28. März: von Hamburg nach Bremerhaven

Stadtrundgang Hamburg Innenstadt, Fahrt nach Bremerhaven

Heute haben wir bis halb drei Zeit für eigene Erkundungen. Beim Frühstück finde ich einige lohnende Ziele. Gegenüber liegt der Hamburger Fernbusbahnhof. Per U-Bahn fahren wir zum Rödingsmarkt. In einem Schiffsbedarfsladen finden wir süßes Geschirr mit dem Leuchtturm “Roter Sand”. Zwischen und über einige Fleete, die Hamburger Kanäle, kommen in die Deichstraße mit noch alten schmalen, mehrstöckigen Speicherhäusern aus dem 18. Jahrhundert und vorn oben einer Flaschenzugrolle. Manche sind Fachwerk, andere Backstein, einzelne mit schiefen Stockwerken. Vorn sind sie gut renoviert und dienen jetzt der Gastronomie als malerische, aber zwischen den großen Büro- und Wohnhäusern etwas verlorene Altstadtstraße. Wir finden zwei Durchgänge direkt an den Kanal dahinter, die auf einen Anlege-Ponton führen. Dort sehen wir die viel ursprünglicheren und schöneren Rückseiten, dazu eine Erklärungstafel; diese Stelle ist eine spannende Entdeckung. Eine Grundschulklasse bekommt diese Sicht flüchtig gezeigt. Am Baumwall bietet sich ein Blick auf die stattlichen gotischen Häuser der Speicherstadt, rechts hinter den neuen Häusern ragt die Elbphilharmonie hervor. Wir gehen weiter zum Michel. Die Sonne kommt raus, aber der Wind ist steif und kalt. Die barocke evangelische Kirche ist eindrucksvoll in ihrer Breite mit zwei riesigen Seitenemporen, einer großen Orgel, die die ganze Rückwand ausfüllt, und einer ungewöhnlich voluminösen steinernen Kanzel. Alle Flächen sind weiß und das Innere sehr hell und in bestem Zustand. Entfernte Assoziationen zur Dresdner Frauenkirche kommen auf. Gegenüber klemmen zwischen neueren Häusern die alten Krameramtsstuben. Beinahe übersehen wir den Gang in den Innenhof, wo ganz versteckt die schmale Gasse mit den malerischen Krameramtswohnungen wie ein Relikt liegt. Über mehrere Fleete zwischen großen Hotels hindurch kommen wir in den Neuen Wall und die umliegenden Passagen, wo wir die Geschäfte einiger Nobelmarken und Designer betrachten können. Zuletzt durchqueren wir das üppig ausgestattete repräsentative Rathaus mit der Bürgerschaft. Das Chilehaus muss entfallen, wir fahren zum Bahnhof zurück und treffen uns mit der Redakteurin von Hinz&Kunzt, die mit Fotograf auf uns wartet. Das anspruchsvolle Magazin wird monatlich von Obdachlosen in Hamburg in hoher Auflage verkauft, wir haben vorgestern im Cuneo schon ein Heft und ein Kochbuch erstanden. Man hat sich extra die Genehmigung der Bahn zum Fotografieren im Hauptbahnhof besorgt, “aber ohne Stativ”. Wir posieren an verschiedenen Stellen vor allen Arten von Zügen; die Redakteurin bekommt einen lahmen Arm, weil sie solange die Blitzlampe mit Schirm halten muss. In der DB-Lounge, die wir dadurch erstmals ausführlich nutzen, findet ein langes Gespräch statt.
So erreichen wir nur die letzte passende S-Bahn für unseren Anschluss in Buxtehude. Die dort nach Bremerhaven fahrende EVB wird zwar nicht bestreikt, ein wenig Auswirkungen bekommen wir doch ab, weil der direkt vor der S-Bahn fahrende Metronom-RE nach Buxtehude ausgefallen ist, und wir daher die Hälfte der Strecke in der S-Bahn stehen dürfen. Bei ähnlichem Wetter wie bei unserer Fahrt im Herbst, aber anderem Wachstumsstadium der Bäume fahren wir in der Abendsonne durch Marlis’ Lieblingslandschaft, das platte norddeutsche Land nach Bremerhaven. Wir treffen dort gerade zur Abenddämmerung ein. Marlis kriegt sich nicht mehr ein beim Fotografieren der vielen Wasserstimmungen am Hafen. Das geht gleich weiter im Hotel: Auf der Landzunge, die den neuen Hafen abgrenzt, direkt hinter der Schleuse mit der Adresse “Am Leuchtturm 1″ haben wir das Eckzimmer oben im dritten Stock mit zweiseitigen Fensterfronten und Blick über die Jachten im Neuen Hafen, das Auswandererhaus, das Columbus-Center, das Klimahaus und den neuen Sail-City-Hotelturm. Auch die Weser ist zu sehen. Grandios, die Aussicht mit der Beleuchtung. Kurz vor dem Schlafengehen sind die Lichter plötzlich weg: durch die starke Abkühlung ist der Taupunkt überschritten, ganz schnell entsteht dichter Nebel. Morgen früh gibt es bestimmt Rauhreif.

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