30. April: Wanderung rund um Kniebis und zurück

In Kniebis Heimatpfad rund um den Ort, Fahrt von Freudenstadt über Offenburg zurück

Wir fahren nach dem Frühstück mit dem Bus bis zum oberen Ortsende von Kniebis. Von dort wollen wir den Kniebiser Heimatpfad rund um den Ort wandern. In der Info-Hütte – EU-gefördert – wird einiges über Landwirtschaft und Landschaftspflege erklärt, und es gibt eine riesige Auswahl von Prospekten zu Wandern im Winter und Sommer und auch zu den Orten, die wir gestern besucht haben. Wir starten, und gleich fällt auf: nach dem Regen gestern ist alles wie Teerwege, Blätter, Pflanzen, voll mit Marlis “Feinden”, den Pollen. Überall sind Schichten und Ränder wie von gelbem Zementstaub zu sehen. Und in der Luft fliegen die Pollen ebenso heftig; vor schwarzem Hintergrund sieht man sie.
Der Heimatpfad ist ein sehr gut gepflegter, oft sogar speziell angelegter und teilweise mit Holzschnipseln gestreuter Weg, so dass er sich sehr weich gehen lässt. Überall sind Infotafeln angebracht, viele Pflanzen im “Aufgehstadium” sind zu sehen wie sich entrollende Farne, aufgehende Blüten und flächenweise Heidelbeersträucher mit kleinen, schon etwas rötlichen Beeren. Teilweise stehen Holz-Tierfiguren im Wald. Insgesamt ist es etwas übertrieben, für Kinder aber bestimmt lustig. Sonnige Abschnitte wechseln mit schattigen Waldstücken. An einer Stelle gibt es einen großartigen Blick über den Elbtalsee, einem Gletscher-Karsee, weiter bis zum “Sterne”-Dorf Baiersbronn-Mitteltal 400 Meter weiter unten. Ich sitze auf einer Bank in der lauen Frühlingssonne am Ortsrand von Kniebis und tippe. Über sonnige Wiesen und lichte Waldstücke geht es durchs Ortszentrum, wo der Maibaum präpariert wird und die Wäsche trocknet. Zur Halbzeit kehren wir ein bei Kaffee und Kuchen. Kirche und Klosterruine haben wir schon gesehen, hoch gehts und per Fußgängerbrücke über die Schwarzwaldhochstraße, von wo sich ein Blick auf die Appartmenthäuser und die Gebäude des früheren Kindersanatoriums von gestern bietet. An der Südostecke des Weges an der Abendwieshütte ist ein Ort der Besinnung eingerichtet; laut Tafel 50 dürfte das der Kopf der Kniebieser Großsprungschanzen gewesen sein, die hier von 1948 bis 1972 gestanden haben. Sicher waren das die “riesigen Holzsprungschanzen”, von denen Oliver in seiner Erinnerung berichtet hat. Das nächste Stück ist ein Pfad entlang der früheren Grenze zwischen Württemberg und Baden mit über 300 Jahre alten Grenzsteinen. Im Anschluss folgen viele Beispiele und Erläuterungen zu heimischen Bäumen und Sträuchern. Am Naturfreundehaus und nachfolgenden Häusern gibt es Solarstromerzeugung und Anti-Atomkraft-Plakate. Das letzte Eckchen des Rundweges kürzen wir etwas ab, so reicht es zu einer Einkehr auf der Terrasse der Kniebishütte mit Gaisburger Marsch-Eintopf und Blick auf eine Gewitterfront im Süden, bevor wir den letzten Bus nach Freudenstadt erreichen. Alles in allem ist dieser “Premium”-Wanderweg doch informativ und abwechslungsreich. Von den Fahrplan her wäre es knapp möglich: Gepäck holen, Bus zum Hauptbahnhof, OSB nach Offenburg. Das wollen wir nicht testen, wir gönnen uns eine Stunde mehr und den Gang zum Hauptbahnhof, damit wir noch mehr von Freudenstadt sehen. Das erweist sich als gut: leider hat Marlis ihre Kamera beim Gepäckabholen stehengelassen, nach einigen Minuten merkt sie es und wir können sie locker holen gehen. In der Bahnhofstraße sehen wir einige schöne mit den kleinen gestrichenen Holzschindeln verkleidete Häuser, die offenbar nicht im Krieg zerstört wurden. Wir steigen in die OSB (Ortenau-S-Bahn, dieselbetrieben, neues Modell, kennen wir von Prenzlau und Joachimsthal) über Alpirsbach und Hausach nach Offenburg, wieder eine richtige Schwarzwaldstrecke. Glück gehabt, hinter Alpirsbach regnet es, überall steigt Dunst auf, die Straßen sind nass. In Schiltach fällt unser Blick auf malerisch den Hang hoch gestapelte Fachwerkhäuser.

Dieser Beitrag wurde unter Reisetag abgelegt und mit , , , , , , verschlagwortet. Setzen Sie ein Lesezeichen auf den Permalink.

2 Antworten auf 30. April: Wanderung rund um Kniebis und zurück

  1. Regina Neu sagt:

    Liebe Frau Jonas, lieber Herr Krüger,
    über Ihre Berichte von Freudenstadt und Kniebis habe ich mich sehr gefreut, aber auch festgestellt, dass sich die Landschaft und die Menschen bei einem Kurzbesuch nicht so leicht erschließen. Beide sind etwas zurückhaltend und spröde und man muß sich ein bißchen mit ihnen beschäftigen und sich auf sie einlassen, damit sie sich einem erschließen. Aber dann gibt es wahre Schätze zu entdecken! Ich hoffe, ich habe Sie neugierig gemacht und Sie haben Spaß dabei. Liebe Grüße Regina Neu

  2. Malle Immos sagt:

    Hallo zusammen.

    Bin gerade im Urlaub in Marokko und per Google Blog Suche auf Euren Blog gestoßen. Ich muss schon neidlos zugeben, dass Ihr Euch echt Mühe gegeben habt und Eure Themen zudem auch noch interessant sind, denn kindische Blogs mit unschönen Designs gibt es ja genug. Zudem stimmen natürlich die Inhalte Eure Seite.

    Werde mit Sicherheit wieder vorbei schauen, wenn ich zurück in Deutschland bin.

    Grüße

    Markus