Wanderung von Deidesheim nach Mussbach, auf dem Weg Essen im Hofgut Ruppertsberg
Am Nachmittag starten wir über Neustadt nach Deidesheim. Auf der eingleisigen, nicht elektrifizierten Weinstraßen-Strecke fahren noch die alten Dieseltriebwagen wie vor 20 Jahren, die uns sonst nur noch selten begegnen. Wir laufen zum Hofgut Ruppertsberg am nördlichen Ortseingang. Auf diesem kurzen Weg finden wir eine versteckte Kneipe mit einem eingewachsenen Kaiserslautern-Wegweiser, und weitere Pflanzen präsentieren ihren Frühling. Im malerischen Hofgut, einem alten Gebäude des bekannten Deidesheimer Weinguts Bürklin-Wolf, das jetzt verpachtet ist, betreibt Jean-Philippe Aiguier seine eigenwillige Gastronomie. Es geht alles etwas ruhiger zu, die Hühner laufen im romantischen Hof zwischen den Beinen der Gäste herum und krähen, die Treppe geht direkt in die Weinberge und zum etwas verfallenen Weinberghaus. Gegenüber der Straße kann man seiner kleinen Enten- und Gänsehaltung zusehen und den Kräutergarten bewundern. Landwirtschaft und Gastronomie sind Bioland-zertifiziert. Alle Grundprodukte stammen aus Eigenproduktion oder von namentlich genannten, fast ausschließlich regionalen Erzeugern. Seine Gerichte leben vom Eigengeschmack und der Kombination der Bestandteile, was ich sehr liebe und viel Genuss mit wenig Menge erlaubt. Der Einsatz von Sahne, Mehl, Fett, Öl und Essig ist sehr sparsam, frische Kräuter werden oft verwendet, von Tieren werden soweit es geht alle Teile verwertet. Entsprechend wechselt die Speisekarte laufend, ich liebe diese vielen Entdeckungsmöglichkeiten. Bei dieser konsequenten Philosophie, die sicher auch Verzicht auf Umsatzmöglichkeiten bedeutet und das Wirtschaften schwieriger, aber auch befriedigender macht, wird das Hofgut natürlich auch im Genussführer von Slowfood Pfalz geführt. Wir genießen ein Fünfgangmenü aus ausgesuchten Bestandteilen in kleinen Portionen, sehr viel Genuss zu moderatem Preis. Der Aufenthalt in der Frühlingssonne draußen ist ein Kontrast zum Silvestermenü, das wir hier, mit Weinbergswanderung im Dunkeln bei Glühwein, Frost und Schnee genossen haben. Wir schließen eine Wanderung zum nächsten Bahnhof Mussbach an und können beim Gang durch die vielen Weinberge den Reben beim Austreiben zuschauen. Überall ist der Löwenzahn verblüht, zwischen den Rebenzeilen sind endlose Flächen mit Pusteblumen zu sehen. Interessant sind auch die jetzt erst ausschlagenden Walnussbäume. Wir erreichen genau den Zug und fahren nach LU zurück.
1. Die Fotos dieses Artikels haben Kindheitserinnerungen in mir wach gerufen. Und zwar an die Blumenwiesen, über die ich gerannt bin, an die Pusteblumen, die ich verpustet habe, an die seltenen Bahnfahrten mit meiner Oma vom Dorf in die Kleinstadt und an die Hühner meiner Oma, deren Eier sie in der Frühe eingesammelt hat; und die sie selbst gerupft hat (die Hühner), um sie für ein Essen zuzubereiten.
2. Die Beschreibung hat mich natürlich auch an die Nachtwanderung samt Abendessen an Silvester erinnert, so dass ich sofort das Blatt mit dem Menü herausgeholt habe, das noch in meinem Ordner weilt und mich an einen wunderbaren Abend erinnert sowie an die “Just-in-time”-Ankunft in LU, sozusagen “Fünf vor Zwölf” .
Liebe Frau Jonas, lieber Herr Krueger,
herzlichen Dank für Ihren Besuch und den tollen Artikel!
Wir haben ihn genossen.
Alles Gute für Ihre weitere Reise von uns allen.
Herzliche Grüße,
Jean-Philippe Aiguier
Nach wie vor gehe ich in die Stadtbibliothek ins Internet und lese dann mit großem Interesse und viel Freude Ihre Aufzeichnungen…mache mir auch eigene Notizen – hebe Zeitungsausschnitte auf…und neulich habe ich auch auf einer Landkarte Ihre einzelnen Reiseetappen verfolgt.
Es ist wahnsinnig spannend für mich, ganz besonders, wenn Sie an Orten weilen, an denen ich auch schon gewesen bin, beispielsweise in Wittenberg, da bin ich geboren!…Ich nehme also ganz stark Anteil und freue mich mit Ihnen und bin gespannt, wo Sie noch überall hinreisen werden.
Ganz toll finde ich auch die vielen Kontakte -…dass auch eigene Erinnerungen und Sehnsüchte nicht zu kurz kommen…und auch etwas über Befindlichkeiten zu erfahren ist oder auch, wenn die Technik streikt… und nicht zuletzt die Schilderung der “leiblichen Genüsse”. – – Danke!
Ich wünsche Ihnen beiden weiterhin alles erdenklich Gute und liebe Grüße