19. März: Ausflug nach Gimmeldingen

Neustadt-Gimmeldingen: Mandelblütenfest (Ziel: Johanna)

Unsere Ideengeberin Johanna (Name geändert) hat uns einiges vom Ort ihrer Jugend – Neustadt an der Weinstraße – berichtet. Dazu gehört das Mandelblütenfest in Ortsteil Gimmeldingen. Der Termin wird erst eine Woche vorher festgelegt, eben wenn die Mandelbäume blühen. Das ist heute der Fall, die Sonne scheint seit dem Mittag, daher entscheiden wir uns zu diesem Kurzausflug mit unserer Haus-S-Bahn. Das Fest gibt es seit 40 Jahren, wir waren noch nie dort, auch unsere Ideengeberin nicht.
Die S-Bahn ist an dieem Samstag Nachmittag gut gefüllt, viele Ausflügler sind dabei. Wir laufen vom Bahnhof Neustadt-Mußbach die knapp zwei Kilometer in das direkt anschließende Gimmeldingen am ansteigenden Hang der Pfälzer Weinstraße. Auf dem Weg eine Pfälzer Mischung: Fachwerkhäuser und -schuppen, Villen und kleine Schlösschen, meist mit Weinbautradition, dazwischen Neubauten, und rundrum Straßen mit meist neueren Einfamilienhäusern. Schon auf dem Weg blühen in den Gärten und Höfen von Weinbauern Mandelbäume in rosa und weiß, sogar Fächerpalmen in großen Kübeln sind dabei. Gelber Ginster und Osterglocken vervollständigen das Frühlingsbild. Die Pfalz, in der wir leben und die wir besonders vom Wein her kennen, zeigt sich hier in malerisch-romantischem Kontrast zum Bergischen Land mit Schneeglöckchen vorgestern. Im hübschen Ortskern mit der kleinen Kirche passt das Dorfgemeinschaftshaus “Meerspinnhalle” gegenüber mit seiner Industriehallenoptik architektonisch nicht so ganz in die Ortsmitte. Bevor die Sonne hinter den Pfälzer Bergen untergeht, begeben wir uns, vorbei an zahlreichen Ständen mit Wein und Essbarem, dazu auch Jahrmarktsartikel und Straßenmusiker, an den Ortsausgang Richtung Königsbach. Der Panoramaweg durch die Weinberge ist gesäumt von alten, allesamt blühenden Mandelbäumen, die durch den Ginster farblich noch hervorgehoben werden. An Ständen in den Weinbergen gibts Sekt, sogar noch weißen Glühwein, Flammkuchen, Leberwurstbrot und anderes Essbares und natürlich Wein und Schorle aller Arten in den auf Pfälzer Festen üblichen großen Gefäßen und – wenn überhaupt – mit wenig Wasser. So blicken wir weit in die Rheinebene und beobachten die Lichtspiele, die die untergehende Sonne in den langsam beschatteten Weinbergen vollführt. An die aktuellen Weltprobleme werden wir durch das unübersehbar in der Bildmitte am Horizont stehende AKW Philippsburg erinnert. Mit der im Schatten aufkommenden Kühle wird uns wieder bewusst, dass der Frühling noch sehr jung ist. In der Dämmerung gehen wir zurück und genehmigen uns noch einen Glühwein. Die S-Bahn zurück ist richtig voll, fast jeder Sitzplatz ist besetzt – erfreulich, wie gut die seit 2003 in Rhein-Neckar-Raum bestehende S-Bahn angenommen wird.

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3 Antworten auf 19. März: Ausflug nach Gimmeldingen

  1. Johanna sagt:

    Liebe Frau Jonas!
    Vielen Dank für Ihre Reiseberichte.
    Der vom Mandelblütenfest in Gimmeldingen hat mir besonders gut gefallen. Er war so lebendig, farbig. Ja, man erlebte das Fest so direkt mit.
    Wir sind uns zwar gestern begegnet, doch mir ist noch etwas eingefallen, was ich unbedingt zu Papier bringen möchte. Das Stichwort wurde mir im Bericht gegeben:
    Der Glühwein. Momentan vielleicht nicht gerade das Thema, das vorrangig ist.
    Normal ist, daß man bei Glühwein immer an Rotwein denkt. Nur – haben Sie schon einen weißen Glühwein probiert? Dampfend heiß, würzig, aromatisch, süffig und süß? Ein wahrer Göttertrank. Vielleicht war auch die Stimmung schuld, daß ich so davon schwärme und Ihnen diesen Genuß empfehle.
    Es war auf dem Weihnachtsmarkt in Deidesheim, als mein Bruder mich dazu eingeladen hat, und wir es auch gleich probierten. Einfach himmlisch!!!
    Doch was es in Deidesheim gibt, das müßte es auch in Neustadt geben.
    Übrigens, der Weihnachtsmarkt von Deidesheim hat etwas für sich.
    Ihre Idee mit den Orten der Sehnsucht hat etwas und ich finde sie prima.
    Ich habe das Glück, den Ort meiner Sehnsucht nahe bei mir zu haben.
    Viel Vergnügen in Neustadt – und es wird auch wieder Weihnachten.
    Inzwischen weiterhin eine gute Fahrt.
    Viele liebe Grüße Johanna

    • Joachim Krueger sagt:

      Es war sogar weißer Glühwein, und Sie haben damit recht. Erstmals haben wir den vor Weihnachten in Rothenburg o.d.T. probiert und uns den gleich gemerkt.

  2. Gabriele Heck sagt:

    Ihr beiden habt mich darauf aufmerksam gemacht, dass bereits die Mandelbäume blühen. In meinem “Alltagstrott” ist mir das tatsächlich entgangen (und das mir!), weil immer der Kopf so voll ist; angereichert mit all den Dingen, die man getan hat, gerade tut oder noch tun muss.
    Ab sofort werde ich jenseits der täglichen Scheuklappen wieder gucken, was sich so regt in der Natur.
    Vielen Dank für den Hinweis mit Eurem schönen Bericht und dem “Beweis-Foto”!