31. Januar: von Obersuhl nach Bad Salzungen

Führung an der DDR-Grenze Obersuhl mit Grenzmuseum, Rundgang Eisenach, Ankunft Bad Salzungen

Um 10 Uhr sind wir zu einer Privatführung zum Thema DDR-Grenze verabredet. Karl Schöppner, alter Obersuhler, pensioniert, 10 Jahre im Kali-Bergbau, 32 Jahre Vorsitzender des Geflügelzucht-Vereins, sehr aktiv im Geschichtsverein und Mitglied in noch acht (von 42!) Obersuhler Vereinen, ist wohl der kompetenteste Führer, den man sich denken kann. Er erwartet uns schon am Beginn des Grenzweges, der mit seiner Initiative und Zuschüssen vom Verein angelegt wurde. Er führt über sieben große Schaukästen mit Fotos und Beschreibungen zu den wichtigsten Ecken der DDR-Grenze um die damals unterbrochene Straße Obersuhl-Gerstungen. Heute gibt es sie wieder, sie führt damit direkt in das schon in Thüringen gelegene Gewerbegebiet von Untersuhl, wohin sich viele westlich der Grenze gelegene Unternehmen nach der Wende unter Nutzung der hohen Zuschüsse modernisiert ausgelagert und die Steuereinnahmen mitgenommen haben. Wir sehen die Grenzmarkierungen mit Pfosten und die historischen Grenzsteine zwischen KP (Königreich Preußen) und GSW (Großherzogtum Sachsen-Weimar). Dahinter lässt sich der ehemalige Grenzstreifen mit Niemandsland, Minengürtel, 3 Meter Metallgitterzaun, Panzergraben, sandiger, geharkter Freifläche, Kolonnenweg und Sicherheitszaun (bestimmt habe ich noch was vergessen!) am Bewuchs erkennen. Oft haben sich Birken ausgesät, die jetzt gleichmäßig und dicht fünf bis zehn Meter hoch sind. Ein originaler Wachturm konnte vor dem Abriss gerettet werden. Es gibt nur noch weniger als zehn erhaltene im gesamten Grenzverlauf. Sonst ist nicht mehr viel zu erkennen, nur mit Erläuterungen kann man die längst entfernten und an manchen Stellen gestapelten Beton-Lochplatten des Kolonnenweges, auf dem vor der Wende die Grenze durchgehend befahrbar war, als solche identifizieren. In einem früheren Flüchtlingswohnheim hat der Geschichtsverein ein kleines Grenzmuseum eingerichtet, in dem tief beeindruckende Relikte zu Grenze, Grenzsicherung, Bewachung und Fluchtversuchen ausgestellt und erläutert sind. Dazu kommen makabre Kuriosa wie die bis in den Bahnhof Gerstungen eingezäunte Bahnstrecke, damit dort die Regionalzüge des Westens unter NVA-Bewachung wenden konnten, oder die Durchschwimmbarrieren in den Bächen. Wir stellen noch fest, dass die besonders entwickelte Infrastruktur auf die hohen Förderungen vor der Wende und die vielen Vereine auf die extreme Randlage in einem Grenzwinkel zurückzuführen sein dürften. Karl Schöppner hat 40 Jahre seines Lebens von seinem Wohnhaus oder vom Vereinsheim des Geflügelzucht-Vereins aus die Grenze beobachten können und viele Entwicklungen und Vorfälle gesehen. Auf die Frage, wie er das verkraften konnte, antwortete er: “der Mensch ist ein Gewohnheitstier und gewöhnt sich an fast alles, das er sowieso nicht ändern kann”. Da ist wohl was dran! Jedenfalls ist diese Grenzführung für uns eine wichtige Abrundung der Entdeckung von Obersuhl.

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Ich habe aus alten Pässen sogar noch DDR-Transitstempel für Bahn und Auto ausgegraben.
Heute ist es mit Minus fünf Grad noch kälter als gestern, nur die Sonne hat das etwas aufgewogen.
Mittags fahren wir weiter und beschließen spontan, den fälligen Kurzaufenthalt in Eisenach um zwei Stunden zu verlängern; der Zug fährt stündlich und Bad Salzungen erreichen wir dann immer noch früh genug. So sehen wir doch einiges vom großenteils sehr gut wiederhergestellten Stadtkern von Eisenach, beginnend mit dem Bahnhof, dem Nikolaitor, dem Marktplatz, Luther- und Bach-Haus, das ganze umzingelt von Hügeln, auf einem davon die Wartburg. Für Museumsbesuche reicht es nicht, der Eindruck der Stadt ist uns wichtiger.

Noch im Hellen erreichen wir Bad Salzungen, wo wir für vier Nächte in einem Haus mit Blick auf den Burgsee wohnen; ein zentraler Ausgangspunkt. Als Kurort ist die Struktur hier ganz anders: andere Geschäfte, das große Gradierwerk, der runde See mit den Kuranlagen drumrum, sehr malerisch. Wir essen gut und doch preiswert im Kurhaus-Restaurant.

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Eine Antwort auf 31. Januar: von Obersuhl nach Bad Salzungen

  1. Peter Krauss sagt:

    Alles Gute zum Geburtstag, Marlis, und weiterhin GUTE FAHRT!

    Die Schilderung der ehemaligen Grenze ist sehr eindrucksvoll. Davon gibt es doch bestimmt noch Fotos?