3. Februar: Wanderung Bad Salzungen

Schnee- und Eis-Wanderung Bad Salzungen – Park und Schloss Altenstein – Bad Liebenstein, Keltenbad Bad Salzungen

Heute ist erstmal Ausschlafen angesagt, solange es das Frühstück erlaubt. Währenddessen schneit es. Heute haben wir uns eine Wanderung vorgenommen, dabei nutzen wir das Angebot des Hotels, uns irgendwo abzuholen. Um 11:30 starten wir. Es schneit nicht mehr, auf den zwei Zentimetern Schnee lässt es sich gut laufen. Erst im Laufe des Weges merken wir, dass es darunter fast überall sehr glatt ist, und wir auf Asphalt und Steinen sehr vorsichtig sein müssen. Den Grund erzählt man uns am Abend: morgens um vier hat es kurz geregnet, bevor es schneite. Das haben wir natürlich nicht mitbekommen. In Ortsnähe begegnet uns ein erhebliches Gewirr von Wanderzeichen, die nur teilweise auf den Wanderkarten und an den dort eingezeichneten Stellen verlaufen. Die örtliche Touristenkarte sieht zwar gut und plastisch aus, ist aber an den entscheidenden Stellen ungenau. Die Zeichen sind nette Holzpfeile, die an wichtigen Stellen fehlen oder in nicht eindeutige Richtungen zeigen. Eine klare Beschriftung auf Bäumen oder Pfosten mit Pfeilen war den Verantwortlichen wohl nicht schick genug. Also gehe ich bald zur bewährten Form der Navigation über: ich nehme die alte Wanderkarte aus der Bad Salzunger Bibliothek, pfeife auf die Wanderzeichen und suche mir eigene Wege raus, die zum angestrebten Ziel am besten passen und interessant aussehen. Dazu brauche ich zwar Uhr und Kompass, und manchmal ist auch was schon zugewachsen, dafür finde ich alles gut. Im Vorort von Bad Salzungen treffen wir auf einen mobilen Bäckereiverkauf; die Fahrerin bemüht sich sehr nett um ihre Kunden, und so erstehen wir außer dem Windbeutel, der mich gereizt hat, noch eine leckere Hartwurst aus dem Eichsfeld, wo wir zu einer wärmeren Jahreszeit noch hinfahren werden. Vom Werratal laufen wir über die gleich als kleine Ruine gebaute Burg Frankenstein, die die Stelle einer wichtigen Burg des Mittelalters markiert, mit guter Fernsicht. Von dort gehts durch den Moorgrund vorbei an einer Agrargenossenschaft, die bestimmt früher eine LPG war. Schön sehen die Felder mit der dünnen Schneeschicht aus, durch die schon das Grün des Wintergetreides schimmert. In Bachläufen glitzern vereiste Äste und Baumwurzeln; wir haben alle Wege für uns allein. Oft haben wir weite Sicht, zumindest soweit, wie es die Bewölkung erlaubt. Orte zum Rasten gibt es nicht, auch Bänke sind bei den Temperaturen nicht gerade einladend; so laufen wir langsam, aber stetig durch schöne freie Landschaften auf den Thüringer Wald zu. Nach vier Stunden erreichen wir Schweina, von dort ist es nur noch ein Kilometer zum Schloss Altenstein inmitten eines großen englischen Landschaftsgartens, an dem Fürst Pückler mitgestaltet hat. Da erscheint auch noch ein Wegweiser zur Teufelsbrücke, die hatte mich insgeheim schon auf der Karte gereizt, und da hält mich nichts mehr, auch nicht der Widerwille von Marlis. Die Brücke ist zwischen zwei sehr spitzen Felsen mit toller Sicht auf das Schloss gebaut, selbst aber etwas enttäuschend kurz. Das Schloss ist ungewöhnlich im Stil englisch-irischer Herrenhäuser, an einem Hang gelegen mit Terrassengarten und tollem Blick. Je näher wir kommen, um so deutlicher sehen wir den nicht besonders guten Erhaltungszustand, der sich im Innern, durch die Fenster sichtbar, fortsetzt. Drumherum gibt es noch einige Wirtschaftsgebäude. Der englische Stil des Parks erschließt sich im Winter mit Schnee nicht so gut. Jetzt wandern wir die letzten drei Kilometer nach Bad Liebenstein, dabei dämmert es schon, und wir erreichen nach über 15 km Wanderung über Schnee und Glätte rechtzeitig das Kurhaus, den vereinbarten Treffpunkt. Der Shuttlebus ist schon da. Der Leiter des Fahrservice, Steffen Volk, der aus Bad Liebenstein stammt, erklärt uns beim Durchfahren ausführlich die Geschichte vieler Häuser und des Kurbetriebes sowie die heutigen Probleme. Offensichtlich wird auch heute noch eher auf Neubauten als auf Sanierung gesetzt, entsprechend wenig attraktiv entwickelt hat sich das Ortsbild entwickelt.
Nach einer Kaffeepause gehen wir direkt ins Keltenbad, dafür haben wir eine Eintrittskarte durch unser Hotel. Marlis ist geschafft, ich dafür unerwartet fit. Der typische Schwimmbadbetrieb ist zwar nicht besonders attraktiv, aber die warme, 1%ige Sole ist viel angenehmer als normales Schwimmbadwasser, dazu ist das Hauptbecken rund, und wenn der Strömungskanal eingeschaltet wird, kann man sich einfach immer rundherum treiben lassen. Was besonderes ist das kleine Becken mit 15%iger Sole, da ist der Auftrieb so stark, dass man von selbst schwimmt, nur das Stehen ist darin etwas schwerer. Und das Wasser ist so salzig, dass man es nicht lange aushält. Wir essen spät und bringen der Bibliothek noch die Karte und die zwei Ortsführer von vor und direkt nach der Wende zurück, die interessante Einblicke in die Umgebung brachten. Jetzt, nach dem Tippen, ist es umgekehrt: Marlis ist fit und ich bin geschafft.

