18. April: Königswinter, nach Koblenz

Königswinter(Ziel: Heide): Drachenburg, Drachenfels, Fähre, S-Bahn. Fahrt nach Koblenz.

Wir wissen noch nicht richtig, wie wir den Tag einteilen, und holen erstmal mit dem Texteschreiben auf. Die Sonne scheint, das wird den ganzen Tag so bleiben. So lassen wir es langsam angehen und machen uns auf den Weg auf den Drachenfels. Die nette grüne Zahnradbahn aus dem 19. Jahrhundert besichtigen wir, nehmen aber doch die Füße. Wir fahren ja genug Bahn, und sie wird uns beim Aufstieg noch öfter begegnen. Steil, aber kurz mit häufigen Rheinblicken steigen wir auf, kehren direkt hinter der hässlichen Nibelungenhalle – zu Wagners 100. Geburtstag errichtet, heute Reptilienzoo und andere Kinderbelustigung – in einem Weinlokal mit sonniger Terrasse ein und erreichen kurz darauf das Schloss Drachenburg. Das wurde 1883 in gerade mal zwei Jahren gebaut von einem Bankier, der in Paris bei Aktienspekulationen reich geworden war. Wahrscheinlich aus persönlichen Gründen hat er nie selbst dort gewohnt.
Die Erben haben es verkauft, es blieb zunächst in der Familie, später war es Schule, Lazarett, Eisenbahner-Ausbildungsstätte. Nach längerem Leerstand übernahm es ein Privatmann. Von dem hat es das Land Nordrhein-Westfalen gekauft und seit den 90er Jahren aufwendig rekonstruiert und restauriert. Der Park ist noch nicht ganz fertig, und die durch Kriegsbeschuss verloren gegangenen bunten Glasfenster warten auf Spender. Wir machen eine Führung mit, die uns die ganze Geschichte in rheinischem Dialekt erzählt, wie die Beschaffung der fehlenden passenden Möbel; die originalen wurden großenteils von den Zwischenbesitzern verkauft. Decken, Kuppeln und Türme, alles wurde wiederhergestellt. Zur Führung gehört ein Gang durch die Privaträume im 1. Stock mit prächtigen Schlaf- und Speisezimmern; hier gibt es heute auch zwei Trauzimmer. Der letzte Besitzer soll sogar vorgehabt haben, das Schloss weiß zu streichen, als rheinisches (kleines) Neuschwanstein. Nach kleinen Steigungen kommen wir auf der Drachenfelsruine an, außer ein paar Mauern ragt ein Turmrest weithin sichtbar empor, es gibt eine tolle Rundumsicht mit Godesburg, Kölner Dom und Siebengebirge, und das bei strahlend blauem Himmel. Das ganze Ensemble aus Rhein, Zahnradbahn, Drachenburg, Nibelungenhalle und Drachenfels mit dem Rundumblick ist offenbar so romantisch und beliebt, dass die Stadt Königswinter jetzt die ganze Achse vom Rhein bis zur Bahn und das Restaurant auf dem Drachenfels aufwändig modernisiert. Der Felsen unter der Ruine wurde schon früher mit etlichen Stahl- und Betonankern gesichert, nachdem er durch die Steinbrüche unterhalb brüchig geworden war. In Königswinter fährt sogar ein Gartenbähnchen vom Rheinanleger, wo auch die S-Bahn hält, zur Zahnradbahn, natürlich gibts passende Kombitickets. Und alles am Weg rüstet schon für den richtigen Saisonstart am Karfreitag, für den Rhein in Flammen am 7. Mai kann man überall auf Schiffen und Lokalen mit Blick reservieren, die Ufer werden beleuchtet und überall gibts Uferfeste. Wir gehen denselben Weg wieder runter. So haben wir wenigstens etwas von der Romantik mitbekommen, die Heide beim ersten Treffen mit ihrem jetzigen Mann beim Rhein in Flammen hier erlebt hat.
Wir haben noch etwas Zeit. Damit wir wenigstens etwas Schiff fahren, nehmen wir die Fähre nach Godesberg hin und gleich wieder zurück. Da kommt gerade die S-Bahn 66. Mit der fahren wir zwei Stationen zur nächsten Ausweichstelle in Rhöndorf am Rhein entlang. Die Gegenbahn kommt passend, nur müssen wir auf die andere Seite, und die Schranke geht runter. Zum Glück öffnet sie noch, bevor unsere Bahn fährt, und wir erreichen sie geradeso. Sonst wäre es knapp bis zum geplanten Zug geworden.
Dafür lasse ich in Koblenz meinen bewährten Strohhut gegen die Sonne im Zug liegen; ich hatte ihn nicht wie üblich ins Gepäck gesteckt. Als ich das 10 Minuten später merke, ist der Zug weg. Pech, jetzt muss ich das Fundsystem der Bahn bemühen. Und bei der BUGA morgen wird er mir fehlen.
In Koblenz beziehen wir unser schönes Hotel am Bahnhof und laufen in die Innenstadt, die ganz im Zeichen der BuGa steht, zum Essen. Am Münzplatz finden wir was passendes. Dann heisst es etwas Tippen und Schlafengehen, die blöde Erkältung ist schließlich immer noch nicht ganz weg.

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3 Antworten auf 18. April: Königswinter, nach Koblenz

  1. Gabriele Heck sagt:

    1. Man “fischt” sich doch nicht einfach eine Erkältung, wenn man große Taten vor sich hat ;-) … höre sofort auf damit!
    2. Ich bin gespannt, ob Du Deinen Sonnenhut wieder bekommst? Wieviele (ehrliche) Menschen gibt es, die sich einfühlen können in denjenigen, der etwas verloren hat?
    3. Strahlend blauer Himmel, gute Laune und beste Absichten sind das beste Rüstzeug, um Deutschland mit der Bahn zu erkunden und Sehnsuchtsorte heimzusuchen!

    • Joachim Krueger sagt:

      Zu 1. Macht natürlich keinen Sinn, einen möglichen, aber nicht beweisbaren Grund ahne ich mittlerweile.
      Jetzt könnte ich einen Beitrag über die Überwindung einer Erkältung meines Typs schreiben, so genau habe ich die beobachtet.
      Das lasse ich aber bleiben. Sie war vor allem lästig und hat etwas beim Schreiben gehindert, beim Reisen nicht.
      Zu 2. Ich auch!
      Zu 3. Winter war auch nicht schlecht. Da hätte ich den Sonnenhut nicht verloren!

  2. Dieser Reisebericht ist wirklich sehr schön verfasst. Ein kleiner Tipp für die Leser. Wenn man nach Koblenz mit der DB weiter fahren möchte, kann man auch die S-Bahn Linie 66 bis Bad Honnef durch fahren. Dort empfehle ich einen Abstecher auf die Insel Grafenwerth (es gibt eine Brücke). Der DB-Bahnhof liegt ca. 5 Minuten (Fußweg) von der Insel entfernt.