16. Januar: Von Fritzlar nach Arnsberg

Messe im Fritzlarer Dom (Ziel: Christine), mit Bus über Bad Wildungen und Edersee durchs Sauerland nach Arnsberg mit Altstadt auf dem Berg

Wegen der Messe im Dom stehen wir früher auf. Um 9:15 fangen die Glocken an zu läuten, und wir sind schon fast da. Wir sehen also die Kirchenbesucher kommen. Meiner Erinnerung nach ist das die erste katholische Messe, die ich besuche. Was man im Reisejahr nicht alles macht! Vieles erscheint mir nicht so unterschiedlich zu den evangelischen Gottesdiensten meiner Jugend in den 60er Jahren: Ähnliche Lieder, auch hier Paul Gerhardt als Texter dabei, ich kann alle mitsingen. Glaubensbekenntnis und Vater-Unser unterscheiden sich nur in einzelnen Passagen. Es wird aber mehr gebetet und es gibt mehr gesungene Liturgie. Beim Abendmahl wird der Wein nicht mehr an die einzelnen Abendmahlteilnehmer, alle aus einem Kelch trinkend, der wieder und wieder beim Trinken leicht gedreht wird, verteilt. Der Pfarrer und die Messdiener trinken ihn stellvertretend für alle. Und die Predigt fällt kaum auf, es sind vielleicht fünf Minuten. Ich kann mich noch an 25 Minuten erinnern. Der größte Unterschied für mich sind die Gewänder, die vielen Ministranden und der Weihrauch. Es ist recht besinnlich, das Mitsingen macht Spaß. Die Kirche nehme ich genauer wahr: erst jetzt bemerke ich, dass das linke Seitenschiff einachsig romanisch mit kleinen bunten Fenstern ist, das rechte zweiachsig gotisch mit großen Fenstern. Den verhüllten Altar müssen wir uns leider vorstellen, aber wir dürfen froh sein, dass der Dom überhaupt offen ist. Er ist es jetzt über Weihnachten, dann wird weiter saniert bis Weihnachten 2012, dann soll alles strahlen, erzählt uns der Pfarrer, den Marlis hinterher noch für ein Interview gewinnen kann. Er berichtet auch, dass er hier vorübergehend allein für drei Gemeinden zuständig ist, weil die früheren Prediger wegen unerfreulicher Ereignisse nicht mehr da sind. Das müssen wir noch genauer recherchieren. Es waren immerhin fast 200 Menschen in der Kirche. Für die Messen in der Woche reicht aber die Krypta.
Der Abstieg zum von der Eder abgezweigenden Mühlgraben und Wiederaufstieg zum Markt ist sehr malerisch mit schönen Blicken und viel Stadtmauer und -türmen. Die Sonne begleitet uns unerwarteterweise bei allem, so dass wir heute schöne Bilder von den schiefen Fachwerkhäusern, die am Markt mittendrin stehen, machen können. Wir haben genug gesehen, und entscheiden uns, schon um zwölf mit dem Bus nach Bad Wildungen und weiter nach Korbach zu fahren. In Bad Wildungen reicht es beim Umsteigen nur für einen kurzen Blick in die Altstadt, auch mit Fachwerk, aber nicht so schön wie Fritzlar. Der Bus nach Korbach fährt zwar einige Umwege über kleine Orte, den Edersee spart er aus, den gibts nur im Sommerfahrplan für die Touristen. Beim Umrunden von Waldeck gibt es doch noch einen schönen Blick tief runter ins Tal mit See. Die Talsperre ist nicht auszumachen. In Korbach und Willingen klappt der knappe Umstieg wunderbar. Wir durchqueren das ganze Sauerland; in diesen Höhen fahren die Bahnen langsam. In Willingen auf ca. 600m Höhe liegen noch etliche Schneeflecken. Ein größerer Abfahrtshang ist zu sehen, der ist komplett weiß und wird befahren. Der wird wahrscheinlich künstlich beschneit. Am Nachmittag, im Hellen, erreichen wir Arnsberg. Der Ort liegt in einer Doppelschleife der Ruhr. In einer Schleife liegt ein ausgeprägter Hügel mit der Altstadt und der Schloßruine. Der Durchgangsverkehr geht durch Tunnel untendrunter durch. Die Altstadt besteht hauptsächlich aus einer Straße und ein paar Nebengässchen; von unten führen Treppenwege hoch. Alles ist so verbaut, dass fast kein Blick runter auf die Ruhr möglich ist.
Mit dem Hotel geht es diesmal schief. Erst spät abends haben wir eins ausgesucht, dessen Restaurant sehr gut klingt. Wir erreichen es heute am Tag telefonisch nicht. Als wir dann vorbeigehen, sehen wir zwar die Öffnungszeit ab 17 Uhr, übersehen aber, dass Sonntag Ruhetag ist, und das haben wir auch im Internet übersehen. Erst nach 17 Uhr erreichen wir das Hotel und müssen dann ein anderes suchen. Bonn buchen wir gleich, da ist es aber recht teuer.

Dieser Beitrag wurde unter Ziel Ideengeber abgelegt und mit , , , , verschlagwortet. Setzen Sie ein Lesezeichen auf den Permalink.

2 Antworten auf 16. Januar: Von Fritzlar nach Arnsberg

  1. I.-Yvette sagt:

    Hallo Ihr Reiselustigen,
    ich bin absolut up-to-date mit dem Lesen der Reiseberichte; also Ihr könnt wieder starten!
    Nun eigentlich wollte ich kein Lehrerinnen-Verhalten an den Tag legen, aber Marlis bat mich ja, einen Kommentar zu der Messe zu schreiben. So will ich das tun. Meines Wissens wird in der kath. Kirche der Wein nie den Gläubigen/Kirchgängern gereicht, sondern nur der Pfarrer trinkt ihn. Ich kann mich auch nicht erinnern, dass die Messdiener Wein trinken, da bin ich mir aber nicht ganz sicher. Es hängt vielleicht auch vom Pfarrer ab, wie er dies handhabt.
    Ich lese immer mit Begeisterung und Interesse Euer “Geschreibsel”. Weiterhin viel Freude und Vergnügen – Euch und mir beim Lesen
    Yvette

  2. Gabriele Heck sagt:

    Wenn ich die Beschreibung des Kirchenbesuchs lese und die Fotos anschaue, frage ich mich, warum in den Predigten nicht einmal die Kirchen oder die Menschen drinnen und drum herum selbst Thema sind, wenn die Kirchen doch so viel Anschauliches – innen wie außen, davor wie dahinter, oben wie unten, im Großen wie im Kleinen – zu bieten haben, was irgendwann, irgendwelche Menschen geplant, gespendet, errichtet, geschreinert, verglast, geschnitzt, beschriftet und bemalt haben. Dann würde bestimmt jeweils ein 25 Minuten dauernder spannender Vortrag (= Wissenswertes in eine Predigt “eingefasst”) zusammenkommen und die Gottesdienstbesucher würden garantiert so bei jedem Besuch etwas dazu lernen und neugierig lauschen. Was meint Ihr?