21. Dezember: Wolfsburg und zurück

Wolfsburg: Schwimmbad im zugefrorenen Mittellandkanal, Kunstmuseum mit Giacometti, Umgang mit Bahn und Schnee auf der Rückfahrt nach LU

Ich gehe morgens bei minus 11 Grad nochmal schwimmen. Es kommt mir nicht mehr so furchtbar kalt vor, vielleicht weil es hell ist und die Sonne etwas scheint. Seltsam ist nur, dass der Griff der Badeleiter beim Aussteigen klebt. Nach unvermeidlich ausgiebigem Frühstück verlassen wir gegen 12 Uhr diesen noblen Ort. Vor dem Hotel haben sie tatsächlich die ganze Vorfahrt schnee- und eisfrei geräumt, auch die anderen Wege in der Autostadt. Es gibt noch einen Abschiedsglühwein und einen Ladenbesuch, ansonsten lassen wir die Autostadt links liegen, die haben wir schon vor zwei Jahren besichtigt.
Auf der Brücke über den Mittellandkanal sehen wir einem Frachter zu, wie er sich durch die mittlerweile ganz geschlossene Decke aus Eisbrocken schiebt, das geht erstaunlicherweise. Irgendwann friert das alles zusammen. Alles ist weiß, es sieht so friedlich aus. Im Bahnhof steht ein ICE2 etwas versetzt schon seit 3 Stunden, später sehen wir ihn etwas rangieren, noch später steht ein Werkstattzug mit einigen Arbeitern davor, am Abend ist er weg.
Am Bahnhof versuchen wir, die Koffer einzuschließen. In der Schließfachanlage sind nur fünf von neun großen Schließfächern nutzbar, und die sind alle voll. Die neue Anlage ist angekündigt, aber nicht für ein Datum. Tourist-Info, Bahnhofsservice und Reisezentrum dürfen kein Gepäck aufbewahren. Wir werden also nur Marlis Koffer und Rucksack los, ich nehme meine Sachen mit auf den Rundgang. Dafür wird alles gut konserviert, die Anlage ist draußen.
Wir machen einen Rundgang durch das nahegelegene Designer-Outlet, beide finden wir ein Teil. Ansonsten ist es dort wenig belebt zwischen den Schneeflächen.
Mit dem Bus fahren wir zum Kunstmuseum. Dort gibt es die vielfach positiv besprochene Retrospektive zu Giacomettis reiferem Werk. Die Statuen nehmen sich ihren Raum, sie haben eine Aura, heißt es und wurde auch von Giacometti so beschrieben. Erstmals versucht eine Ausstellung auf diesen Aspekt einzugehen und präsentiert ganz kleine Statuen in einem einzelnen, durch Architektur und Licht im unbestimmten auslaufenden Raum. Das geht vielleicht auch nur hier in Wolfsburg mit der freien, hohen Halle mit komplett variabler Trennwand-Konzeption. Das Raumschaffende der Statuen lässt sich tatsächlich nachzuvollziehen, es ist ein großartiges Erlebnis.
Wir können die Ausstellung in Ruhe nach unserem Bedarf genießen, die Bahn hat ihre Verspätungen mit uns abgestimmt und den um 17:40 nach Mannheim durchgehenden ICE schrittweise um 60 Minuten nach hinten verlegt. An der Anzeigetafel in der Bahnhofshalle ist zwar nur von 45 Minuten die Rede, aber die Internet-Auskunft stimmt. Dafür wollte das Internet die Halte Braunschweig und Hildesheim ausfallen lassen und Hannover-Messe einschieben, was der Ansage im Zug widerspricht. Bald darauf erscheinen Braunschweig und Hildesheim im Internet wieder, aber an Hannover-Messe wird hartnäckig festgehalten, real fährt er dort aber nicht hin. Dafür wird die Verspätung wahrheitsgemäß erhöht: schon in Braunschweig hat er fast 80 Minuten. Na gut, uns ist es einigermaßen egal, wir müssen ja nicht mehr umsteigen, und die ersten 60 Minuten davon haben wir für uns genutzt, am Ende sind es 115 Minuten. Nun ja, die Bahn redet also doch vom Wetter, im Fernverkehr gibt es verbreitet Verspätungen, einige auch 120 Minuten, einzelne Züge fallen auch ganz aus oder fahren kürzere Strecken, vor allem fahren sie langsamer. Ohne mobiles Internet ist es jedenfalls unerfreulich, und Platzreservierung kann man sich gleich ganz schenken. Wir haben diese Fahrt aber ohne wesentliche Probleme, dafür mit sehr schönen Winterstimmungen zuende gebracht.
Bei der Ankunft in Ludwigshafen haben wir zum ersten Mal auf diesem Reiseabschnitt Regen und keinen Frost.

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Eine Antwort auf 21. Dezember: Wolfsburg und zurück

  1. Peter Krauss sagt:

    In der Mannheimer Galerie Falzone gibt es eine Ausstellung des Malers Ralph Gelbert mit einer interessanten Parallele zu eurem Projekt. In der Überschrift des Berichts der RNZ finden sich jedenfalls die Begriffe “Reisenotizen ” und “Sehnsuchtsort” – allerdings “für Heimatlose” – und das kann man von euch ja nun wirklich nicht sagen…
    Herzliche Grüße und weiterhin Gute Fahrt
    Peter