2. Februar: Marlishausen und Arnstadt

Marlis’ Geburtstag: Fahrt nach Marlishausen (Ziel: Marlis), Besuch Europa-Grundschule und Hort mit Presse, Rückfahrt Stopp in Arnstadt am Rand vom Jonastal

Zum Frühstück werden wir überrascht: dort liegt ein Glückwunsch zum Geburtstag von Marlis’ Freundin Linn, und das Hotel gratuliert auch und serviert Sekt. Welch ein Start zum 63. Geburtstag! Zügig gehts zum Zug, über eine feine frische Schneedecke, wie Marlis sie sich gewünscht hat.
Und auf der Fahrt wühlt sich die Sonne durch den Hochnebel: nicht ein wenig, sondern strahlend blau. Ein Problem gibt es noch zu lösen: Wir fahren heute, passend zum Geburtstag, als eigenes Ziel nach Marlishausen. Ich habe aber die Bahntakte verwechselt: nur alle zwei Stunden geht es zügig dorthin, und ich habe Marlis die Daten genau um eine Stunde verschoben gegeben, und so hat sie die Termine gemacht. Jetzt kommen wir passend nur bis fünf Kilometer davor, nach Arnstadt. In Marlishausen wollen wir um 12:30 Uhr die Redakteurin Antje Köhler von der Thüringer Allgemeinen aus Arnstadt treffen, sie fährt sowieso und kann uns mitnehmen. So lernen wir am Treffpunkt noch die Himmelfahrtskirche kennen, eine achteckige Kirche im evangelischen Barock, die in den achtziger Jahren an die katholische Kirche verkauft wurde. Hinter der Kirche war der Friedhof mit vielen Gräbern der Familie Bach. Heute erinnert nur noch eine Stele daran.
In Marlishausen besuchen wir die Europaschule, eine Grundschule mit Kinderhort, die stark mit anderen europäischen Schulen zusammenarbeitet und mit Englisch in der ersten und Französisch in der dritten Klasse beginnt. Jetzt sind Winterferien, nur der Ganztages-Hort ist offen, und wir werden mit großem Bahnhof empfangen: Die Kinder haben ein Lied eingeübt, und danach essen wir mit ihnen und der Redakteurin im Hort zu Mittag. Der Zeitungsfotograf kommt noch dazu. Es geht weiter: auf dem Rundgang kommen wir in ein Zimmer, wo die Kinder eine Dominolandschaft aufgebaut haben und durch Kippen eines Steins alle Steine, auch durch einen Tunnel, in Kettenreaktion umfallen. Die Lehrerinnen und Kindergärtnerinnen hier sind äußerst engagiert und binden auch die Eltern ein. Mit geringen Mitteln wird so von allen zusammen in Eigenarbeit die Schuleinrichtung ständig verbessert. Jedenfalls können sie sich vor externen Anfragen von Schulanfängern kaum retten. Die ganze Schule strahlt eine kreative, hoch motivierte Atmosphäre aus, die Kinder sind voll bei der Sache.
Die Redakteurin nimmt uns mit zum Pfarrer, der uns die kleine, schon baufällig gewesene, aber jetzt neu renovierte Kirche mit zwei Emporen zeigt. Interessant ist die durchgehende Holzrückwand mit eingebauten Altarbildern hinter dem freistehenden Altar. Das treffen wir später in größer noch in der Bach-Kirche in Arnstadt an.
Wir laufen noch durch mehrere Straßen des sehr ländlich geprägten Dorfes. Wir sehen soviel Taubenzucht wie noch nirgends. Und beim Gang durch die Nebenstraßen bellen Hunde aus allen Häusern. Auf dem Weg zum Bahnhof holen wir die Blume ab, die Marlis zum Geburtstag geschenkt bekommen hat. Am Bahnhof besuchen wir das einzige, etwas verschlafene, aber doch überraschend nette Gasthaus des Ortes, in dem wir einige Stammgäste antreffen, bevor wir am Haltepunkt Marlishausen vor dem alten Bahnhofsgebäude in den Zug steigen. Alles ist voll alter und neuer Schilder mit der Aufschrift “Marlishausen”, und alle richtig geschrieben, ein Fest für Marlis!
Am Nachmittag erreichen wir Arnstadt, die nahegelegene Kreisstadt des Ilm-Kreises mit 25.000 Einwohnern. Und so berühren wir auch noch ihren zweiten Namensteil, das Jonastal, die kaum besiedelte Landschaft zwischen Arnstadt, Ohrdruf und Crawinkel, von der wir gestern im Bergwerk erfahren haben. Hier hat Hitler im letzten Kriegsjahr von Zwangsarbeitern unterirdische Anlagen unbemerkt von der örtlichen Bevölkerung bauen lassen, deren Funktion – sicher Kriegsproduktion – bisher eher sagenumwoben ist, da die amerikanischen Archive noch nicht zugänglich sind. Das könnte ein Sommerziel mit dem Fahrrad werden.
Der Weg ins Zentrum von Arnstadt führt erst an einigen schönen Villen vorbei, dann jedoch durch mehr oder weniger schön renovierte Plattenbauten über Stadtbrachen mit Parkplätzen, wie wir sie aus einigen ostdeutschen Städten kennen, und die entweder vom Krieg übriggeblieben, oder in der späten DDR durch Abriss verfallener Altbausubstanz entstanden sind. Die Altstadt selbst birgt sehr schöne Straßenzüge mit vielen historischen Bauten, Fachwerkhäusern und Kirchen. Wir können nur die Johann-Sebastian-Bach-Kirche besichtigen, innen komplett Holz, auch das Tonnengewölbe, mit zwei seit 2002 wiederhergestellten Orgeln, der originalen Bach-Orgel von 1703 und der späteren romantischen Orgel. Am Infotisch bekommen wir kompetente Infos zu Kirchen und Ort. Die wohl noch imposantere Liebfrauenkirche kann leider im Winter nicht besichtigt werden.
Wir trinken Kaffee am Ried, einem Platz mit alten Handelshäusern. Insgesamt hat der Ort zwar sehr schöne Ecken, wirkt aber doch, besonders vom Marketing und der Geschäftswelt her eher verschlafen. Wir gehen am Schlossturm, der als einziges vom im 18. Jahrhundert eingestürzten Schloss Neideck übrig geblieben ist, vorbei zum Bahnhof und begeben uns auf die Rückfahrt. Dabei hat Marlis heftig mit elektronischen Geburtstagsgrüßen zu schaffen. Auch beim Abendmenü werden wir mit Geburtstagssekt begrüßt. So geht ein rundum gelungener Tag für Marlis zu Ende.

