15. Januar: nach Fritzlar

Fahrt mit Zwischenhalt in Wabern nach Fritzlar, Gang durch die Altstadt und den Dom

Heute sind die Umsteigezeiten reichlich, aber alle Züge pünktlich. Da wir an Endbahnhöfen einsteigen, brauchen wir nicht zu warten und können es uns gleich bequem machen.
Die Sonne schaut nur manchmal raus, Wiesen und Felder sind sehr nass und Flüsse voll oder übergelaufen. In Mannheim hatte der Rhein einen Pegelstand von 6,66 m, üblich sind etwa 2,50 m. Am Donnerstag stand in Zeitungen, dass am Sonntag die Edertalsperre, in deren Nähe wir sind, überlaufen soll. Bei Recherche im Internet sagt das Wasser-Schifffahrtsamt aber, dass sie es wohl ohne Überlaufen geregelt bekommen, da es aktuell nicht regnet. Wir müssen also nicht zur Staumauer rennen.
Die Fahrt durch Mittelhessen ist grün und hügelig, aber nicht besonders spannend. In Wabern haben wir 22 Minuten Aufenthalt. Wabern ist fast nostalgisch: Als es noch nicht die Bahn-Schnellstrecke mit Kassel-Wilhelmshöhe gab, und wir bei Gießen wohnten, sind wir die Strecke oft gefahren, da erinnert man sich noch an den Halt in Wabern. Jetzt wandern wir ein paar hundert Meter die Bahnhofstraße Richtung Zentrum: locker bebaut, alles gemischt, einiges ist leerstehend, einiges verfällt. Und alle Arten von Hässlichkeiten: Eine gelb gestrichene Kneipe als Flachbau klebt an einem Fachwerkhaus, Zäune aller Art. Und alles ziemlich ausgestorben. Es gibt immerhin ein Reisezentrum mit etwa 6 Stunden Öffnung am Tag in einem Container. Und hinter dem Bahnhof ragt mächtig die Zuckerfabrik empor. Wabern war mal ein Bahn-Knotenpunkt: von der Main-Weser-Bahn zweigte hier die Bahn nach Brilon-Wald und weiter nach Dortmund ab. Heute fährt diese Bahn als Ederseebahn nur noch alle zwei Stunden bis Bad Wildungen, bis Korbach fährt dann ein Bus. Auf diese Art wollen wir uns morgen durchs Sauerland schlagen Richtung Bonn. Wahrscheinlich stoppen wir in Arnsberg.
Jetzt fahren wir noch die 10 Minuten auf der Ederseebahn nach Fritzlar. Die Bahnhofssituation ist ähnlich öde wie in Wabern, aber es gibt noch einen Schalter der Kurhessenbahn im Gebäude.
Originell die Anzeigetexte an den Linienbussen: “Fzg. rückt ein”. Makabrer die dürftig überpinselte, noch entzifferbare Parole am Bahnhofsgebäude “Die Räder müssen rollen für den Sieg”. Dafür thront auf der anderen Seite der Eder auf der Anhöhe die Altstadt mit dem mächtigen Dom St. Petri. Und das ist unser Ziel: Ideengeberin Christine Theuer-Neumaier hat uns von langen Messen im Dom bei den Besuchen ihrer Familie und der Verwandten bei der Großmutter in ihren Kindheitstagen berichtet. “Immer wenn ich an den Luxus von Ruhe und Zeit denke, von dem ich im Moment einfach zu wenig habe, denke ich an diese Augenblicke im Dom”. Aber erstmal gehts über die Eder: sie ist momentan ein voller, reißender Fluss. Die Brückenköpfe der alten Ederbrücke aus dem 13. Jahrhundert sind beidseitig zu sehen, eine alte Skulptur von Johann von Nepomuk bewacht das südliche Ende. Über die neue Straßenbrücke gehen wir in unser Hotel am Rande der Altstadt. Das ist was spezielles: unter dem Namen fungiert der komplett modernisierte Altbau über dem Restaurant als Hotel, der ganze Anbau ist ein Wohnstift, dessen Café fürs Frühstück mitgenutzt wird, und die Rezeption ist auch im Wohnstift, wenn das Restaurant geschlossen ist. Wir machen uns sofort auf in die Altstadt, bevor es dunkel wird. Über den sehr schönen, von Fachwerkhäusern gesäumten Marktplatz gehen wir weiter am Rathaus vorbei zum Dom. Die Rathaustreppe erinnert mich an meine erste Hochzeit 1991. Die war in Kassel oder hier, die Feier auf jeden Fall im Schloss Garvensburg im Ortsteil Züschen, den Ort werden wir aber nicht besuchen. Ich erkenne also einiges wieder, im Verlaufe des Rundgangs merke ich aber, dass wir uns damals nicht so gründlich umgesehen haben.
Der Dom wird zwar teilweise saniert, es gibt aber trotzdem viel zu sehen in dem 800 Jahre alten spätromanischen Bau. Im Eingangsbereich steht noch die große Krippe, deren Landschaft sehr schön mit Naturmaterialien aufgebaut ist. Innen ist es spärlich beleuchtet, und Kanzel und Altar sind spanplattenverkleidet. Sehr eindrucksvoll sind aber die vielen Steintafeln in den Wänden und in der noch älteren Krypta. Besonders auffallend ist das große Kruzifix in der Kuppel über dem Altar, das links und rechts einen großen Schatten von zwei Strahlern in der dunklen Kirche hinterlässt. Danach laufen wir durch die Altstadt und sehen große Fachwerkhäuser, die fast vollständig vorhandene Stadtmauer und einige der Türme. Im Hotelrestaurant essen wir sehr gut.
Danach experimentiere ich mit der neuen Diktiersoftware, und Marlis liest über Twitter.

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