23. April: Ausflug nach Landau

Landau: Ausstellung, Stadterkundung

Durch Felder und Weinberge fahren wir am Mittag nach Landau. In unserer Gegend ist die Natur am weitesten, wärmer und sonniger ist es höchstens in Freiburg. Vorbei am ZOB (Zentraler Omnibus-Bahnhof, ist uns schon oft begegnet und gibt es mittlerweile in fast allen Städten mit Zentrumsfunktion für das Umland) laufen wir über die Ringstraßen zur Städtischen Galerie Landau in der Villa Streccius, an der auch der Kunstverein beteiligt ist. Dort sehen wir uns die Fotoausstellung “Der zweite Blick” an. Es geht um Situationen, die erst eindeutig erscheinen, aber durch kleine Unstimmigkeiten genauer hinschauen lassen, um dann dem eigentlichen Inhalt näherzukommen. Zwei Positionen gefallen uns ganz gut, der Rest erscheint uns eher langweilig oder künstlich statt künstlerisch. Der Übergang gute Fotografie zu künstlerischer Fotografie ist eben schwierig, fließend und ein Stück weit Anschichtssache und von genauem Hinsehen abhängig. Wir schlendern weiter durch die Stadt. Sie hatte ab 1688 eine von Vauban errichtete Festung, wobei auch die mittelalterliche Stadt niederbrannte und gerade Straßen und Bauquadrate entstanden. 1871 wurde die Festung geschleift, bis dahin war die Stadt mal unter französischer und mal unter deutscher Herrschaft. Starke Spuren hat die Zeit um 1900 mit vielen großen Sandstein-Gebäuden und Bürgerhäusern hinterlassen, als Landau reiches Zentrum des Pfälzischen Weinhandels war. Hier ist besonders die 1907 eröffnete Jugendstil-Festhalle zu nennen, die heute noch Haupt-Veranstaltungshalle ist. Nach dem ersten und zweiten Weltkrieg war Landau französische Garnisonsstadt. Aus der Südwestdeutschen Gartenschau 1949 in Landau entwickelte sich die Bundesgartenschau, so gibt es hier viele Grünanlagen, ein Reptilium und einen kleinen Zoo. Seit 1990 ist Landau eine der kleinsten Universitätsstädte. Die Konversion militärischer Gebäude spielt heute noch eine deutliche Rolle.
Wir haben uns Landau noch nie so genau angesehen. Trotz gerader Straßen wirkt es durch die abwechslungsreichen Fassaden interessant, es gibt eine große Fußgängerzone mit vielen Geschäften, auch etwas Leerstand. Die Strecke zum Bahnhof wird boulevard-artig ausgebaut. Ein gewisses französisches Flair ist unverkennbar. Vergeblich suchen wir ein Café mit gutem Kuchen.
Als wir schon aufgegeben haben, treffen wir auf die kleine Rösterei Parezzo hinter dem Marktplatz, die französische Törtchen von Rebert aus Wissembourg führt, so dass der Tag angemessen abgerundet werden kann. Auf der Rückfahrt können wir den Spargelstechern zusehen. Kurz danach landen wir wieder in unserem Heimatbahnhof.

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Eine Antwort auf 23. April: Ausflug nach Landau

  1. Gabriele Heck sagt:

    … bevor ich zum Thema schreibe, weshalb ich eigentlich den Kommentar verfassen will: So ein französisches Törtchen würde ich mir jetzt auch gefallen lassen (nach meinem Spargel-Abendessen). Lecker!

    “Zweiter Blick”: Das könnte auch Euch so passen!
    Ihr werft ebenfalls einen zweiten Blick, nämlich den eines Fremden auf das Leben Eurer Freunde und Bekannte … und entdeckt dadurch vielleicht Dinge, die der Freund oder Bekannte noch nicht entdeckt hat.

    Das Wort “Unstimmigkeit” passt meines Erachtens im obigen Zusammenhang nicht ganz, weil ein Bild nicht “unstimmig” ist, sondern höchstens noch nicht sorgfältig genug betrachtet wurde. Das Bild ist “fertig” und so wie es ist.
    Das Bild ist vielleicht “unstimmig” in Bezug auf das Bild, das man sich von dem Bild auf den “ersten Blick” hin macht, weil man vielleicht zu schludrig das, was man vor sich sieht, angeschaut hat. Also? Selbst Schuld, wenn es noch “unstimmig” ist.

    Und so passiert es auch oft mit Menschen, die man zu beurteilen versucht.
    Leider stecken manche Menschen andere Menschen viel zu schnell aus einem solchen Grund in eine Schublade.