9. Januar: Stralsund

Fahrt von Binz nach Stralsund (Ziel: Helene): Schnee und Eis, feuchtkalter Stadtrundgang, Kirche noch kälter

Marlis ist immer noch nicht topfit. Das Wetter ist trübe, etwas über Null, und es taut weiter. Auf den Wiesen und an Straßenrändern ist noch Schnee, und man muss stellenweise auf Eisflächen achten. Alles wird immer unansehnlicher. Der Schnee taut, aller eingelagerter Dreck bleibt übrig: Silvesterkracher, leere Sektflaschen, jede Menge Streusand. Die Wege sind geradezu versandet. Gemischt mit dem Wetter hebt das nicht die Laune. Das Erlebnispotential “Rügen bei Tauwetter” ist für uns erschöpft. Mit dem Schnee der Anfangstage wäre das was anderes gewesen, siehe Donnerstag. Das Hotel am Bahnhof in Stralsund ist sehr gut und extrem preiswert, wir können mittags gleich ins Zimmer. Aus dem vierten Stock haben wir eine tolle Sicht über den Knieperteich auf die Altstadt, die drei Hauptkirchtürme und die Rügenbrücke.
Wir laufen über den Küterdamm durchs Kütertor in die Altstadt. Der Zustand erinnert an das andere Weltkulturerbe Quedlinburg, das wir im Reisejahr schon gesehen haben; vieles sieht recht neu saniert aus und richtig gut, aber einigem sieht man auch an, dass es schon lange verfällt. Wikipedia liefert statistische Daten, die so stimmen könnten: von den 50% der Gebäude der Altstadt, die unter Denkmalschutz stehen, sind über 70% saniert, von den ungeschützten Gebäuden vielleicht 45%. Es gibt viele schöne Giebel, und besonders die Backsteinhäuser aus dem 13. bis 17. Jahrhundert sind ganz außergewöhnlich: viele Bürgerhäuser, aber besonders die Kirchen, die Rathausfassade und die Speicherhäuser am Hafen. Die Kirche St. Nikolai am alten Markt neben dem Rathaus ist innen außergewöhnlich: viele reiche Kaufleute und Politiker haben zu verschiedenen Zeiten irgendetwas zur Ausstattung beigetragen und versucht, Macht, Reichtum oder Einfluss sichtbar zu machen. Marianne Störmer, die ehrenamtlich am Eingang wacht, gefällt Stralsund so gut, dass sie vor sieben Jahren von Hamburg hierher gezogen ist. Der Strelasund ist zugefroren, nur um den Auslauf aus den Teichen zeigt sich offenes Wasser, dort versammeln sich die Wasservögel. Die Hafensituation ist sehr malerisch: zwei Hafeninseln, durch Dreh- und Zugbrücken verbunden, drumrum eine lange Mole, innen ein Yachthafen, die “Gorch Fock I” von 1932 als Museumsschiff, und zwischen den alten Speicherhäusern das 2008 eröffnete Ozeaneum. Das bekommen wir aber nur noch in der Dämmerung mit, vielleicht ergibt sich morgen noch ein hellerer und sonnigerer Blick.
Auf der Mole gelingt uns gerade noch mit dem letzten Tageslicht ein Foto, ganz so, wie es uns unsere Ideengeberin, meine Tante Leni, mitgegeben hat, mit Rügen im Hintergrund.
Die feuchte Kühle veranlasst uns, obwohl wir eigentlich gut trainiert sind, zu zweimal Aufwärmen bei Kaffee und Glühwein. Zum Essen kehren wir in die Wulflamstube gegenüber dem Rathaus ein, einem traditionsreichen Haus. Es ist noch preiswerter als auf Rügen. Ich esse Roulade von Ostseedorschfilet mit Sanddornsauce und Kartoffel-Sellerie-Püree. Sehr gut. Zur Tagesschau sind wir im Hotel. Mehr wollen wir Marlis angeschlagener Gesundheit nicht zumuten.

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Eine Antwort auf 9. Januar: Stralsund

  1. I.-Yvette sagt:

    Hallo Ihr Zwei im Nebel
    Ihr seid in Stralsund, ich empfand diese Überreste der Silvesterfeiern auch als unangenehm; es knirschte furchtbar unter den Schuhen von dem Streugut… – das in Frankfurt. Es spielt wohl in dem Moment keine Rolle, wo man ist! Schade, der Schnee hatte doch einiges schöner aussehen lassen.
    Ich habe den gestrigen Tag gelesen und bin nun informiert über eine Gegend, die ich absolut nicht kenne. Ist sicher eine Reise wert! Marlis, gute Besserung für Dich – ist ja schade, dass es Dich erwischt hat.
    Lieben Gruss und noch gute Zeit – weiss gar nicht, wann Ihr wieder in LU seid!
    Yvette