17. April: Köln, nach Königswinter

Köln: Besuch des Kolumba-Museums. Fahrt nach Königswinter: verkaufsoffener Sonntag, Rheinufer

Diesmal kein Hotelfrühstück, so können wir länger schlafen und frühstücken gegen Mittag auf dem Alten Markt in einer Kölner Kaffeebud, einem Frühstücksimbiss, einfach, gut, flott und preiswert. Nach Durchquerung der Fußgängerzone sind wir um 12 im Diözesanmuseum Kolumba, das wir seit seiner Eröffnung 2007 im Fokus haben, nachdem die Architektur des Neubaus von Peter Zumthor so hoch gelobt wurde. Von außen ist das Gebäude unscheinbar, es sieht aus wie ein Block aus beigem Backstein, in manchen Bereichen mit Löchern, oben einzelne große Fenster, drei Ecken etwas höher, zwei Eingangsöffnungen. Auffällig sind nur die in die Wände integrierten gotischen Grundmauern. Im Innern setzt sich diese einfache Klarheit fort: ineinander übergehende Raumquader aus Sichtbeton, von denen Seitenraumquader mit kleiner Stufe abgehen. Die glattgeschliffene Betonbodenplatte scheint wie eingelegt zu sein: an den Wänden ist immer eine schmale Fuge. So hat man das Gefühl, drin zu schweben. Licht von außen kommt erst im zweiten Stock: raumhohe breite Lücken im Beton, auf die die Fenster ohne Unterteilungen von außen aufgesetzt sind, vermitteln den Eindruck, unmittelbar draußen zu stehen, und eröffnen auch den Blick auf den Dom. Im Erdgeschoss ist die Ruine der kriegszerstörten St.-Kolumba-Kirche und das Ausgrabungsfeld in deren Innern ins Gebäude als Raum hinter einer Art Tresortür integriert, auch die darin direkt nach dem Krieg errichtete Kapelle “Madonna in den Trümmern” ist umbaut und durch den anderen Außeneingang als Kirche begehbar. Die Ruine der Sakristei liegt außerhalb offen und ist durch eine kleine Tür erreichbar. Das L-förmige Gebäude umfasst einen schlichten Innenhof mit geschottertem Boden, einzelnen Bäumchen, ein paar Stühlen und einer liegenden Skulptur. Innen gibt es keinen ausladenden Museumsshop, nur eingelassene Holzregale mit Büchern und Karten und keinerlei Plakatierung.
Die ersten und letzten Raumquader des Rundgangs, Garderobe und Leseraum, sind komplett in edlen, stark gemaserten Hölzern ausgekleidet; Schränke und Regale sind in die Wände eingelassen. Die Ausstellungspräsentation ist sparsam, nur ein Stück oder Zyklus auf einer Wand sowie einzelne Vitrinen. Als einzige Beschriftung gibt es Raum- und Vitrinen-Nummern. Der Besucher bekommt ein Heft, das die Werke in den Räumen beschreibt. Es ist die dritte Jahrespräsentation der Sammlung: Bis zu zweitausend Jahre Entstehungsabstand stehen in jedem Raum gegenüber, es reicht von römischer Zeit bis in die Gegenwart. Von etlichen Künstlern findet man Werke in verschiedenen Räumen. Das ganze Museum – Gebäude wie Sammlung – in seiner edlen, eventfreien, genialen Schlichtheit erzeugt eine andachtsvolle, staunende Stimmung, ein absolut einzigartiges Erlebnis, das wir so noch in keinem Kunstmuseum hatten. Soweit wir Erwartungen hatten, sind sie komplett übertroffen worden. Dieses Museum ist ein Muss!
Wir beginnen nichts Neues mehr in Köln, sondern fahren direkt nach Königswinter, das uns Heide genannt hat: romantisches erstes Treffen beim Rhein in Flammen. Der ist in drei Wochen; wir wollen der Romantik bei Frühlingssonne nachspüren. Beim Gang durch die Hauptstraße in der Altstadt treffen wir auf einen verkaufsoffenen Sonntag; wir essen Waffeln, die ein Verein serviert. Es gibt leerstehende Läden wie in jedem Ort, der nahe einer Großstadt liegt und gut angebunden ist. Hier fährt der Zug nach Köln, die S-Bahn nach Bonn, und der Hauptort Königswinter hat kaum 5000 Einwohner; die Gesamtgröße von 40.000 erreicht die Stadt durch 8 ähnlich große Stadtteile, von denen die meisten im Siebengebirge liegen. Unser Hotel befindet sich direkt am Rheinufer an den Fähranlegern; der Blick geht auf Rhein und die Drachenburg mit Drachenfels. Die schöne Uferpromenade ist platanengesäumt, außerhalb der Hotel- und Restaurantzone stehen viele Villen in Parks, auch der Petersberg mit dem Gästehaus der Bundesregierung ist zu sehen. Den Tourismus gibts hier seit den Dampfschiffen 1826, als die Briten die Rheinromantik entdeckten, mit der rechtsrheinischen Eisenbahn ab 1870 wurde der Aufenthalt für breitere Schichten möglich. Heute wohnen hier viele, die in Bonn arbeiten, gleichzeitig gehört es zu den Bonner Naherholungsgebieten. Wir essen im “Alten Fährhaus” an der Promenade und sind dann bald müde. Am Fenster bietet uns der Vollmond beim Aufgang noch ein einmaliges, kurzes Schauspiel hinter dem Drachenfels.

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