19. Dezember: Berlin

Nan Goldin in der Berlinischen Galerie, Vorstellung in der “Bar jeder Vernunft”
(Ziel: Ulli Rollshausen)

Wir schlafen und frühstücken wieder gut und lang. Es schneit. Heute abend besuchen wir das Ziel von Ideengeberin Ulli Rollshausen: Die “Bar jeder Vernunft”. Aber wenn wir schon in Berlin sind: Nach dem “Monat der Fotografie” gibt es noch Ausstellungen, die wir besuchen wollen: Nan Goldin hat vor und nach der Wende in Berlin gelebt. Die Berlinische Galerie stellt noch nie veröffentliche Fotos aus dieser Zeit aus. Mit Straßenbahn, U-Bahn und Bus fahren wir nach Kreuzberg. Die Bilder sind äußerst beeindruckend, sehr unmittelbar und mittendrin, und nicht gestellt. Dagegen sind die Fotos von Arno Fischer richtig zurückhaltend. Das aktuelle Projekt zum Monat der Fotografie “Mutations III” zeigt eindrucksvolle Reportagen. Im Bus-Oberdeck fahren wir direkt zum Kudamm und laufen zur “Bar jeder Vernunft”. Gleich nach dem Wittenbergplatz bleibt der Bus im Stau stecken: das KaDeWe ist am letzten Adventssonntag offen, und auf der Gegenspur kommt uns der “Coca-Cola-Truck” mit Weihnachtsmännern entgegen, und die Straße ist von Zuschauern gesäumt wie beim Karneval. Während der vielen Stehzeit bis zum Europaplatz kann Marlis den Trubel mit Stau und riesigen Lichttannenbäumen vor der Gedächtniskirche durch die Bus-Frontscheibe fotografieren.
Die “Bar jeder Vernunft” ist ein 1992 gegründetes Varieté-Theater in einem holländischen Spiegelzelt von 1912 auf einem Parkdeck neben den Berliner Festspielen, dessen Statik für Autos nicht reichte. Ulli tritt selbst mit Chansons auf verschiedenen Bühnen auf; wir besuchen Ihren Sehnsuchts-Auftrittsort. Heute gibt es ein jazziges Weihnachtsprogramm der “Berlin Voices”. Wir nehmen auch das Menü vorher mit, Annette begleitet uns. Es gibt Gänsekeule mit Rotkraut. Das Zelt ist ein Erlebnis, übersichtlich gemütlich, das Bühnentreiben kann man auch über die Spiegel beobachten, man sitzt angenehm an Tischen und wird komplett bedient. Sehr nostalgisch romantisch! Dazu das Weihnachtsprogramm, mit Mitsingen am Ende und Gedanken zum Schenken und zu Geschenken. Ich denke mir: eigentlich ist heute für mich Weihnachten: draußen ist alles kalt und tief verschneit, die vier Kerzen brennen, Geschenke und Lieder sind dran, und auch das Essen passt. Die Berliner dürften am 24. noch Schnee haben, in Ludwigshafen dürfte es Weihnachten nur einige graue Haufen geben. Da betrachte ich den 24. einfach als Nachfeier, dann ist das kein Stress mehr.
Marlis bekommt noch den Manager des Abends für ein Interview, er nimmt Ullis künstlerisches Programm entgegen, und eine Sängerin des heutigen Abends, Sarah Kaiser, erfährt von unserem Projekt. Marlis hat wieder voll zugeschlagen. Zufrieden laufen wir durch Schneefall zum Bahnhof Zoo und mit S-Bahn und Tram gehts zurück nach Pankow zu einem Absacker und Schreiben dieses Beitrags. Morgen treffen wir uns mit der “taz” im taz-Café, danach testen wir wieder die Bahn durch den Winter nach Stendal und Wolfsburg.

Dieser Beitrag wurde unter Ziel Ideengeber abgelegt und mit , , , , , , verschlagwortet. Setzen Sie ein Lesezeichen auf den Permalink.

5 Antworten auf 19. Dezember: Berlin

  1. Hans-Uwe Daumann sagt:

    Ich darf das alles eigentlich nicht so gründlich lesen, sonst halte ich es zu Hause gar nicht aus.

  2. Margret Fuhrman sagt:

    Berlin ist immer eine .. zwei.. drei.. Reisen wert, gell? und ich war noch nie in der “Bar jeder Vernunft”, wo ich doch so oft in Berlin bin. Danke für die Beschreibung und vielleicht gehen wir nächstes Mal hin. Aber ich glaube, daß Ihr richtig viel Freude an allem habt -und laßt uns daran teilhaben ! Das ist gut

  3. Joachim Krueger sagt:

    Meine Schneeprognose für Ludwigshafen war falsch: als wir am 21. zurückkamen, regnete es zwar, und am 23. abends waren sogar fast alle grauen Haufen weg. Aber ab der Nacht zum 24. schneite es ununterbrochen, und es sammelten sich unglaubliche 17 cm Schnee an, die heute noch unberührt liegen. Das gabs hier schon lange nicht mehr.
    Mein Bruder in Aachen berichtet sogar über 37 cm Schnee, und das im Flachland!

  4. Hallo Ihr Beiden,
    freut mich, dass Ihr ein so schönes Erlebnis hattet in der “Bar jeder Vernunft”. Und danke Dir Marlis für Dein Engagement. Vielleicht gelingt Dir, was mir in vielen Jahren nicht gelungen ist. Es bleibt spannend. Ich freu mich jedenfalls auf den kompletten Bericht demnächst. Und ich wünsch auch noch in LU ein schönes Weihnachtsfest.

  5. Peter Krauss sagt:

    In Pankow seid Ihr also. Wie Bolle zu Pfingsten. So ein Zufall: Während ich im Internet eine Unterkunft suche für die Pfingstferien in Berlin. Wir wollen wir ans Wasser. Gibt es in Pankow einen See?