23. November: Dortmund und zurück

Rundgang in Marlis’ Jugendviertel in Dortmund, Besuch des neuen Dortmunder U, Grünkohl und zurück nach LU

Angelika berichtet mir, welche positiven Auswirkungen die Kulturhauptstadt Essen mit vielen Veranstaltungen auf Dortmund hat und wie der U-Turm Dortmund – Zentrum für Kunst und Kreativität – über die Stadt hinaus strahlt.
Der Vormittag steht ganz im Zeichen der Wiederentdeckung meines Kiezes: aus meiner Grundschule, die jetzt im Problemviertel liegt, ist die Vorzeige-Grundschule “Kleine Kielstraße” geworden, aus der Behelfskirche die zur Gebetsstunde gut besuchte Dortmunder Zentral-Moschee. Wo die Villa eines Möbelhändlers stand – Angelika und ich, wir drückten uns an seinem Gartenzaun die Nasen platt, weil er in seinem Garten so einen schönen hellbauen Springbrunnen hatte – steht jetzt in der Nähe die Hochhausruine Kielstraße 26 aus den Sechzigern, die regelrecht pleite gegangen ist – ein mahnendes Beispiel für falsche Renditeversprechen. 2012 wird die Stadt Dortmund das Haus nach endlosen Rechtsklärungen abreißen. Die Straßen in diesem Viertel sehen allesamt trostlos aus, das macht nicht nur der trübe Novembertag, viele Häuser sind auch 50 Jahre später noch rußgeschwärzt.
Ein kurzes Gespräch mit einem Briefboten bestätigt den Eindruck. Trotzdem lebt die Vergangenheit in starken Bildern und Erlebnissen in mir. Hier hat sich wohl zu wenig verändert, so ist aus den einfachen Verhältnissen von damals ein Umfeld des Verfalls, mit einzelnen Versuchen des Gegensteuerns geworden.
An der Bornstraße verlassen wir den Dortmunder Norden und schauen nach, was aus der ehemaligen Union-Brauerei, deutlich im Stadtbild an den großen “U” erkennbar, durch den Kulturhauptstadt-Umbau geworden ist.
Das “Museum am Ostwall” ist hierhin umgesiedelt, aber das U-Haus ist alles andere als fertig. Vorherrschend sind noch Baustellenatmosphäre und Wachpersonal. Das Museum ist zwar umgezogen, aber die ganze Zugangssituation sieht sehr unfertig aus. Nur die Medieninstallationen von Prof. Winkelmann beeindrucken. Durch eine kreative Zwischennutzung der Fachhochschule Dortmund mit der Ausstellung “ORANGE im U”, als Bachelor-Arbeit initiert von Clemens Müller, lädt die erste Etage zum Verweilen und zum Befragen des Machers ein: Seine Idee ist diese als Mitmachprojekt konzipierte Ausstellung. Er hat Menschen aufgefordert, ihre orangenen – eine wichtige Farbe der 70er – Haushaltsgebrauchsgegenstände für die Ausstellung zur Verfügung zu stellen, was sie dann auch reichlich taten. Mit anderen Farben, meint er, hätte das nicht so funktioniert. Jetzt sind 550 sehr typische Gebrauchs-, Design-, Mode- und Dekorationsobjekte zusammengekommen.
Nach dem letzten Grünkohl jagen wir mit Tempo 300 wieder nach LU zurück.

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