wuchtiger, eingezäunter, allerdings nur videoüberwachter großer zweistöckiger Bau mit hohem Dach, der auch vor dem Krieg entstanden sein dürfte, versteckt hinter Bäumen. Wir machen ein Foto, auflösen können wir die Beschreibung nur zu Hause mit der Ideengeberin. Andere Villen kommen nicht in Frage; die ganze Bebauung südlich dürfte aus der Nachkriegszeit sein. Wenn es das Offiziersheim nicht war, kann es jedes größere freistehende Haus in Mittenwald sein und wäre nicht in der Nähe. Den weiteren Rückweg nehmen wir durch eine Seitenstraße; in fast jedem Haus gibt es Ferienwohnungen und Gästezimmer, die meist verblichenen Aushänge lassen stilistisch nichts Gutes erahnen. Im Zentrum von Mittenwald werden viele Straßen umgebaut; offensichtlich will man den Stil des Obermarkt-Ausbaus mit Bachlauf fortsetzen. Es bleibt noch etwas Zeit zum Kaffeetrinken. Ich steuere eine traditionsreiche Konditorei in der Fußgängerzone an, leider wohl nicht mehr die beste, das Tortenangebot ist eher langweilig. Geruhsam kommen wir zum Bahnhof, alles klappt pünktlich. Mit Postkartenwetter verabschieden sich Mittenwald mit den wuchtigen Karwendel- und Wetterstein-Gebirgen und Murnau und der Staffelsee bei der Durchfahrt, auch der Starnberger See zeigt sich von der besten Seite mit Ausflugslokalen und Schiffen. Bei Augsburg zum Sonnenuntergang ist es sogar komplett wolkenlos, der Himmel wird mit ausgedehntem Abendrot und großem Mond dunkel.

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