Fahrt nach Münster, auf den Spuren des legendären Café Schucan (Ziel: Frank), Rückkehr
Der Gastraum zum Frühstück im Gasthof Arning ist historisch, der Kamin und Dekoration sind echte Antiquitäten. Nebenan gibt es einen Festsaal und einen Nichtraucher-Gastraum. Wir bezweifeln, ob das noch für viele Gäste attraktiv ist. Prüfen können wir es nicht, gestern war Ruhetag. Der Reporter der Glocke aus Oelde besucht uns zum Interview. Wir schauen im Verkehrsverein vorbei – multifunktional, gleichzeitig Reisebüro und Anzeigenannahme.
Der Schnellbus bringt uns nach Münster, das wir ganz gut kennen; heute begeben wir uns auf die Spuren von Ideengeber Frank: in den 80er Jahren hat er in Münster studiert, und da war das Café Schucan am Prinzipalmarkt die Institution mit unschlagbarer Konditorei. Wir wissen schon aus Recherchen, dass es das seit 1997 nicht mehr gibt. Als wir Herrn Diepenbrock gestern abend unser heutiges Ziel genannt haben, hat er uns Tipps gegeben: zunächst das Stadtmuseum, auf dem Weg ins Zentrum. Aktuelle Ausstellungen sind Fotos zu Münster vor 50 Jahren und der Prinzipalmarkt von 1857 bis 1958. Da können wir das Haus schon in etwa identifizieren, sicher wird es in einem Kurzartikel in einem Münster-Buch: Prinzipalmarkt 24, 25 und 26. Da das Café nicht mehr existiert, halten wir natürlich nach aktuellen Alternativen Ausschau. Café Grotemeyer in der Nähe wurde uns schon gestern abend genannt und hier bestätigt. Ein Café Erwin Müller im Stil der 50er Jahre begegnet uns in Büchern; wir erfahren, dass es hier im Museum als Ausstellungsraum existiert als einziges Beispiel eines Ladens dieser Zeit, also besichtigen wir ihn gleich. Das Stadtmuseum ist wirklich sehenswert, die vielen anderen Räume mit Kunst und Geschichte seit der Gründung Münsters lassen wir allerdings weg. Heute in Münster regnet es erstmals seit langem auf unseren Reisen. Wir gehen daher gleich in die Stadtbücherei, weil uns bei Internet-Recherchen ein einziges Buch über die Geschichte des Café Schucan aufgefallen ist – mittlerweile vergriffen. Sie haben es, wir blättern es durch, lesen und fotografieren. 1836 wird das Café gegründet von dem Schweizer Steiner aus dem Engadin, ab 1894 bekommt Otto Schucan, ein Schreiner aus dem Engadin, der die Tochter eines Konditormeisters aus dem Café geheiratet hat, einen Pachtvertrag und bringt das ganze wieder in Schwung.
und die Inschriften in der Fassade von Haus 25 erinnern an Schucan. Unsere Gespräche ergeben, dass das Café Kleimann am Prinzipalmarkt 48 sich als Ersatz versucht. Auch das schon seit 1850 bestehende Café Grotemeyer im Salzweg hat ähnliche Tradition. Es regnet noch immer, also kehren wir dort ein. Die Torten
– wir probieren “Grothemeyer Spezial” und Zitronenbuttercreme – und die Schokolade sind vorzüglich. Wir ziehen weiter zum Café Kleimann,
dort sieht alles noch besser aus, mangels weiterem Appetit auf Torten kaufen wir Confiserie-Artikel. Alle Kommentare sagen aber, dass das Schucan nicht ersetzbar sei. Herr Diepenbrock hat uns gestern noch einen Tipp gegeben, auf den wir sonst nie gekommen wären: im seit 1999 bestehenden Mocca d’Or, einer angesagten großen Pizzeria, die auch Kaffee und Kuchen anbietet und etwas versteckt in einer Nebengasse an der Rothenburg liegt, seien Möbel des alten Schucan übernommen worden. Wir besuchen es und erkennen die Stühle und Leuchter
von den Fotos. Die Chefin bestätigt uns das und zeigt auch den Kamin, der aus dem alten Geschäft stammt. Mit dem Mobiliar wurde versucht,
hier eine ähnliche Treffpunkt-Atmosphäre herzustellen wie im alten Schucan. Wir gehen am ehemaligen Standort des Café Müller vorbei, dort residiert jetzt eine gewöhnliche Bäckerei mit Café. Zufrieden mit unseren Recherche-Ergebnissen beenden wir den Besuch in Münster und kehren auf einer neuen Ruhrgebiets-Route via Haltern, Recklinghausen, Oberhausen, auf der wir direkt hinter der Essener Zeche
Zollverein vorbeikommen, ohne Probleme am Abend
nach Ludwigshafen zurück.





Manchmal könnte man annehmen, Ihr seid nur der vielen regionalen Leckereien wegen unterwegs. Schon wieder spielt Essen und Trinken eine wichtige Rolle oder gar eine Hauptrolle.
Wahrscheinlich werdet Ihr später von der Reise immer in Verbindung mit den leiblichen Genüssen (als Verankerung für die Erinnerung) erzählen; z.B. in der Form: “Das war dort, wo ich die ‘Grothemeyer Spezial’ gegessen habe”.