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3 Antworten auf 3. Februar: Wanderung Bad Salzungen

  1. Gabriele Heck sagt:

    Jetzt bin ich neugierig auf die Teufelsbrücke geworden:
    1. Warum heißt die Teufelsbrücke so?
    2. Warum mag Marlis diese Brücke nicht?
    Vielleicht klärt ein bald eingestelltes Foto beide Fragen?

    • Joachim Krueger sagt:

      Zur Teufelsbrücke:
      Das sind 2 ca. 15m hohe Felsen mit ca. 10m Abstand. Dazwischen wurde diese Brücke gebaut. Ein Foto klärt nichts, da Marlis nur widerwillig mitging und der Fotoapparat entsprechend gar nicht wollte.
      Die Brücke war ihr eigentlich egal, aber Marlis war erschöpft und wollte keinen Umweg mehr, und es ging nochmal bergauf, und man wusste nicht genau, wieweit.
      Zur Brücke steht im Führer:
      Eine auf “Ketten ruhende und darum beim Begehen schaukelnde Brücke, die über eine tiefe Schlucht hin zwei Felsen (auf dem äußeren derselben prächtige Aussicht!) mit einander verbindet” (1869) gehört zu den Parkarchitekturen aus der Entstehungszeit des Altensteiner Parks um 1800. Die so genannte Teufelsbrücke wurde 1918 zerstört und 2009 wieder errichtet.

      Joachim

      • Gabriele Heck sagt:

        Aha!
        Und wie der Teufel es will, gibt es natürlich kein Foto von Ihr, nämlich der teuflischen Brücke, die Marlis zuwider ist.
        So habe ich selbst ein wenig gesurft und ein Foto in der Ortschronik von Schweina gefunden. Am besten gefällt mir der Ausschnitt aus dem Gemälde „Blick von Teufelsbrücke auf Liebenstein“ des romantischen Landschaftsmalers Carl Wagner (1796-1867) aus Roßdorf/Rhön”, der auf einer der Seiten der Ortschronik im Internet zu sehen ist.
        Jetzt weiß ich doch, wie sie aussieht!