(Jetzt ist der Fehler korrigiert, hier hing noch der vorherige Beitrag davor, und die Fotos sind drin)
Wir verlassen Dortmund, Balkone sind für BVB-Spiele vorbereitet, die Fahnen hängen jedoch nach unserer Beobachtung nur an Spieltagen, heute fehlen sie. Es fahren zwar dauernd Züge nach Duisburg, wir erwischen aber genau einen IC, der gleich in Bochum eine Pause wegen Notarzteinsatz einlegt, wir steigen sofort in einen nachfolgenden RE um, so kommen wir nur 19 Minuten später an. Wir laufen zu unserem Hotel. Dem Ferrotel, das schlicht, aber schick mit Accessoires aus der Industrie dekoriert ist, wir waren vor etlichen Jahren mal hier. Leider passt das Bad stilistisch nicht so, riesengroß, weiß gefliest, nur ein Waschbecken an der einen Seite und eine kleine Dusche in der anderen Ecke. Das geht besser.
Wir fahren nach Oberhausen in die nicht mehr so „Neue Mitte“ mit dem Gasometer und dem CentrO. Interessant ist die ÖPNV-Trasse dorthin: eine eigene betonierte Trasse mit Gleisen, damit für Bus und Straßenbahn geeignet, wahrscheinlich eine umgebaute Bahntrasse. Nördlich der Neuen Mitte verzweigen sich die Linien in die Stadtteile, dadurch gibt es bis zum CentrO alle Linien und einen dichten Takt.
An der Veranstaltungshalle „Köpi-Arena“ vorbei gehen wir zum Gasometer, hierhin kommen wir zum zweiten Mal wegen einer Christo-Ausstellung, vor vielen Jahren waren wir bei „the Wall“ aus Ölfässern. Die jetzige Installation „big Air Package“ nutzt den einmaligen Ort vollständig aus: Das Objekt ist 90m hoch und hat einen Durchmesser von 50m. Rundum bleiben vielleicht noch 10m, das Gasometer ist 105m hoch und hat etwa einen Durchmesser von 70m, also ein riesiger Hohlraum mit 2 Ausstellungsebenen und einer Plattform unten, dann ist alles leer, nur ein Glasaufzug geht am Rand ganz nach oben. Unten werden anhand von Filmen, Fotos und Texttafeln Rückblicke auf die Arbeiten von Christo und Jean-Claude gezeigt, die bis zu ihrem Tod 2009 über 50 Jahre zusammen gearbeitet haben. Jetzt macht er mit seinem langjährigen Exklusiv-Fotografen Wolfgang Volz weiter, schließlich sind die Installationen komplexe logistische Projekte mit vielen Mitarbeitern. In der Ebene darüber geht es um die Installation und die Entstehung, der dünne, leichte, außen etwas beschichtete Stoff aus Kunstfaser wird präsentiert, nebenbei hat man den grandiosen Blick entlang der weißen Hülle des Stoffzylinders 90m nach oben, nur scheinbar zufällig von einigen unregelmäßigen Seilen umrundet und in Form gehalten. Das ganze Objekt wurde aber vorgeplant und die Stoffhülle produziert. Innerhalb von 2 Wochen Ende Januar bei Frost wurde es hochgezogen und aufgebaut, nur Ein-und Ausgang wurden einigermaßen luftdicht vor Ort eingenäht. Dadurch ergibt sich erstmalig ein begehbares Air Package. Von außen wirkt es leicht durchscheinend, von innen weiß. Wir legen auf Kissen in der Mitte und schauen nach oben, wie in eine schlichte, dafür umso riesigere Kuppel einer Kathedrale, alles in weiß. Ich denke an den Dom von St. Blasien. Eine ganze Zeit träumen wir in den Himmel, oben das Wechselspiel von scheinwerferartigen Lichtflecken durch die Oberlichter des Baus, wenn die Sonne scheint, oder das gleichmäßig weiße Strahlen der Scheinwerfer darüber. Faszinierend, wie eine riesige Schutzhülle. Die Seile drücken sich innen nur unauffällig von außen an den Stoff. Die Fahrt mit dem Aufzug außen entlang zeigt nochmal das ganze Ausmaß und die filigrane Aufhängung an dünnen Seilen von oben. Hier gelangt man aufs Dach und kann von drei Plattformen über 100m nach unten blicken, in der Ferne beispielsweise der Tetraeder auf der Halde in Bottrop, direkt unter uns eine belebte, sich verzweigende Güter-Bahnstrecke und der Rhein-Herne-Kanal.
Wir wählen, in Anlehnung an gestern, den Fußweg am Kanal zum CentrO. Auch hier wieder die gelben Einstiegsleitern und Badende, als einziges Schiff sehen wir einen Ausflugsdampfer. Wir kommen von hinten ins CentrO, mittlerweile schon fast 20 Jahre alt, riesengroß, gut gepflegt, eine Obermenge der Kettenläden der Rheingalerie in LU. Wer braucht sowas? Zielgruppe bis 40, eher Streetwear, wir wüssten Läden, wo wir schneller, besser und nachhaltiger unseren Bedarf decken. Wahrscheinlich geht’s hier aber ums emotionale Shopping-Erlebnis, danke, überall gleich, austauschbar und immer weiter nationale und internationale Ketten fördernd. „Slow“ ist das nicht, uns langweilt das. Das Ganze ist zwar gut belegt und hat aufgrund seiner Gigantomanie ein großes Einzugsgebiet, aber die Tendenz, die solche Objekte befördern, in vielerlei Hinsicht Murks, sie werden auch nicht lange funktionieren.
Vor der Promenade mit lauter künstlich international wirkenden Restaurants am künstlichen See liegt ein großer Vergnügungspark mit Legoland. Das Irish-Pub-Gebäude mit Reetdach ist in der letzten Silvesternacht durch eine Rakete abgebrannt, die heiße Sanierung wird den Besitzer gefreut haben, es wird abgerissen.
Wir fahren zurück nach Duisburg und gehen an den Innenhafen mit seinen großen Kneipen und umfunktionierten alten Speichergebäuden. Auch wenn die Lokale nichts Besonderes sind, sie sind belebt und das Ambiente am Hafen in der Abenddämmerung wirklich angenehm beschaulich.
Wie auf Reisen üblich, gibt’s mal wieder einen technischen Ausfall: letzte Nacht habe ich mein Wasser umgekippt und nicht bemerkt, dass mein Handy davon betroffen war. Das Trocknen am Tag war entweder zu heftig oder nicht erfolgreich, jedenfalls zuckts nur noch, zeigt aber nichts mehr. Vorerst müssen wir also mit einem Handy, ohne die Offline-Karten, die Bahnauskunft und die Notizen auskommen. Es gibt allerdings auf dem ipad Backup-Apps dafür, dazu ist leider Umgewöhnung nötig!
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