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4 Antworten auf 2. Februar: Marlishausen und Arnstadt

  1. Edith sagt:

    Liebe Marlis,

    ein bisschen verspätet aber dennoch von ganzem Herzen alles Liebe und die besten Glückwünsche zu deinem Geburtstag.
    Wir haben am selben Datum gefeiert, mein Mann wurde 62 Jahre alt (jung?).
    Marlishausen und Jonastal, ja gibt’s denn das? Super! :D

    Allzeit gute Bahnverbindungen und schöne Erlebnisse im Allgäu,
    Edith

  2. Bärbel Wilhelm sagt:

    Sehr geehrte Frau Jonas, sehr geehrter Herr Krueger,

    ich freue mich, dass Sie während Ihre Bahn-Zeit-Reise in unserem kleinen Dorf in Marlishausen und somit an unserer Europaschule Rast gemacht haben. Es muss wirklich spannend und interessant zugleich sein, täglich so viele neue Eindrücke zu erhalten. Vor allem an einem Geburtstagstag, nicht wie gewohnt Zuhause im Kreise der Familie zu sitzen. Herzlichen Dank über den gelungenen Artikel über unsere Schule in der Thüringer Allgemeine. Gestern, am Samstag, als wir vom Skiurlaub kamen, las ich sofort die Zeitung, da ich wusste, dass Sie an Ihrem Geburtstag auch in Marlishausen weilen. An dieser Stelle herzliche Geburtstagswünsche nachträglich, bleiben Sie gesund und erhalten Sie Ihre Neugier.
    Für Sie und Ihren Begleiter eine schöne Zeit-

    Bärbel Wilhelm
    Schulleiterin Europaschule Marlishausen

  3. Maren Bauer sagt:

    Liebe Frau Jonas und Partner, leider konnte ich Sie an Ihrem Geburtstag nicht in unserem Hort begrüßen. Nachträglich alles Liebe und Gute für Sie und noch viele schöne Höhepunkte während Ihrer Reise. Ich habe mich sehr über Ihren Beitrag über unsere kleine Schule gefreut und wünsche Ihnen und Ihrem Partner eine gute Zeit.
    Liebe Grüße
    Maren Bauer

  4. Erika Siegel sagt:

    Erstmal liebe Fr. Jonas,

    herzlichen Glückwunsch nachträglich zu ihrem Geburtstag, viel Glück und ganz viel
    Gesundheit wünschen Fr. Siegel, Fr.Balbach, Fr. Nething und Fr. Böttger Jutta aus Unna!!!!!

    Das mit Marlishausen finde ich jaaa total, diesen Ort kannte ich noch gar nicht.
    Bei ihrer Zeitreise kann man noch viel lernen.
    Das ist echt eine tolle Idee von ihnen und ihrem Mann, noch viel Spaß ihnen beiden

    liebe Grüße von uns allen
    ihre Fr. Siegel