22. Oktober: Geroldsau

Von Horb über Pforzheim nach Geroldsau und Wanderung durch die Schlucht (Ziel: Helmuth), Rückfahrt

Heute war der erste Nachtfrost mit -5°, den haben wir doch glatt verschlafen. Rauhreif macht die Dächer weiß. Vom Bett aus fällt der Blick direkt auf den herbstlichen Schwarzwald auf der anderen Neckarseite.

Um 10:53 Uhr geht es von Horb am Neckar mit der Kulturbahn (die Strecke Tübingen – Horb – Pforzheim wurde so getauft, weil sie viele Orte mit Kulturdenkmälern berührt) vorbei an Rauhreifwiesen, Bächen, Bad Liebenzell und zwei Bedarfshaltestellen, ähnlich wie in Niederbayern, über Pforzheim und Karlsruhe nach Baden-Baden. Bis hierher haben wir RB, IC und ICE benutzt. Wir steigen in den Bus Richtung Mummelsee und verlassen ihn am Ende von Geroldsau. Das Gepäck verwahren wir im Schließfach in Baden-Baden.
Ideengeber Helmuth schickt uns an einen Ort, “der mir sehr ans Herz gewachsen ist, ein Naturerlebnis der ganz besonderen Art: zu den Wasserfällen in Geroldsau bei Baden-Baden.”
Wir porträtieren uns vor jedem Ort, den wir für unsere Ideengeber aufsuchen. Jetzt sind wir nach anfänglichen mäßigen Ergebnissen kreativer geworden und benutzen das handliche Gorilla-Stativ, weil wir ja beide samt Ortsschild zu sehen sein wollen. Das dauert eine Weile.
Wir starten die Wanderung bei hochnebelbedecktem Himmel um 14:40 Uhr und folgen dem Grobbach durch sein wildes Tal. Das Bachbett ist voller bemooster Felsen, es rauscht und schäumt ständig. Der zu dieser Jahreszeit einsame Weg windet sich entlang des Baches durch einen schluchtartigen, recht unberührten Wald. Der Rhododendron, der an manchen Stellen großflächig das Unterholz überwuchert hat, erinnert Joachim an Irland.
Wir entdecken durch den ersten Frost abgeschlaffte Pilze an einem Baumstamm. Sieht aus wie Pilzschlamm. Der Bachlauf ist wirklich wildromantisch, da hat Helmuth mit seiner Beschreibung absolut recht. Der Grobbach ist so laut, dass er selbst bei mäßigem Wasserfluss die Handys in der Tasche übertönt. Das ist gut so.
Helmuth hat uns seine Fotos der letzten Wanderung dort von Anfang Juni 2010 zur Beschreibung der Tour zur Verfügung gestellt, wir kommen beide spontan auf die Idee, sie genauso nachzufotografieren, allerdings nun gut vier Monate später im Herbst. Nach einigem Kombinieren finden wir alle Aufnahmeorte wieder, aber es sind komplett andere Stimmungen. Wir sind selbst erstaunt, dass es genau die gleichen Standorte sind.
Wir sind begeistert von dieser Wanderung, von der wir bisher nichts gewusst haben und die wir, obwohl oft in Baden-Badens Umgebung, ohne Helmuth sicher niemals hier gewandert wären. Dennoch: ein kleiner Wehrmutstropfen bleibt, denn wir sollten hinter dem Wasserfall das Rasthaus Bütthof besuchen, das ausgerechnet heute eine geschlossene Gesellschaft bewirtet. Hier scheint aber manchmal richtig was los zu sein, an der Zufahrt steht eine fernsteuerbare Ampel, und am Haus prangt das Schild “Wer hier parkt, fährt auf den Felgen heim”, ein Spruch des „bissigen“ Wirtes.
Wir wandern nach allen gefundenen Fotoaufnahmeorten von Helmuth weiter zu einer steinernen Brücke über den Bach, Joachim will noch weiter zu einer zweiten, deren Besichtigungssinn ich nicht einsehe. Das wird dennoch zu einem guten Erlebnis: dort tauchen unvermittelt zwei schwere Forstfahrzeuge auf, eines davon trägt das Nummernschild mit dem Kennzeichen “…JK 1010″! Das passt zu unserem Reisejahr und zusammen mit den Büffeln, die auf einer Wiese weiden, entschädigt mich das für den nur widerwillig akzeptierten Umweg.
Der Weg zurück geht autobahnmäßig breit bergab, entlang des rauschenden Grobbaches.
Wir erreichen Geroldsau um 18 Uhr und kehren in den “Auerhahn” ein. Der Bus bringt uns unerwartet zügig direkt an den Bahnhof Baden-Baden – am Augustaplatz wechselt er einfach ohne Pause die Busnummer, das konnte die Bahnauskunft ja nicht ahnen! So gibt’s am Bahnhof eine längere Pause, wir fangen schon an zu tippen. Dann sind wir schnell zurück in LU.
Leider ist unsere zweite Reiseetappe, die nur aus zwei Tagen bestand, viel zu schnell zu Ende, so dass ich meinen Alltag gleich wiedererkannt habe.

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Eine Antwort auf 22. Oktober: Geroldsau

  1. Helmuth sagt:

    Hallo Marlis und Joachim, schön, dass ihr auch meiner Anregung gefolgt seid und den Weg zu den Wasserfällen gefunden habt. Es freut mich, dass es auch euch so gut gefallen hat. Bitte nicht soviel Werbung. Die Idylle des Ortes leidet sonst darunter. Hauptsache wir wissen es und kennen die Schönheit.Herzliche Grüsse Helmuth