22. April: Ausflug nach Baden-Baden

Baden-Baden: Frühling, Parks, Genuss und Atmosphäre eines alten Bades

Wir nutzen die Ostertage zu Kurzausflügen ohne Übernachtung. Erschwerte Hotel-Suche und erhöhte Preise müssen wir uns nicht antun. Heute haben wir uns Baden-Baden vorgenommen. Wir waren schon öfter da, einmal wegen Tagungen meines Berufsverbandes, andererseits wegen des Museums Frieder Burda. Die Stadt ist zwar irgendwie mondän, aber auch ruhig und überschaubar. Das Besondere wird klar, wenn man die Diskussionen in der Stadt um eine mögliche Bewerbung als Weltkulturerbe verfolgt: Es geht um eine weitgehend erhaltene Bäderkultur aus dem 19. Jahrhundert, wo sich Baden-Baden in einer Liga mit Franzensbad, Karlsbad, Marienbad, Vichy und Spa sieht. Die besonderen Qualitäten der Stadt werden uns heute noch klarer.
Auf dem Hinweg erfahren wir zufällig, dass ab 15 Uhr die Strecke Baden-Baden – Rastatt wegen Brückentausch für drei Tage unterbrochen und Schienenersatzverkehr organisiert ist; wir holen uns am Bahnhof das passende Fahrplanheft.
In Baden-Baden ist immer erst eine Busfahrt dran, der Bahnhof liegt an der Hauptstrecke in der Rheinebene im Stadtteil Oos. Als erstes laufen wir das Café König in der Fußgängerzone am Augustaplatz an, Marlis’ Wunsch. Man sitzt draußen unter einer großen Kastanie. Es gibt eine kleine feine Tages-Speisekarte, und natürlich alle Patisserie-Produkte. Wegen Torten sind wir hier, also: Toulouse-Schnitte und Malakoff-Torte, so ziemlich das Beste, was uns in den letzten Monaten begegnet ist, nicht billig, aber preiswert. Guter Start! Wir haben kein Programm und schlendern die Lichtenthaler Allee entlang der Oos zum Kloster Lichtenthal. Drei Kilometer öffentlicher Park, immer am Fluss entlang, gut gefüllt, aber nicht überfüllt mit Flaneuren. Und alles gepflegt, aber nicht überpflegt, man spürt an vielen Stellen die lange Entwicklung. Die Bäume sind prachtvoll und riesig, die Gönner-Anlage ist schön bepflanzt, bevor die Rosen dran sind, die Klosterwiesen sind voll blühendem Löwenzahn, Reiher stehen in der Oos, die von Brückchen unterschiedlichen Alters überspannt ist, die direkt in die am anderen Ufer liegenden Villengrundstücke führen: Der Charme ist diese große offene Öffentlichkeit, und die Villen stellen zumindest eine passende Kulisse in einem Gesamtbild dar. Der Frühling bietet hier alles: durch die vielen alten Exoten sind schon bei den Bäumen alle Farben und Blütenarten vertreten, vielfältige Rhododendren und Azaleen, mindestens mannshoch, blühen oder haben es vor. Reiter haben ihre Wege. Kein Wunder, dass das schon im 19. Jahrhundert rumänischen Fürsten gefallen hat, siehe orthodoxe Stourdza-Grabkapelle oberhalb des wirklich schönen Michaelsbergs mit Wassertreppe hinter der Trinkhalle, mit riesigen alten Mammutbäumen. Das ist für mich die wahre Gartenschau: nicht auf Event und kurzfristigen Effekt ausgelegt, sondern zeitlos, eingewachsen und immer schön. Hier braucht man keinen Rasen, hier sind es Wiesen mit Löwenzahn und Gänseblümchen. Unterwegs kehren wir in einem Park-Café ein und beschließen den gelungenen Besuch, der uns nach der BuGa am Dienstag erst die Qualitäten eines solchen Ortes richtig vor Augen geführt hat, wieder mit dem Café König: Spargelcremesuppe und Schwarzwaldbecher. Und erneut erhalten wir Top-Qualität; hier gibt es Stammkunden mit Anspruch, Abfüttern geht hier nicht. Der Schienen-Ersatzverkehr zurück klappt wie angekündigt, plötzlich stehen fünf Busse vor dem Bahnhof, sogar uns bisher unbekannte Modelle mit Anhänger, in die sich ein kompletter Regionalzug ergießt. Sehr zufrieden beschließen wir den Ausflug auf unserer Terrasse über den Dächern von Ludwigshafen.

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Eine Antwort auf 22. April: Ausflug nach Baden-Baden

  1. Gabriele Heck sagt:

    Einige von Marlis’ Fotos sehen sehr “historisch” aus und ich fühle mich zeitlich zurück versetzt. Eigentlich sind es Kandidaten für einen Kalender über Baden-Baden.

    Wenn Ihr von den besuchten Orten alle diejenigen Fotos heraussuchen würdet, die einen Betrachter zurück in die Vergangenheit versetzen, dann wäre es sozusagen eine “doppelte Zeit-Reise”: Zurück an Orte der Erinnerung, die man so auf Fotos betrachten kann, als würde man sich im “Damals” befinden.